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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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ge­nau. Voll­mond, ein kur­z­es Auf­kla­ren, und das Mäd­chen starb um Mit­ter­nacht.«
     
    Es war nur ein Zim­mer mit ei­nem schma­len Bett, ei­nem Herd und ei­nem Eis­schrank. An der einen Wand stand ei­ne Kom­mo­de, dar­über hin­gen zwei schmie­ri­ge, mit Pa­pier aus­ge­leg­te Re­ga­le, die als Vor­rats­schrank dienten. An das Zim­mer schloß sich ei­ne klei­ne Kam­mer an.
    »Sie müs­sen nicht glau­ben, daß ich einen Hang zur Mor­bi­di­tät ha­be«, sag­te er, »aber es schult das Vor­stel­lungs­ver­mö­gen, wenn man über der­ar­ti­ge Din­ge gründ­lich nach­denkt. Man kann al­te My­then in die Ge­gen­wart trans­po­nie­ren und sich zum Bei­spiel vor­stel­len, daß al­le Wer­wöl­fe und Vam­pi­re in die Stadt ge­zo­gen sind und sich dort nie­der­ge­las­sen ha­ben.«
    Er setz­te Was­ser zum Ko­chen auf und hol­te ein klei­nes Glas Pul­ver­kaf­fee. Ich zog zwar frisch ge­brüh­ten Kaf­fee vor, konn­te aber ver­ste­hen, daß man es sich in die­ser Woh­nung so ein­fach wie mög­lich ma­chen muß­te.
    »Ich ver­mu­te«, sag­te ich, »daß sie sich tags­über ver­ste­cken und erst bei Nacht zum Vor­schein kom­men wür­den.«
    »So stel­le ich es mir auch vor. Die nächt­li­che Stadt wür­de na­tür­lich ih­nen ge­hö­ren.«
    Ich nahm die Tas­se Kaf­fee, die er mir an­bot, und tat et­was Zu­cker hin­ein.
    »Na­tür­lich hat die­se Theo­rie ei­ni­ge schwa­che Stel­len«, sag­te ich. »So wür­de man zum Bei­spiel zu vie­le Lei­chen mit zwei klei­nen Lö­chern im Hals fin­den oder Lei­chen, die aus­se­hen, als ob sie von Wöl­fen zer­fleischt wor­den sei­en, und ähn­li­che klei­ne Schön­heits­feh­ler. Das könn­te ei­ni­ge Ver­le­gen­hei­ten mit sich brin­gen.«
    »Ich glau­be nicht, daß man je dar­über spre­chen wür­de«, sag­te er. »Sie wür­den so gut or­ga­ni­siert sein, daß sie ih­re Spu­ren ver­wi­schen könn­ten. Neh­men wir mal das Mäd­chen von heu­te nacht. Wenn Sam­my woll­te, könn­te er das Gan­ze in der Ver­sen­kung ver­schwin­den las­sen, in­dem er da­für sorgt, daß kei­ne In­for­ma­tio­nen an die Öf­fent­lich­keit drin­gen, daß kein Mensch et­was er­fährt. Er wür­de es ein­fach nicht mel­den, und nie­mand hät­te die lei­ses­te Ah­nung. Dann blie­be nur noch ein Zim­mer im Süd­vier­tel üb­rig, des­sen Be­woh­ne­rin spur­los ver­schwun­den ist, un­ter Zu­rück­las­sung von ein paar bil­li­gen Kleid­chen, ei­nem hal­b­en Laib Brot und ei­nem lee­ren Erd­nuß­but­ter-Glas.«
     
    Es war warm im Zim­mer. Ich leg­te die Ja­cke ab und knöpf­te den Hemd­kra­gen auf.
    »Das mit dem Erd­nuß­but­ter-Glas ge­fällt mir, das gibt der Sa­che ein ge­wis­ses Flair. Um die Ge­schich­te ab­zu­run­den, soll­ten Sie noch sa­gen, daß die Wir­tin die Klei­dung als Er­satz für die aus­ste­hen­de Mie­te kon­fis­zie­ren, Brot und Glas weg­wer­fen und das Zim­mer an je­mand an­ders ver­mie­ten wür­de. Es wür­de kei­ne Spur üb­rig­blei­ben, kein Hin­weis dar­auf, daß das Mäd­chen je­mals leb­te. Ihr Chef wür­de ei­ne an­de­re ein­stel­len – zwei­fel­los ei­ne Hüb­sche­re –, und das wä­re al­les.«
    Ich lo­cker­te den Gür­tel et­was. »Nur geht es nicht so. Es ge­hört zur Ar­beit ei­nes Re­por­ters, über­all her­um­zu­schnüf­feln und sol­che Ge­scheh­nis­se auf­zu­de­cken. Sam­my wür­de es nicht wa­gen, den Fall zu ver­tu­schen. Wenn er es tä­te, wür­den ihn die Zei­tun­gen am nächs­ten Tag fer­tig­ma­chen.«
    »Es war ja nur so hin­ge­sagt«, mein­te er. »Wenn man ei­ne sol­che Idee bis zum En­de ver­folgt, zeigt sich na­tür­lich, wie un­wahr­schein­lich sie ist – zu un­ser al­ler Glück. Noch et­was Kaf­fee?«
    Ich schob mei­ne Tas­se über den Tisch. »Au­ßer­dem glau­be ich nicht, daß sie or­ga­ni­siert sein wür­den. Je­der wür­de ein ein­sa­mer Jä­ger sein.«
    »Gu­ter Ver­gleich«, lach­te er, »aber ich bin an­de­rer Mei­nung. Ich glau­be, sie wür­den sich in Grup­pen auf­tei­len, und je­de Sip­pe hät­te ihr ei­ge­nes Ge­biet, die Wer­wöl­fe zum Bei­spiel Chi­ca­go und Um­ge­bung, die Vam­pi­re New York.«
    »Und die He­xen wür­den sich um Pro­vi­dence und Sa­lem küm­mern, um dem from­men

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