Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

616 - Die Hoelle ist ueberall

Titel: 616 - Die Hoelle ist ueberall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Zurdo
Vom Netzwerk:
sorgfäl-tig darüber nachzudenken. Nehmen Sie sich ruhig Zeit. Si-cher erinnern Sie sich an den Augenblick, als Dr. Barrett sich Daniel näherte, ehe sie den Raum verließ.«
    »Ja, sie wirkte wie gebannt, wie verhext …«
    »Ich möchte wissen, ob Sie gehört haben, was Daniel ihr ins Ohr geflüstert hat. Konnten Sie irgendetwas davon verstehen – einzelne Worte vielleicht?«
    »Ich habe doch im Bericht schon geschrieben …«
    »Das weiß ich. Der Bericht liegt mir vor. Er war ja für mich bestimmt. Ich weiß, dass Sie etwas von ›gelben LuftbalIons‹ und von einer Insel in der Nähe von New London ge-hört haben. Ich muss wissen, ob Sie sich noch an etwas anderes erinnern. Was auch immer.«
    »Es ist jetzt schon eine Weile her, und mein Gedächtnis ist wie eine dichte Wolke, in der es hin und wieder aufblitzt …
    Nein, ich glaube nicht, dass ich mich noch an etwas anderes erinnere außer an das, was ich bereits berichtet habe. Es tut mir wirklich leid.«
    »Bitte geben Sie sich Mühe. Es ist von entscheidender Bedeutung für mich und meine Ermittlungen.«
    Doch der junge Mann war so demoralisiert, dass Cloister erkannte, wie sinnlos es war, die Daumenschrauben anzuziehen. Das würde zu nichts führen. Wenn Pater Gómez nichts weiter gehört hatte, konnte Cloister ihm auch, wenn er Druck ausübte, keine echten Informationen mehr entlocken. Was sich ihm ins Gedächtnis eingegraben hatte, war der Schrei »DIE HÖLLE IST ÜBERALL«, und das war nur zu verständlich. Auch ihm selbst hatte sich dieser Satz unaus-löschlich eingeprägt.
    »In Ordnung. Vielen Dank. Sie haben getan, was Sie konnten. Falls Ihnen noch etwas einfällt, auch wenn es Ihnen noch so unwichtig erscheint, rufen Sie mich bitte auf jeden Fall an.«
    Sobald Cloister auf der Straße sein Handy wieder eingeschaltet hatte, erhielt er eine Kurzmitteilung, die ihm einen entgangenen Anruf meldete, und zwar von seinem Freund Harrington. Das riss Cloister aus seinen düsteren Gedanken. Harrington bedeutete Hoffnung – nur einen Hoffnungs-schimmer am Horizont, aber immerhin. Wenn Hoffnungs-schimmer nicht als Hoffnung zählten, gäbe es kaum Hoffnung auf der Welt.
    »Harrington?«, fragte Cloister, als sein Freund das Gespräch annahm.
    »Ich nehme an, du hast gesehen, dass ich angerufen habe.«
    »Gerade eben. Ich war in einer … Besprechung.«
    »Dein Zögern verrät dich. Aber du brauchst mir nichts zu erzählen. Dein Gewissen ist deine Sache. Was wolltest du heute Mittag – ich nehme an, du willst es jetzt immer noch?«
    »Tut mir leid, dass ich dich gestört habe, aber ich brauche einen guten Geräuschfilter. Und bevor du nachfragst: Ich will etwas hören, das jemand jemandem anderen ins Ohr geflüstert hat, während andere Geräusche lauter waren, aber nicht sehr viel lauter.«
    »Du meinst, es handelt sich nicht um ein Konzert oder et-was in der Art.«
    »Nein. Da sind einfach lautere Geräusche, und das Flüstern ist sehr leise. Das Mikrofon, mit dem die Aufnahme gemacht wurde, stand ein gutes Stück weg, circa drei Meter.«
    »Gut … Lass mich nachdenken … Das ist wahrscheinlich nicht einfach, aber du weißt ja, für mich ist nichts unmög-lich.«
    »Ja, ich weiß. Ich bin übrigens in Boston. Was hältst du davon, wenn ich dich besuchen komme?«
    »Wie nett, dass du meine Selbstbeweihräucherung bestä-tigst, aber das ist völlig unnötig. Gib mir eine oder eineinhalb Stunden. Ich verlasse gerade das Flughafengebäude.«
    Das klang vernünftig. Cloister unternahm einen Spaziergang, der ihn in keiner Weise beruhigte, und versuchte dann, etwas zu essen. Sein Magen war völlig zusammengeschrumpft. Daraufhin kehrte er in sein Zimmer im Kolleg zurück, um seinen Laptop mit der Audiodatei des Exorzismusrituals zu holen. Hoffentlich konnte Harrington ihm helfen. Denn all-mählich gingen ihm die Ideen aus.

37
    Brookline
    Harrington Durand war ein überaus kultivierter Mann und ein genialer Informatikingenieur. Er hatte mehr als die Hälfte seines wachen Lebens mit beinahe zwanghaftem Lesen verbracht. Die übrigen, dem Schlaf geraubten Stunden – nach Abzug der für Essen, Körperhygiene und die übrigen Verrichtungen des täglichen Lebens unverzichtbaren Zeit – verwendete er darauf, die erstaunlichste Software für zivile wie mili-tärische Zwecke zu entwickeln, daneben klassische Musik zu hören und zugleich selbst Musikunterricht zu nehmen, Aus-stellungen zu besuchen oder Filme anzusehen. Er ging so sel-ten wie möglich aus – höchstens in

Weitere Kostenlose Bücher