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600 Stunden aus Edwards Leben

600 Stunden aus Edwards Leben

Titel: 600 Stunden aus Edwards Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Lancaster
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Ihr Sohn hat mir zweimal geholfen, die Garage zu streichen. Er hat mir erzählt, dass er sich ein Fahrrad wünscht. Ich habe ihm etwas Besseres gebaut als ein Fahrrad. Das ist alles. Ich will nicht an Sie rankommen, was immer das bedeutet.« Ich zittere.
    Jetzt wird Donnas Gesicht wieder weicher, und ich stelle fest, dass das Auge, das am Sonntagmorgen so geschwollen und lila war, heute etwas besser aussieht. Zumindest nicht mehr so geschwollen.
    »Es tut mir leid. Ich bin gereizt. Ich versuche nur, das alles zu begreifen.«
    Jetzt bin ich derjenige, der empört ist. »Sie haben mich gefragt, ob ich Ihr Freund sei.«
    »Ja.«
    »Und ich habe gesagt, das bin ich.«
    »Ja.«
    »Also gut. Ich muss jetzt gehen.«
    Während ich mich von Donna Middleton entferne, höre ich, wie sie noch etwas sagen will, aber dann bricht sie ab und entscheidet sich offenbar dagegen. Ich drehe mich nicht um. Ich öffne die Tür, gehe ins Haus und schlage die Tür hinter mir zu.

    Das Abendessen – Spaghetti – schmeckt künstlich. Jetzt bin ich mir sicher: Ich stecke in öder Routine fest.
    Ich schleudere meinen halb leeren Teller in die Spüle, wo er zerspringt.

    Bei
Montana Personal Connect
werde ich folgendermaßen begrüßt:
    Postfach (0).
    Das Leben ist blöd.

    Die heutige Folge von
Polizeibericht
ist die letzte der Folgen in Farbe, die zunächst von 1967 bis 1970 ausgestrahlt wurden. Das erste Mal wurde sie am 16. April 1970 gesendet, und sie heißt »Der 90-Dollar-Mord«. Es ist eine meiner Lieblingsfolgen.
    Ich fand es immer passend, dass die Serie mit dieser Folge endet, denn in »Der 90-Dollar-Mord« müssen Sergeant Joe Friday und Officer Bill Gannon das ganze Spektrum ihres Könnens unter Beweis stellen. Sie untersuchen alle Arten von Verbrechen, einschließlich zweier Tötungsdelikte, eines bewaffneten Raubüberfalls und eines Handtaschendiebstahls. Solche Tage müssen für Polizeibeamte sehr schwierig sein, nicht nur, weil Menschen tot oder verletztsind, sondern auch, weil sie jede Menge Papierkram erledigen müssen. Sergeant Joe Friday scheint zwar jeden Verbrecher zu fangen, aber manchmal muss er sich vorkommen, als würden die Verbrecher die Oberhand haben.
    Jetzt habe ich in diesem Jahr alle neunundneunzig Farbfolgen jeweils dreimal gesehen. Morgen werde ich wieder von vorn anfangen.
    Sergeant Joe Friday und Officer Bill Gannon und allen anderen des
Polizeibericht
-Ensembles werde ich niemals überdrüssig. Auf sie kann ich mich auf eine Art und Weise verlassen, wie ich mich sonst auf nichts oder niemanden verlassen kann.
    Donna,
    ich habe gerade gezögert, Sie auf vertraute Weise mit dem Vornamen anzusprechen, da ich nach dem Vorfall heute Nachmittag nicht weiß, wie gut wir einander kennen. Schließlich habe ich es doch getan in der Hoffnung, dass wir einander irgendwann auf vertraute Weise und als die Freunde betrachten, als die Sie uns offenbar sehen wollen.
    Vorher muss ich jedoch die unglücklichen Ereignisse ansprechen, die sich vor nur wenigen Stunden zugetragen haben.
    Ich verstehe Sie nicht. Ich verstehe nicht, warum Sie böse auf mich sind, wenn ich für Ihren Sohn etwas Nettes mache. Ich habe Sie in seiner Gegenwart nicht geschlagen, so wie Mike es getan hat. Ich habe Sie nicht angebrüllt. Ich habe ihn nicht angebrüllt.
    Ich habe ihm ein wahnsinnstolles Tretfahrzeug gebaut. Mehr habe ich nicht gemacht. Ich weiß nicht, warum ich mich deswegen schlecht fühlen soll.
    Ich hoffe, Sie werden Ihre Einstellung mir gegenüber ändern. Ich hoffe, Sie tun das bald.
    Mit besten Grüßen verleibe ich – hoffentlich – Ihr Freund
    Edward

DIENSTAG, 21. OKTOBER
    Lassen Sie mich schnell die trivialen Daten festhalten (ich liebe das Wort »trivial«), denn es gibt so wenig zu berichten und so viel Zeit.
    Warten Sie. Streichen Sie das. Anders herum.
    Also dann.
    Aufwachzeit: 7:38 Uhr. Das macht dann 224 von 295 Tagen in diesem Jahr (weil es ein Schaltjahr ist).
    Gestrige Höchsttemperatur: sechzehn Grad.
    Gestrige Tiefsttemperatur: drei Grad.
    Heutige Vorhersage: bis zu elf Grad. Wir werden sehen. Vorhersagen sind bekanntermaßen unzuverlässig.
    Träume: keinen, an den ich mich erinnern kann, zum ersten Mal seit Tagen.
    Meine Daten: vollständig.
    Und ja, ich habe gerade aus
Charlie und die Schokoladenfabrik
zitiert (dem Film von 1971). Wie schon gesagt, kann ich manchmal ganz schön witzig sein.

    Ich betrete Dr. Buckleys Wartezimmer neunzehn Minuten und zweiundzwanzig Sekunden vor meinem Termin. Ich bin ganz

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