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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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Stra­ßen­schild em­por. Der Cor­ner Weg war ganz in der Nä­he.
    Wolf woll­te ni­cken, aber da­zu wa­ren sei­ne Hals­mus­keln nicht ge­eig­net. So we­del­te er wie­der mit dem Schwanz, hoff­te, der Klei­ne wür­de ihn ver­ste­hen, und setz­te sich in Be­we­gung.
    Der klei­ne Jun­ge freu­te sich und sag­te: »Lie­ber Wau­wau.«
    Einen Herz­schlag lang fühl­te sich Wolf wie ein Spi­on, den man plötz­lich mit sei­nem rich­ti­gen Na­men an­spricht. Dann wur­de ihm be­wußt, daß vie­le Leu­te ›Wau­wau‹ zu ei­nem Hund sa­gen, be­son­ders Kin­der.
    Er führ­te das Kind sei­nem Zu­hau­se ent­ge­gen. Es war ein gu­tes Ge­fühl zu wis­sen, daß die­ses un­schul­di­ge klei­ne We­sen ihm blind­lings ver­trau­te. Ja, Kin­der wa­ren et­was Be­son­de­res; er hoff­te, daß Glo­ria sei­ne Mei­nung teil­te. Dann kam ihm der Ge­dan­ke, was wohl ge­sche­hen wür­de, wenn er dem Klei­nen das Zau­ber­wort bei­brach­te. Wie nett wä­re es, ein Hünd­chen zu ha­ben, das …
    Er blieb ste­hen. Sei­ne Na­se zuck­te, und sei­ne Nacken­haa­re stell­ten sich auf. Vor ih­nen stand ein rie­si­ger Kö­ter, ei­ne Mi­schung aus Bern­har­di­ner und Es­ki­mo­hund. Aus sei­nem gif­ti­gen Knur­ren ging her­vor, daß er sich durch­aus nicht zu gu­ten Ta­ten ver­pflich­tet fühl­te. Er war ein Streu­ner, ein Feind von Mensch und Hund. Und sie muß­ten an ihm vor­bei.
    Wolf hat­te kei­ne Lust zu kämp­fen. Si­cher, er war ge­nau­so groß und durch sei­nen mensch­li­chen Ver­stand auch viel klü­ger. Aber die Nar­ben aus ei­nem Hun­de­kampf wür­den sich auf der Haut von Pro­fes­sor Wolf nicht gut ma­chen, und au­ßer­dem be­stand die Ge­fahr, daß der Klei­ne ver­letzt wur­de. Es war wohl bes­ser, auf der an­de­ren Stra­ßen­sei­te wei­ter­zu­ge­hen. Doch ehe er das Kind ent­spre­chend wegdrän­gen konn­te, sprang der Kö­ter mit blut­dürs­ti­gem Knur­ren auf sie zu.
    Wolf stell­te sich sprung­be­reit vor das Kind. Die Aus­sicht, daß er ver­wun­det wür­de, wog we­nig im Ver­gleich zu dem Ver­trau­en, das der Klei­ne zu ihm hat­te. Schon woll­te er dem An­grei­fer ei­ne Lek­ti­on er­tei­len, gleich­gül­tig, was er selbst da­bei ab­be­kam, als der große Hund plötz­lich sei­ne At­ta­cke stopp­te. Sein Knur­ren wur­de zu ei­nem er­bärm­li­chen Win­seln. Sei­ne Flan­ken zit­ter­ten. Er klemm­te den Schwanz zwi­schen die Bei­ne. Dann dreh­te er sich um und floh.
    Das Kind glucks­te fröh­lich. »Bö­ser Wau­wau ist weg.« Es schlang sei­ne Ärm­chen um Wolfs Hals. »Gu­ter Wau­wau!« Dann rich­te­te es sich auf und sag­te ein­dring­lich »wei­wei­wei­wei Kom­ma weg«, und Wolf führ­te ihn wei­ter. Sein Wolfs­herz schlug so stolz, wie es nie zu­vor ge­schla­gen hat­te – nicht ein­mal weib­li­che Zärt­lich­keit hat­te das je zu be­wir­ken ver­mocht.
    Num­mer ›wei­wei­wei­wei‹ war ein klei­nes Haus, das ziem­lich weit von der Stra­ße zu­rück­ge­setzt war. Es brann­te noch Licht, und schon vom Bür­ger­steig aus hör­te Wolf ei­ne schril­le Frau­en­stim­me.
    »… schon seit fünf Uhr, und Sie müs­sen ihn fin­den, Wacht­meis­ter. Sie müs­sen! Wir ha­ben die gan­ze Nach­bar­schaft ab­ge­sucht und…«
    Wolf stell­te sich auf die Hin­ter­pfo­ten und klin­gel­te mit der rech­ten Vor­der­pfo­te.
    »Oh! Viel­leicht kommt je­mand. Die Nach­barn sag­ten, daß … Kom­men Sie, Wacht­meis­ter, wir wol­len nach­se­hen. Oh!«
    Im glei­chen Mo­ment, als Wolf höf­lich bell­te und der Klei­ne »Ma­ma!« schrie, kreisch­te die jun­ge Frau los, teils vor Ent­zücken, weil sie ihr Kind wie­der hat­te, teils vor Schreck über den rie­si­gen grau­en Hund, der da­ne­ben stand. Sie riß das Kind hoch und wand­te sich an den Uni­for­mier­ten. »Wacht­meis­ter! Da! Die­ses schreck­li­che Un­tier! Es hat mei­nen Rob­by ent­führt!«
    »Nein«, pro­tes­tier­te Rob­by ener­gisch, »gu­ter Wau­wau!«
    Der Po­li­zist lach­te. »Wahr­schein­lich hat der Klei­ne recht. Das ist ein gu­ter Wau­wau. Fand Ih­ren Jun­gen und brach­te ihn her. Ha­ben Sie nicht einen Kno­chen für ihn?«
    »Den gräß­li­chen Rie­sen­kö­ter in mein Haus las­sen? Nie­mals! Komm, Rob­by!«
    »Will gu­ten Wau­wau ha­ben.«
    »Ich werd’ dir

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