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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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rasselnden Schneeketten ein kleiner Radlader herum und türmte den Schnee zu Haufen auf, die schon zweieinhalb Meter hoch waren. Peterson machte einen entspannten Eindruck. Reacher erriet, dass dies mit dem Schnee zusammenhing, der alle Zugänge erschwerte – auch den zu Janet Salters Haus. Potenzielle Eindringlinge würden besseres Wetter abwarten. Sich durch hüfthohe Schneeverwehungen anzupirschen wäre verdammt schwierig gewesen.
    Reacher behielt den Parka an, ließ Mütze und Handschuhe jedoch im Wagen liegen. Zu persönlich. Er würde sie durch neu gekaufte Sachen ersetzen. Im Eingangsbereich saß ein weiterer alter Kauz hinter der Theke. Der Zivilangestellte, der tagsüber Dienst tat. Ähnlich alt, ähnlich angezogen wie der Mann vom Nachtdienst. Peterson führte Reacher an ihm vorbei und den Flur entlang zu einem großen, nicht unterteilten Bereitschaftsraum. Er war voller Lärm und Stimmengewirr und uniformierten Männern und Frauen. Sie hielten Deckelbecher mit Kaffee in der Hand, kritzelten Notizen auf Blöcke, lasen Bulletins, machten sich abfahrtbereit. Insgesamt fast dreißig Uniformierte. Eine sechzig Männer und Frauen starke Polizei, die jeweils zur Hälfte im Tag- und Nachtdienst arbeitete. Manche waren jung, manche alt, manche adrett, manche ungepflegt. Eine bunte Mischung. Wir haben uns verdoppelt, hatte Peterson gesagt. Es war schwierig, unseren gewohnten Standard zu halten. Den Beweis dafür hatte Reacher hier vor Augen. Man konnte die neuen Leute ganz klar von den alten Hasen unterscheiden, und die Spannungen zwischen ihnen waren deutlich zu spüren. Der Zusammenhalt war gefährdet, professionelles Verhalten nicht mehr gewährleistet. Wir und sie. Reacher erkannte, mit welchem Problem Chief Holland zu kämpfen hatte. Es handelte sich praktisch um zwei Polizeizuständigkeiten, und er besaß nicht mehr die nötige Energie dafür. Er hätte sich pensionieren lassen sollen. Oder vielleicht hätte der Bürgermeister ihn entlassen sollen, bevor die Tinte auf dem Gefängnisvertrag getrocknet war.
    Unabhängig von ihrem Dienstalter waren alle Cops pünktlich. Um 8.30 Uhr war der große Raum fast menschenleer. Die Straßensperren erforderten viel Personal, während es andererseits bestimmt weniger Blechschäden gab. Nur zwei Cops – beide in Uniform – blieben zurück. Auf dem Namensschild des einen stand Kapler, auf dem des anderen Lowell . Keiner der beiden trug ein Koppel. Keine Pistole, kein Funkgerät, keine Handschellen. Reacher schätzte beide auf Mitte dreißig. Der schwarzhaarige Kapler hatte sich noch etwas Sonnenbräune bewahrt. Lowell war wie die meisten Einheimischen blond und hellhäutig. Beide wirkten fit, kräftig und aktiv, jedoch nicht besonders glücklich. Kapler ging linksherum, Lowell rechtsherum durch den Raum, sie leerten alle mit Ausgang beschrifteten Drahtkörbe auf den Schreibtischen und verschwanden mit dem Papierkram durch eine unbezeichnete Tür auf dem Korridor.
    Reacher fragte: »Was machen die beiden?«
    Peterson sagte: »Normale Büroarbeiten.«
    »Obwohl sie kaum genügend Leute haben? Das nehme ich Ihnen nicht ab.«
    »Was vermuten Sie also?«
    »Eine Disziplinarmaßnahme. Sie haben sich etwas zuschulden kommen lassen und sind suspendiert worden. Holland hat ihnen die Dienstwaffen abgenommen.«
    »Darüber darf ich nicht reden.«
    »Sind sie neu oder alt?«
    »Lowell ist schon länger bei uns. Er stammt aus Bolton, aus einer alten hiesigen Familie. Kapler ist neu, aber nicht ganz. Er ist vor zwei Jahren aus Florida gekommen.«
    »Warum? Wegen des Wetters? Ich dachte, das funktioniere andersherum.«
    »Er hat einen Job gebraucht.«
    »Weil? Was ist dort unten für ihn schiefgegangen?«
    »Was soll schiefgegangen sein?«
    »Bei allem Respekt: Arbeitet man in Florida bei der Polizei, ist South Dakota ein Dienstort, den man sich nur im äußersten Notfall aussucht.«
    »Die Einzelheiten kenne ich nicht. Chief Holland und der Bürgermeister haben ihn eingestellt.«
    »Womit hat Lowell es also verdient, ihn als Partner zugeteilt zu bekommen?«
    »Lowell ist ein komischer Typ«, erklärte Peter. »Ein Einzelgänger. Er liest Bücher.«
    »Was haben die beiden angestellt, um suspendiert zu werden?«
    »Darüber darf ich nicht reden. Und Sie müssen telefonieren. Suchen Sie sich irgendeinen Schreibtisch aus.«
    Reacher entschied sich für einen Schreibtisch in der hintersten Ecke. Eine alte Gewohnheit. Die Schreibtischplatte bestand aus Resopal, der Drehstuhl war für eine

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