66095: Thriller (German Edition)
uns zu der Straße, 188 – südlich von Hermes Four Corners«, sagte Finnerty zu Boulter. »Dann machen wir einen Abstecher über den See.«
Die Nase des Hubschraubers tauchte ab, dann zogen sie mit zunehmender Geschwindigkeit einen Bogen nach Nordosten über die Wiese, über die lang gezogene Autobahnabfahrt und die Polizisten, die bereits die Straßensperren abbauten.
8.22 Uhr
NASA-Camp
Jenkins-Kamm
Labyrinthhöhle
107 Kilometer Luftlinie entfernt herrschte ein ohrenbetäubender Lärm und die Jupiterlampen blendeten, während Tom Burke, Cricket und das restliche NASA-Team die Höhle betraten.
Tom hörte im Hintergrund Helen Greidel, die soeben sagte: »Die Vereinigten Staaten von Amerika treffen Vorkehrungen, um auf dem Mond Erze abzubauen. Das ist mit Abstand das teuerste und ambitionierteste Projekt, das Menschen je in Angriff genommen haben. Und wie es mit dem Programm weitergeht, hängt einzig und allein von diesen Männern und Frauen ab.«
Die Höhle, die Tom jetzt mit seinem Team betrat, besaß keine Verbindung zum Labyrinth-Komplex. Die ganze Sache war einzig und allein für die Medien inszeniert. Die kleine Höhle in den Wäldern direkt hinter der Weide der alten Jenkins-Farm war kaum 40 Meter lang und besaß – wie ein Fußgängertunnel in der Großstadt – Ausgänge an beiden Seiten.
Tom fand die Idee zwar lächerlich, hatte sich aber darauf eingelassen, um die Meute der Journalisten zu beschwichtigen, die verärgert waren, weil er sie nicht mit zum echten Höhleneingang nehmen wollte. Der Zugang, den sein Team tatsächlich benutzen wollte, der Orpheus-Eingang, befand sich am Ende eines Pfads, der vom Jenkins-Kamm aus drei Kilometer nach Norden führte und der an dessen steiler Ostflanke in einer weiten Kurve zum Fluss Furnace hinunterführte.
Tom wusste, warum er seine Leute ungestört vom Medienrummel zur Höhle marschieren lassen wollte. Er wollte ihnen den Abschied von der Zivilisation bewusst machen. Bergleute auf dem Mond würden eine ähnliche körperliche und psychische Loslösung erleben, wenn sie die sichere Mondstation hinter sich ließen.
Tatsächlich stellte Tom nach der Hälfte des Weges zufrieden fest, dass die fünf Männer und zwei Frauen, die er für die Durchquerung ausgewählt hatte, zur Ruhe kamen, ihre Ausrüstung überprüften und in Erwartung der bevorstehenden Aufgabe schweigsam geworden waren.
Unterwegs hing Tom düsteren Gedanken nach. Bevor sie die Kontrollzentrale verließen, hatten er und Cricket zweimal versucht, seine Frau zu Hause und auf ihrem Handy anzurufen, aber sie hatte sich nicht gemeldet. Es schien, als wäre Whitney ein völlig anderer Mensch geworden. Als sie sich im College kennen lernten, hatte sie kein anderes Thema gekannt als ihren Traum von den großen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Jahrelang hatte ihre Partnerschaft von diesem gemeinsamen Ziel gelebt. Und jetzt? Er schüttelte den Kopf und fragte sich, ob Cricket nicht doch Recht hatte: Steuerten sie auf die Scheidung zu?
Sie überquerten eine Waldlichtung, und um sich von seinen Eheproblemen abzulenken, warf er noch einmal einen kritischen Blick auf seine Ausrüstung. Das Thema war in den vergangenen drei Monaten, als er sich Gedanken darüber machte, was sie mitnehmen sollten, fast schon zur Obsession geworden.
Die Teammitglieder trugen blaue oder gelbe Schutzanzüge aus strapazierfähigem wasserdichtem Stoff, verziert mit dem rot-weißen NASA-Emblem. Die roten Helme waren mit einem leistungsfähigen Stirnlampenmodell, SuperGlo 5000, ausgestattet, das bei vierzehn Stunden Dauernutzung mit einer schmalen Batterie von der Größe einer EC-Karte auskam. Unter dem Schlaz trugen sie Polypropylenhemden und Leggings sowie dünne Socken aus Spezialgewebe. Die leichten Stiefel waren aus Gore-Tex. Schienbeine, Ellbogen und Knie wurden durch eine gummierte Polsterung geschützt.
In ihrem Schleifsack hatten die Höhlenforscher drei Reservelichtquellen – kleine elektrische Stirnlampen, Minitaschenlampen und mehrere Leuchtstäbe. Daneben gab es Ersatzbatterien für die SuperGlo, einen genialen Trockentauchanzug für die wasserreichen Abschnitte der Höhle, ein Seidenhalstuch als Filter gegen Staub und Päckchen mit Elektrolyten. Überdies hatte jeder Forscher eine Tube fluoreszierender Farbe dabei, die sie im Auftrag des staatlichen Geologischen Forschungsdienstes ins Wasser geben sollten – ein Experiment, mit dem man feststellen wollte, wie lange das Wasser brauchte, um aus der
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