66095: Thriller (German Edition)
Labyrinthhöhle in den Furnace zu gelangen. Ferner enthielt der Schleifsack eine Ein-Liter-Plastikflasche mit eingebautem Wasserfilter, Wärmekissen für den Notfall, die sich beim Kontakt mit Luft aktivierten, und ein Kombiwerkzeug.
Die NASA hatte eingeschweißte Lebensmittel zur Verfügung gestellt. Jedes Päckchen lieferte 2000 Kalorien und sollte ein Drittel des täglichen Nahrungsbedarfs decken.
Außerdem hatte jeder Höhlenforscher einen Mikroprozessor bei sich, der unter dem linken Schlüsselbein befestigt war. Der Prozessor maß und speicherte physiologische Daten – Herzschlag, Sauerstoffsättigung, Blutdruck, Körpertemperatur sowie Zucker- und Adrenalinwerte im Blut. Die NASA-Ingenieure hatten vor, Crickets und Andys Daten abzufragen, sobald sie am Spätnachmittag aus der Höhle zurückkehrten. Tom und die übrigen Teammitglieder sollten ihre physiologischen Daten in die Computer an den beiden Vorratslagern eingeben.
Als sie bei einem Hain ausgewachsener Sumpfeichen angelangt waren, bemerkte Tom, dass Cricket, die vor ihm ging, den Kopf hängen ließ. Er runzelte die Stirn und eilte an ihre Seite. »Komm schon, Kleine«, sagte er. »Man könnte meinen, du schleppst das Gewicht der Welt auf den Schultern. Du bist jetzt berühmt. Jedes Kind in ganz Amerika kennt dich. Helen Greidel möchte mit dir sprechen, wenn du heute Nachmittag rauskommst. Du wirst unsere Sprecherin, junge Dame, und zwar in der populärsten Nachrichtensendung der Welt.«
Cricket zuckte die Achseln. »Bestimmt stell ich mich an wie ein Idiot.«
Bevor er antworten konnte, fiel das Gelände steil ab, so dass sich Tom auf den Weg konzentrieren musste. Weiter im Norden sah er die Fähre, die bei Cronin’s Landing Autos über den Furnace setzte. Die Fähre befand sich gerade mitten auf dem Fluss und ihr Schaufelrad drehte sich schwerfällig.
Der Weg wandte sich nach Westen und führte an einer mit Gestrüpp bewachsenen Schlucht entlang. Jenseits der Schlucht klaffte eine Öffnung im Hang, aus der dichte Dampfwolken quollen. Tom spürte ein Kribbeln im Rückgrat. Das war der Eingang zur Labyrinthhöhle, den Cricket vor Jahren entdeckt hatte. Er ging schneller, und bald hatten sie das Tor vor dem Eingang erreicht. Er warf seinen Schleifsack auf den Boden und schlüpfte in die Ärmel seines Schlaz. Cricket folgte seinem Beispiel, jedoch sichtlich lustlos.
Tom holte einen Schlüssel aus seinem Schleifsack, steckte ihn ins Schloss und öffnete das Gittertor. Die übrigen Teammitglieder setzten nun schleunigst ihre Helme auf oder verzogen sich ein letztes Mal zum Pinkeln in den Wald.
»Jeder überprüft, ob sein Peilsender funktioniert«, rief Tom. »In der linken oberen Ecke sollte ein grünes Kontrolllämpchen blinken. Cricket?«
Cricket verdrehte die Augen, dann schaute sie in ihren Schleifsack und schirmte das Gerät mit den hohlen Händen vor Tageslicht. »Meines ist an«, sagte sie.
»Ich finde, du solltest zuerst reingehen«, meinte Tom. »Deine Höhle.«
Einen Augenblick zögerte sie, dann zuckte sie die Achseln und schulterte ihren Schleifsack. Als Tom das sah, packten ihn Wut und Enttäuschung. Wenn sie so eine Einstellung an den Tag legte, konnte er sie in der Höhle nicht gebrauchen. In den unterirdischen Gängen waren Konzentration und Eifer gefragt. Nur so konnte man überleben. Dann dachte er, wenn sie erst einmal drinnen ist, wird es ihr schon besser gehen. Höhlen liegen ihr im Blut.
»Ich gehe nach ihr rein«, sagte er zu Andy. »Wir durchqueren den Vorraum, dann geht’s die Leiter hinunter in den Weihnachtsbaumweg. Schick die anderen in der Reihenfolge, wie sie fertig werden. Aber hilf ihnen nicht. Ich möchte sehen, wie sie in der Höhle zurechtkommen, ob sie sich schon orientieren können. Schließ ab, wenn der Letzte drin ist.«
»Die Leute sind gut«, meinte Andy. »Sie werden sich an deine Fersen heften.«
Cricket steuerte unterdessen bereits auf das Tor und den Höhlenschlund zu. In der Regel freute sie sich darauf, in eine Höhle abzusteigen. Und sie wusste, dass es eine Ehre war, bei einer so historischen Mission als Erste eintreten zu dürfen. Eigentlich sollte ihr das viel bedeuten, aber sie fühlte sich nur müde und allein gelassen.
Als sie an Andy vorbeikam, drückte er ihr den Arm. »Hallo, Miss Happy. Ich freue mich schon drauf, wenn wir zusammen rausgehen. Das wird ein Spaß.«
Noch vor einer Woche hätte Andys Bemerkung, er freue sich auf die gemeinsame Zeit, großes Gekicher und Erröten
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