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60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

Titel: 60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vermutet, daß Sie sich nicht auf der linken, sondern auf der rechten Seite des Weges befunden haben.“
    „Ah, pah! Wozu das?“
    „Und daß Sie es waren, welcher schoß!“
    Der Baron hatte so etwas Ähnliches erwartet und verstand es daher, seine Fassung vollständig zu bewahren.
    „Das wäre ja Wahnsinn!“ antwortete er achselzuckend.
    „Auch der Wahnsinnige hält seine Einbildungen für Wahrheit. Wir werden immerhin auf etwas Derartiges gefaßt sein müssen. Doch bitte, fahren Sie weiter fort!“
    „Ich habe nichts hinzuzufügen. Ich traf unterwegs auf Gendarme und Grenzbeamte, welche das Weitere wissen.“
    „Würden Sie bereit sein, Ihre Aussage zu beschwören?“
    „Wort für Wort!“
    „Man wird es von Ihnen verlangen. Doch, apropos, wissen Sie bereits, daß auch Ihr Cousin, Baron Otto von Helfenstein, ermordet worden ist?“
    „Ja. Ich habe diese zweite Mordtat vor zehn Minuten durch einen Diener erfahren.“
    „Haben Sie Verdacht auf irgend jemand?“
    „Nein.“
    „Sie sagten, daß gestern Brandt auch mit dem Baron einen Wortwechsel gehabt habe?“
    „Einen sehr heftigen; es ist schon mehr als ein Wortwechsel gewesen; der Hauptmann erzählte mir, daß mein Cousin dem Menschen das Schloß verboten habe.“
    „Wäre es nicht möglich, daß er dennoch Zutritt gefunden haben könnte?“
    „Hm! Er hat ihn gefunden!“
    „Wie? Wirklich? Er ist im Schloß gewesen?“
    „Ich erfuhr es vorhin ganz zufällig.“
    „Wann soll es gewesen sein?“
    „Kurz nach Mitternacht.“
    Der Vorsitzende schaute nach dem Arzt hinüber und fragte:
    „Und wann meinen Sie, daß die Tat geschehen sei?“
    „Wenig vor und auch nicht viel nach Mitternacht“, antwortete der Gefragte im Ton der Sicherheit.
    „Was hat Brandt um diese Zeit im Schloß zu tun gehabt?“ fragte der Amtmann den Baron weiter.
    „Er ist bei meinem Cousin gewesen.“
    „Können Sie dies beweisen?“
    „Durch mehrere Zeugen, denen er selbst es mitgeteilt hat.“
    „Wer sind diese Zeugen?“
    „Die Zofe Ella und einige andere Domestiken, welche Sie sich von der Zofe nennen lassen können.“
    „Ich bin mit meinen Fragen zu Ende. Haben Sie noch etwas zu bemerken, zu berichtigen oder hinzuzufügen?“
    „Nein.“
    „So nehmen Sie unseren Dank für Ihre Bereitwilligkeit, uns die erbetene Auskunft zu erteilen.“
    Der Baron nickte vornehm mit dem Kopf und entfernte sich.
    Jetzt nun wurde die Zofe geholt. Sie wußte von einem Liebesverhältnis zwischen Brandt und ihrer Herrin nicht das mindeste; aber sie erzählte, daß der Angeklagte nach Mitternacht bei dem Baron gewesen sei. Sie war wegen des Todes ihres Bruders über Brandt so ergrimmt, daß sie ihm nur schaden konnte.
    Auch das weitere Zeugenverhör führte zur bestimmten Annahme, daß er der Mörder sei. Zuallerletzt sollte auch Alma geholt werden; aber sie war zu schwach zu kommen, und ließ die Herren zu sich bitten. Sie lag, bleich wie der Tod, auf einem Ruhebett und vermochte nur mit leiser Stimme ihre Aussagen abzugeben.
    Der Amtmann wollte sie möglichst schonen, mußte aber doch nach Dingen fragen, welche sie lieber umgangen gehabt hätte. Sie stimmte in ihrer Darstellung des Mordes an dem Hauptmann mit der Erzählung ihres Cousins überein. Sie gab auch zu, von Brandt selbst gehört zu haben, daß er um Mitternacht bei ihrem Vater gewesen sei und mit ihm gesprochen habe.
    „Sie halten ihn also für den Mörder des Hauptmanns?“ fragte der Amtmann.
    „Ich bin leider dazu gezwungen.“
    „Und auch für den Mörder Ihres Vaters?“
    Sie blickte, abermals aufs heftigste erschrocken, auf.
    „Meines Vaters?“ fragte sie, indem das reine Entsetzen aus ihrem Auge blickte.
    „Fällt auch da der Verdacht auf ihn?“
    „Ja. Er hat den abhanden gekommenen Zimmerschlüssel in seiner Tasche gehabt.“
    „O Gott, o mein Gott!“ jammerte sie. „Das wäre zu viel, mehr als ich ertragen könnte. Nein, so ein Ungeheuer kann er doch nicht sein!“
    „Sie wissen noch nicht, daß Ihr Herr Vater mit einem Rasiermesser ermordet wurde?“
    „Nein.“
    „Nun, dieses Rasiermesser haben wir unter dem Tisch gefunden. Wir wollen Ihnen den Anblick desselben ersparen. Aber vielleicht wissen Sie zufälligerweise, ob Ihr Milchbruder sich rasieren läßt, oder sich selbst rasiert.“
    „Er rasiert sich selbst. Ich weiß, daß Papa ihm zu seinem letzten Namenstage ein elfenbeinernes Rasierbesteck geschenkt hat.“
    „Hm! Können Sie sich irgendwelche Gründe denken, welche Brandt zu so blutigen

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