7 Werwolfstories
sagte Newcliffe. »Dadurch verraten wir uns. Aber er weiß ja, daß wir … Oh, jetzt schneit es wieder!«
»Dann wollen wir gehen, ehe die Spur zugeschneit ist«, sagte Foote.
Vielstimmige ungestüme Standlaute, die wie Töne aus Jagdhörnern klangen, schollen plötzlich durch den Wald. Es waren wilde und herrliche Laute. Foote, der so etwas noch nie gehört hatte, hatte eine Sekunde lang das Gefühl, sein Herz stünde still. Niemals hätte er eine so reine Harmonie mit profanen Hundekehlen assoziiert.
»Ja, das ist es!« rief Newcliffe. »Hört sie euch an! Los, pack ihn, Brucey!«
Sie stürzten sich mit lautem Krachen vorwärts. Das Gebell schien wie Glockenklang zu dröhnen.
»Was für ein Lärm«, keuchte Bennington. »Die wecken ja die ganze Umgebung auf!«
Sie arbeiteten sich blindlings durch den verschneiten Wald vorwärts. Dann hatten sie plötzlich eine kleine Lichtung erreicht. Schneeflocken schwebten durch die Luft. Etwas schoß zwischen Footes Beinen hindurch, schnappte wild nach ihm, und er stolperte und fiel in eine Schneeverwehung.
Eine Stimme schrie etwas Unverständliches. Footes Mund war voll Schnee. Er riß seinen Kopf hoch – und sah direkt in die roten, wutglühenden Augen des Wolfs.
Er stand auf der anderen Seite der Lichtung, den Kopf Foote zugewandt, und die Hunde sprangen um ihn herum und schnappten wütend nach seinen Beinen. Er gab keinen Laut von sich, sondern stand da mit gespreizten Vorderläufen, den Kopf unter die gewaltigen Schultern geneigt, die Lippen in einer Travestie von Jarmoskowskis Lächeln zurückgezogen. Seiner langen Schnauze entströmte der Atem als horizontaler Dampfstrahl, wie der Schweif eines unheilbringenden Kometen.
Er war stärker als alle anderen zusammen, und er wußte es. Einen Augenblick lang stand er bewegungslos, nur der dichte Schwanz pendelte langsam hin und her. Dann kam einer der Hunde ihm zu nahe.
Der massige Kopf fuhr zur Seite. Der Hund jaulte auf und sprang zurück. Die Hunde waren bereits gewarnt; einer von ihnen wand sich auf dem Boden, und eine schwarze Pfütze färbte den Schnee.
»Schießt, in Gottes Namen!« kreischte James.
Newcliffe schlug sein Gewehr an, ließ es aber unentschlossen wieder sinken. »Ich kann nicht«, sagte er. »Die Hunde sind mir in der Schußlinie.«
»Zum Teufel mit den Hunden – wir sind doch nicht auf einer Fuchsjagd! Schießen Sie, Tom, Sie sind der einzige von uns, der frei steht!«
Palmer war es, der den ersten Schuß abgab. Er hatte keinen Grund, Newcliffes kostbare Hunde zu schonen. Gleichzeitig erspähte Foote einen schmalen Spalt zwischen den Hunden und nutzte die Gelegenheit.
Der Doppelschlag der beiden Gewehre hallte durch den Wald, und hinter der linken Hinterpfote des Wolfs stäubte der Schnee auf. Die andere Kugel – man würde nie herausbekommen, welche näher am Ziel gewesen war – traf gegen einen hartgefrorenen Baumstamm und jaulte als Querschläger weiter. Der Wolf duckte sich langsam zum Sprung.
Die Verfolger stöhnten auf; mit donnernder Stimme rief Newcliffe seine Hunde zurück. Bennington nahm mit unendlicher Sorgfalt Ziel.
Der Werwolf wartete nicht länger. Mit einem heiseren Aufbrüllen raste er durch die Hunde hindurch und griff an.
Foote sprang schützend vor Doris und hielt einen Arm vor seine eigene Kehle. Die Welt schien sich in ein Pandämonium aus Schreien, Brüllen, Knurren und dem frenetischen Gebell der Hunde aufzulösen. Der Schnee fiel dicht. Newcliffes Taschenlampe fiel zu Boden und rollte weg. Sie sandte ihren Lichtstrahl zu den Wipfeln der Bäume empor.
Dann gab es einen Laut, als ob ein schwerer Körper sich schnell entferne. Allmählich erstarb der Lärm.
»Ist jemand verletzt?« fragte James. Ein lautes »Nein« ertönte
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