Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
600 Stunden aus Edwards Leben

600 Stunden aus Edwards Leben

Titel: 600 Stunden aus Edwards Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Lancaster
Vom Netzwerk:
mich auch nicht besonders, aber ich stelle fest, dass mein Vater oft allein gegen die übrigen Landräte steht. Leiten Sie daraus ab, was Sie wollen.
    »Diese Arschlöcher haben so viel verdammten Einfluss«, sagt mein Vater. »Dave hatte null Komma acht – null Komma acht! Ein Glas Wein im Restaurant, kurz bevor er ging, und sie sagen, er sei betrunken gewesen. Hätten diese verdammten Bullen ihn zwei Straßenecken später angehalten, wäre alles gut gewesen. Jetzt machen sie mir wegen dieser blöden Geschichte die Hölle heiß.«
    »Ach, Ted, warum vergessen wir das jetzt nicht einfach und essen?«
    »Arschlöcher.«
    »Ted!«
    »Ja, ja, okay. Na, komm, Edward, lass uns essen.«

    Mein Vater hat ein Stück Schweinelendchen auf seine Gabel gespießt und piekt damit durch die Luft in meine Richtung.
    »Edward, wie lauten deine Pläne?«
    »Pläne?«
    »Ja, Pläne. Du weißt schon, Dinge, die dir im Leben ein Ziel vorgeben. Du weißt doch, was Pläne sind, oder?«
    »Ted, bitte«, sagt meine Mutter. Das gemeinsame Essen entwickelt sich zum Familienstreit. Wieder einmal.
    »Ja, Vater. Ich weiß, was Pläne sind.«
    »Hast du welche?«
    »Ich bin nicht sicher, was du meinst.«
    »Pläne, Edward. Es ist doch sicher nicht dein Plan, von nun an jeden einzelnen Tag deine Garage zu streichen.«
    »Du weißt von der Garage?«
    »Ich weiß nicht nur davon. Ich habe sie gesehen. Tatsächlich sogar alle drei Versionen. Was, zum Teufel, sollte das?«
    »Du bist an meinem Haus gewesen?«
    »Es ist mein Haus, Edward. Ja, ich bin dagewesen. Ich habe dich auf der Leiter stehen und streichen gesehen. Das ist verdammt noch mal lächerlich. Und eins sage ich dir: Ich habe gute Lust, diese Rechnung nicht zu bezahlen, wenn sie kommt. Ich bin nicht deine gottverdammte Bank.«
    Ich sehe zu meiner Mutter, die meinem Blick ausweicht. Sie sieht keinen von uns an. Und mein Vater irrt sich: Nach den Regeln, die mein Leben bestimmen und die er nach dem »Garth-Brooks-Debakel« selbst aufgestellt hat, ist er genau das. Meine gottverdammte Bank. Ich weise ihn jedoch nicht darauf hin. Ich versuche,die Situation durch Ruhe zu entschärfen, was mir schwerfällt, Dr. Buckley aber gutheißt.
    »Es wäre nett gewesen, wenn du angehalten und Hallo gesagt hättest.«
    »Ich hatte zu tun, Edward. Ich war auf dem Weg zu einem Termin.«
    Clark Avenue liegt nicht auf dem Weg zu irgendetwas. Es ist keine Durchfahrtsstraße. Wäre mein Vater auf dem Weg zu einem Termin gewesen, wäre er eher auf der Central entlanggefahren oder dem Broadway oder der Grand, vielleicht auch auf der Lewis. Aber nicht auf der Clark.
    »Dreimal?«
    »Ja, Edward, dreimal. Wieso beantwortest du nicht meine Frage?«
    Meine Mutter meldet sich zu Wort. »Ted, lass es doch einfach.«
    »Maureen, ich will nur ein paar Antworten von dem Jungen.« Mein Vater sieht mich verächtlich an.
    Ich fixiere ihn und sage: »Wenn ich irgendwann einmal Pläne habe, Vater, dann lasse ich es dich wissen.«

    Nach dem Essen lehne ich den Nachtisch höflich ab und verabschiede mich von meinen Eltern.
    Meine Mutter kommt zu mir und nimmt mich in den Arm. Leise sagt sie in mein Ohr: »Er meint es nicht so. Er steht im Moment sehr unter Druck.«
    Auf dem Weg nach draußen bleibe ich am Eingang des Wohnzimmers stehen. Mein Vater sitzt auf der Couch, einen Drink in der Hand, und starrt vor sich hin.
    »Gute Nacht, Vater.« Weder rührt er sich noch sieht er mich an.

    Kennen Sie das vom Flugzeug, wenn Sie landen und Ihre Ohren aufgehen und Ihr Atem sich wieder verlangsamt? So fühle ich mich, als mein Toyota Camry auf der 27th Street die Rimrocks hinunterfährt. Ich war nicht so hoch oben wie mit einem Flugzeug, aber es war zu hoch, um angenehm zu sein.

    Wieder zu Hause, an der Tür, klaube ich das bisschen Post, das ich bekommen habe, aus dem Briefkasten. Es sind zwei Coupons für nahe gelegene Pizzerias und ein Brief mit dem Siegel von Lambert, Slaughter & Lamb, Rechtsanwälte.
    Noch auf der Schwelle öffne ich den Umschlag.
    21. Oktober 2008
    Sehr geehrter Mr Edward Stanton,
    dieser Brief betrifft Ihr Erscheinen an der
Billings Clinic
am Morgen des 9. Oktober 2008. Wir möchten darauf hinweisen, dass ein derartiges Verhalten von Ihrem Förderer, Mr Edward Stanton Sr., in Zukunft nicht mehr toleriert wird. Jede weitere Handlung Ihrerseits, die polizeiliches Vorgehen involviert oder den Ruf Ihres Förderers gefährdet, wird eine Änderung der Vereinbarung nach sich ziehen, die für Sie getroffen wurde, bis

Weitere Kostenlose Bücher