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66095: Thriller (German Edition)

66095: Thriller (German Edition)

Titel: 66095: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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und zischte ihm ins Gesicht: »Es gibt jede Menge wichtigere Leute als Sie, denen an dem Stein sehr wohl etwas liegt. Begreifen Sie endlich: Wenn Sie so weitermachen, werden Sie Ihre Tochter nie mehr wiedersehen.«
    »Sie sind sehr viel mehr auf mich angewiesen als ich auf Sie«, brüllte Tom zurück. »Ohne mich sind Sie und Gregor verloren. Irgendwo dort drüben ist mein einziges Kind. Mein einziges Verbindungsglied zu dem Leben, das ich einst geführt habe, und ich werde meine Tochter nicht aufgeben, nicht für Sie, nicht für ihn und auch nicht für diesen verdammten Stein.«
    In diesem Augenblick schien Gregor über sich hinauszuwachsen, als wäre sein Zorn ein Schatten, der ihn umhüllte. »Gehen Sie so schnell Sie wollen, Burke. Ich bleibe Ihnen auf den Fersen.«
    Tom befreite sich aus Lyons’ Griff, duckte sich und kroch in den Spalt. Keuchend robbte er über den sandigen Boden, stieß sich mit den Füßen ab, schob sich voran. Jetzt, so sagte er sich, war der Augenblick gekommen, auf den er gewartet hatte. Jetzt war die Gelegenheit, Lyons und Gregor physisch und psychisch zu zermürben.
    Der Kriechgang erstreckte sich über fast 600 Meter Länge – dunkel und beklemmend, flach wie eine Waffel und schier endlos. Nach rechts und links konnte man sich so gut wie gar nicht orientieren. So ähnlich mussten sich Seeleute in der Antike bei stürmischer See und in bewölkten Nächten gefühlt haben: Mangels Horizont navigierten sie durch Berechnung der jeweils in einzelne Richtungen gelaufenen Strecken nach Geschwindigkeit.
    Plötzlich wurde ihm klar, in was für einer ungeheuerlichen Situation er sich befand. Was, wenn er Cricket und Whitney nie mehr wiedersah? Einen Augenblick hatte er das Gefühl, er sei bereits tot. Die Vorstellung, dass ihm ein unwiederbringlicher Verlust bevorstand, bedrängte ihn mit aller Macht. Unsägliche Reue erfüllte ihn – was hatte er nicht alles versäumt. Nie hätte er geglaubt, wie viel ihm seine Familie tatsächlich bedeutete – und wie unwichtig demgegenüber die Wissenschaft, die Höhlenforschung, die NASA, ja seine ganze Karriere war. Jedermann dachte, dass sich Whitney und Cricket auf ihn stützten. In Wirklichkeit waren sie seine Stütze; sie waren das Fundament, auf dem er aufbauen konnte. Jetzt erkannte er, wie hilflos und verlassen er ohne sie war. Am liebsten hätte er innegehalten, sich hingelegt und geweint, aber er riss sich zusammen. Er drehte sich um. Lyons und Gregor kämpften sich keuchend vorwärts. Gregor hielt den Sender in der einen Hand, Lyons schob seine Pumpgun vor sich her.
    Tom ging immer wieder das Elektroschockgerät durch den Kopf. Mit der Übertragung von Funkwellen in Höhlen kannte er sich besser aus als die beiden. Ohne einen Repeater wäre der Gürtel nutzlos, sobald die Entfernung zwischen ihm und dem Sender mehr als 400 Meter betrug. Das würde ausreichen – er müsste sich nur 400 Meter weit von seinen Kidnappern entfernen. Wenn ihm das gelänge, könnte er Cricket suchen und befreien. Gemeinsam könnten sie dann aus der Höhle fliehen.
    400 Meter.

10.14 Uhr
Spaghetti-Festungswerk
Verbindungsweg zwischen Bailey- und Parker-Kamm
    »Du verdammtes Luder!«, brüllte Kelly.
    Cricket sprintete geduckt in kurzen, nervösen Schritten den Hang hinauf. Oben angelangt, lief sie mit weit ausholenden Schritten weiter.
    Da hörte sie ein seltsames knisterndes Geräusch und sah auf den Gürtel, der an ihrem Handgelenk baumelte. Im Innern des Gürtels, von den Metallknöpfen, die im Bereich von Hüfte, Bauch und unterem Rücken angebracht waren, entlud sich bläulich weiße Elektrizität. Kelly drückte offenbar wie verrückt den Stromauslöser.
    Aber Kelly fiel zurück. Cricket hörte das verhallende Geräusch seiner plumpen Schritte. Der Weg wurde wieder abschüssig. Es war jetzt feuchter in der Höhle, und der Hang sehr viel steiler, als sie zunächst angenommen hatte. Als Cricket merkte, wie glitschig er war, war es zu spät. Der Boden des abschüssigen Gangs war mit einer schmierigen Schicht aus Lehm und scharfkantigen Steinchen überzogen. Plötzlich rutschte ihr rechter Fuß nach hinten weg, sie stürzte, wurde den Abhang hinuntergerissen, an dessen Ende eine Pfütze die ganze Breite des Wegs einnahm.
    Ihre Wange streifte etwas Hartes und Scharfes. Der Gürtel wurde ihr vom Handgelenk gerissen. Cricket überschlug sich. Sie hörte ein Knacken in ihrem linken Knie, dann überschlug sie sich noch einmal und klatschte in die

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