7 Werwolfstories
bewegte sich. Ihre gefesselten Hände packten eine Ecke des Ouija-Bretts. Irgendwie kam sie auf die Füße und hob die Arme. Gerade als sich der Posten auf den wehrlosen Wolf stürzen wollte, schwang sie das schwere Brett nach unten und betäubte den Mann.
Wolf sprang wieder auf die Füße. Eine Sekunde lang fühlte er sich versucht, zuzubeißen. Sein Blick haftete auf dem Adamsapfel, und er leckte sich die Lefzen. Dann hörte er das Rattern des Maschinengewehrs und riß sich von diesem Anblick los.
Für einen Wolf ist es schwer, wenn nicht fast unmöglich, eine Leiter hochzuklettern. Aber wenn er seine Kiefer als Zange benützt und sich von Sprosse zu Sprosse zieht, kann er es schaffen. Wolf war schon halb oben, als der Schütze ihn hörte. Das Rattern hörte auf, und Wolf vernahm einen saftigen litauischen Fluch. Dann sah er auch den Mann, einen Blonden mit schiefem Nasenbein, der auf ihn herunterblickte.
Der andere Mann hatte mit Bleikugeln geschossen, also hatte dieser hier die Silberkugeln. Aber zum Umkehren war es zu spät. Wolf biß in die nächste Sprosse und zog sich hoch, als die Kugel stechend in seine Schnauze fuhr. Die Augen starr vor Schreck, feuerte der Blonde wieder, und Wolf erklomm die nächste Sprosse. Nach dem dritten Schuß verschwand der Mann schnell außer Sichtweite.
Unten peitschten immer noch Schüsse, aber das Maschinengewehr blieb stumm. Der Blonde lehnte versteinert vor Schreck an der Wand des Panzerturms, als der Wolf auf der Plattform erschien. Wolf blieb stehen und rang nach Atem. Er war halbtot vor Müdigkeit und Anstrengung, aber erst mußte er diesen Mann hier erledigen.
Der Blonde hob die Pistole, zielte sorgfältig und schoß noch einmal. Eine fürchterliche Sekunde lang starrte er auf den anscheinend unsterblichen Wolf und erinnerte sich an die Geschichten, die seine Großmutter ihm erzählt hatte. Jetzt wußte er Bescheid. Er steckte sich die Mündung der Schußwaffe in den Mund und drückte ab.
Wolf hatte zwar in seiner jetzigen Gestalt noch nichts gegessen, aber anscheinend war der Inhalt seines menschlichen Magens vom Wolfsmagen übernommen worden. Er mußte sich übergeben.
Da er die Leiter nicht hinunterklettern konnte, sprang er und landete erstaunlicherweise auf allen vier Pfoten. Er schleppte seinen müden und zerschlagenen Körper bis zu Emily hin, die immer noch neben dem ohnmächtigen Posten saß und dessen Revolver in der Hand hielt. Sie bewegte die Waffe ungewiß hin und her, als der Wolf näher kam, als ob sie sich über seine Gefühle ihr gegenüber nicht im klaren sei.
Die Zeit war kurz. Da das Maschinengewehr nicht mehr schoß, würden Fergus und seine Gefährten jeden Augenblick im Tempel erscheinen. Wolf schnupperte herum und fand die Planchette des Ouija-Bretts. Er stieß das herzförmige Holz auf das Brett und fing an, es mit der Pfote herumzuschieben.
Emily beobachtete ihn gespannt und verwundert. »A«, sagte sie laut. »B – S …«
Wolf beendete das Wort und stellte sich direkt neben einen zeremoniellen Umhang hin. »Willst du mir etwas sagen?« fragte Emily nachdenklich.
Wolf wedelte heftig bejahend mit dem Schwanz und begann noch einmal.
»A …«, wiederholte Emily. »B-S-A-R …«
Er konnte schon hören, wie sich Fußschritte näherten.
»… K-A. Was soll das heißen? Absarka … «
Exprofessor Wolfe Wolf wickelte seine Blöße hastig in den Umhang der finsteren Wahrheit.
Noch ehe er und Emily erfassen konnten, was da geschah, hatte er sie in seine Arme geschlossen, küßte sie dankbar und fiel in Ohnmacht.
Sogar die menschliche Nase von Wolf witterte sofort, daß er im Krankenhaus war. Sein Körper war immer noch müde und erschöpft. Die kahle Stelle am Hinterkopf, wo der Polizist ihm die Haare
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