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7 Minuten Zu Spät

7 Minuten Zu Spät

Titel: 7 Minuten Zu Spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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seit Nells ersten Versuchen, Grandma zu sagen. Als Peter dann anfing zu sprechen, hatte er den Spitznamen automatisch übernommen.
    »Nur zwei Nächte, Süße. Gamma hat Arbeit in Los Angeles.« Sie küsste Nell auf den zerzausten, rotblonden Scheitel und gab dann Peter ebenfalls einen Kuss auf seine braunen Haare, um ihre Zuneigung gleichmäßig zu verteilen.
    »Wirklich, Mom?«, fragte Alice enttäuscht. »Jetzt bist du extra von so weit gekommen.«
    »Das ist doch noch gar nichts«, erwiderte Lizzie. »Ich würde bis nach China reisen, um eine Mahlzeit mit meiner Familie einzunehmen.«
    »Kannst du nicht ein bisschen länger bleiben? Du könntest mir bei der Haussuche helfen«, sagte Alice.
    »Wie steht es denn?« Lizzie knabberte an einem Muffin, und ein paar Krümel blieben an ihrer Unterlippe hängen.
    »Zwei neue Firmen und jetzt auch noch ein neues Haus«, sagte Alice. »Wenn wir unsere alten Jobs noch hätten, wäre es eine Kleinigkeit, uns das zu leisten, was wir haben möchten. Fast jedenfalls.«
    »Ihr beide habt das Richtige getan, als ihr euer Leben geändert habt.« Lizzie tupfte sich den Mund ab und hinterließ eine Lippenstiftspur auf der Serviette. »Diese Tragödie mit Lauren beweist das doch. In einer Sekunde kann alles vorbei sein…« Sie schnippte mit den Fingern. »Einfach so.«
    Alice wurde das Herz schwer, als ihre Mutter Lauren erwähnte. Warum hatte sie nur von der Haussuche angefangen? Sie konnte sowieso nicht durch die Gegend laufen und sich Häuser ansehen, mit Maklern sprechen oder Finanzierungen durchrechnen. Im Moment noch nicht. Das würde Mr. Pollack, Eigentümer, schon verstehen müssen.
    »Was ist denn mit der Maklerin, mit der dich Maggies Babysitter zusammengebracht hat?«, fragte Lizzie. »Da hattest du doch so ein gutes Gefühl.«
    »Ach, vergiss es, Mom.« Alice brach sich ein Stück von ihrem Scone ab, legte es aber dann wieder auf den Teller zurück. »Ich kann mich im Moment sowieso nicht darum kümmern.«
    »Warum denn nicht?«
    »Mom…«
    »Du hast eine Familie. Mach bloß nicht wieder eine Krise daraus.« Lizzie reckte stolz ihr Kinn. »Was hast du denn geglaubt, wie lange ihr in der Wohnung bleiben könntet? Wolltest du alle vier Kinder in einem Zimmer unterbringen?«
    Ja, dachte Alice, schwieg jedoch. Es war ein großes, schönes Zimmer, und Alice hatte sich zwei Etagenbetten vorgestellt; so machten es viele Leute in der Stadt. Aber sie musste zugeben, dass es nicht wie eine besonders gute Lösung klang, wenn man es so geradeheraus sagte.
    » Bitte, Gamma«, bettelte Peter und kuschelte sich enger an Lizzie, »bleib doch da.«
    »Das würde ich furchtbar gerne, aber es geht nicht«, erwiderte Lizzie, und mit einem Blick auf Alice fügte sie hinzu: »Ich muss eurer Mutter noch ein paar Dinge sagen, die ich ihr nicht am Telefon erklären kann. Aber dafür müssten zwei Tage reichen.«
    Die Stimme, die am Telefon immer zu laut klang, passte zu Lizzie als Person. Als Teenager hatte Alice ihrer Mutter vorgeworfen, sie hielte sich für überlebensgroß.
    »Falsch«, hatte Lizzie gekontert, »ich bin lebensgroß. Ich passe genau hinein. Wenn du erwachsen bist, wirst du den Unterschied begreifen.«
    Mittlerweile begriff Alice den Unterschied. Er lag in der Wahl, die man traf, in der Art und Weise, wie man auf Ereignisse reagierte. Ihre Mutter war immer in die Welle hineingetaucht, bevor sie von ihr überrollt wurde.
    Kurz vor fünf rief Mike endlich an und schlug vor, etwas zu essen mitzubringen. Alice erklärte, das halte sie für eine gute Idee. Seltsamerweise erwähnte Mike gar nicht, warum er so lange in der Werkstatt geblieben war und sich nicht gemeldet hatte.
    »Das war eine lange Stunde«, sagte sie in dem Versuch, ihm begreiflich zu machen, wie sehr sie auf ihn gewartet hatte. Warum hatte er überhaupt unbedingt von ihr weggewollt? Warum konnte er bei der Arbeit seinen Schmerz besser bewältigen als zu Hause?
    »Es war die längste Stunde meines Lebens«, erwiderte er ruhig. »Aber jetzt ist sie vorbei.«
    Alice fragte sich, ob er das Holz überhaupt in die Werkstatt gebracht hatte.
    »Ich wurde langsam ein bisschen nervös…«, begann sie.
    »Das brauchst du mir nicht zu sagen, Alice. Ich weiß.«
    Sie schwiegen beide, und schließlich meinte Alice: »Es ist schon okay. Komm nur endlich nach Hause. Wir warten alle auf dich.«
    Eine halbe Stunde später saßen Alice, Mike, Lizzie und die Kinder um den Küchentisch und aßen Hummus, Auberginen-Dip, Lammspieße und

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