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7 Minuten Zu Spät

7 Minuten Zu Spät

Titel: 7 Minuten Zu Spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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an. Du musst dich gegen den Schmerz wappnen, dir einen Panzer zulegen, genau wie ich damals. Du hast Kinder, und du kannst es dir nicht leisten, zusammenzubrechen.« Auch Lizzie rollte eine Träne über die Wange, aber sie achtete nicht darauf.
    »Bei dir klingt es so einfach, Mom.«
    »Dass es einfach ist, habe ich nie behauptet, oder?«
    Alice schlief neben Lizzie ein und lag die ganze Nacht neben ihrer Mutter. Zwölf Stunden fester, tiefer Schlaf.
    Aber als sie aufwachte, ließ die erholsame Wirkung sofort wieder nach. Um ein Uhr war Laurens Beerdigung. Alice hielt die Augen fest geschlossen und bemühte sich, die Angst zu unterdrücken. Sie hätte den Rat ihrer Mutter gern angenommen, wusste aber nicht wie. Nach einer Weile kamen Nell und Peter nach oben und krabbelten kichernd und lachend zu ihr ins Bett. Sie würde Lizzies Lektion wohl oder übel lernen müssen. Wenn sie es zuließ, würde Laurens Mörder viele Leben zerstören. Aber wie sollte sie ihn aus ihrer Seele verbannen?

KAPITEL 13
    D ie Trauerfeier für Lauren fand im Beerdigungsinstitut Scoletto an der Court Street statt. Tim stand rauchend vor dem Brownstone unter einer Magnolie. Austin, in einem dunklen Anzug mit einer gestreiften Clip-Krawatte, spielte in der Nähe mit einem neongrünen Jo-Jo-Ball, der nicht so wollte wie er. Nell rannte auf ihn zu.
    Auf dem Weg dorthin hatte sich der Himmel auf einmal bezogen, und jetzt fröstelte Alice. Lizzie zog sie an sich.
    »Sie ist so ein liebes Mädchen«, sagte Lizzie und wies mit dem Kinn auf Nell, die Austin erklärte, wie er mit dem Jo-Jo umgehen müsse. Peter sah ihnen beiden zu.
    »Für Austin ist es gut, dass wir sie mitgenommen haben«, sagte Mike.
    Alice hoffte, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Maggie und Simon hatten Ethan auch mitgebracht. Die Erwachsenen fanden es am besten, die Wahrheit vor den Kindern nicht zu verstecken. Wenn sie damit konfrontiert wurden, wie entsetzlich falsch Laurens Tod war, würden sie nicht in dem Glauben aufwachsen, sie sei einfach nur weggegangen. »Lauren ist tot«, hatte Lizzie den Kindern am Morgen erklärt. Alice und Mike hatten sie darum gebeten, weil sie selber es nicht fertig brachten. »Sie ist umgebracht worden, und heute gehen wir alle hin, um ihr auf Wiedersehen zu sagen.«
    Bei Lizzie klang es so einfach, aber Alice wusste, was noch kommen würde. Wer hat behauptet, es sei einfach? Du musst tun, was du tun musst. Diese Kinder haben ein Recht darauf, es zu erfahren. Aber die Kinder weinten nicht, und Alice nahm an, dass sie es gar nicht wirklich verstanden, sondern dass die eigentliche Wirkung sich erst Tage, Monate, ja vielleicht sogar Jahre später einstellen würde. Sie hatten ein paar offensichtliche Fragen gestellt: wer, wo, wann, warum. Aber darauf gab es bis jetzt nur eine einzige Antwort: Sie starb am Freitag, sieben Minuten vor zwölf. Mehr wussten sie nicht.
    Mike trat zu Tim und umarmte ihn. Tim wirkte schmal in seinem dunkelgrauen Anzug, und seine Finger waren gelb von zu vielen Zigaretten. Alice blickte zu den Kindern, zu denen sich jetzt auch Ethan gesellt hatte, und sah den Blick, den Austin seinem weinenden Vater zuwarf. Es lag eine solche Wut in den Augen des kleinen Jungen, als sei er gegen seinen Willen zu diesem schrecklichen Ereignis gezwungen worden.
    Es war ja auch ein schreckliches Ereignis, dachte Alice. Austin hatte vollkommen Recht mit seiner Wut. Sie ging zu den Kindern hin und sah Austin an. Sie lächelte nicht und hielt dem Blick aus seinen grünen Augen stand. Dann hockte sie sich vor ihn und nahm ihn in die Arme. Es war das Beste und Einzige, was sie tun konnte. Er wehrte sich nicht gegen ihre Umarmung, sondern blieb ganz still.
    Als Alice sich wieder erhob, sah sie, dass Tim sie aus geröteten Augen anblickte. Danke, formte er mit den Lippen. Mike legte den Arm um ihn und führte ihn in die Leichenhalle. Die Doppeltüren hatten sich geöffnet, und der Gottesdienst begann.
    In diesem Moment kam Maggie angerannt, stürzte sich auf Austin und riss ihn in die Arme. »Hat Tante Mags dich endlich erwischt!«, sagte sie in einem Tonfall, den Alice unangemessen fröhlich fand. Aber dann lachte Austin, und Maggies Verhalten schien im Gegenteil perfekt auf die Situation abgestimmt. Sie trug Austin in das Gebäude hinein, und die anderen folgten ihr.
    Durch eine große Eingangshalle gelangten sie in die Kapelle im ersten Stock. Es war ein großer, ganz symmetrischer Raum, der durch einen Mittelgang geteilt wurde. Zwei

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