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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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von mir entfernen. Die Schande, welche du auf mein Haupt geladen hast, werden mir die Menschen vergeben, denn ich habe sie im voraus abgebüßt. Dein Schicksal aber wird sein –“
    „Was wird mein Schicksal sein?“ rief sie, ihn unterbrechend. „Nehmt erst euer Schicksal hin – den Tod!“
    Sie schnellte sich zwischen den beiden hindurch, riß die eine der Pistolen von der Diele auf, spannte blitzschnell die beiden Hähne und drückte erst auf ihren Mann und dann auch auf Fritz ab.
    Die beiden Schüsse krachten.
    Sie hatte ganz genau nach den Köpfen gezielt. Die beiden Männer standen ihr so nahe, daß sie treffen mußte. Sie erwartete, daß sie umsinken würden. Statt dessen aber lachte Fritz:
    „Spiel nicht mit dera Schlüsselbüchsen, Bäuerin. Dazu bist zu dumm und kannst nur dir selbst schaden.“
    Ohne zu bemerken, daß die beiden Männer sich gar keine Mühe gaben, sie daran zu hindern, hob sie auch die zweite Pistole auf und spannte die Hähne.
    „Schieß nicht!“ sagte Fritz. „Es hilft dir doch nix. Da schau mal hin!“
    Er deutete nach der Tür. –
    Unterdessen hatte auch der Bastian sich an die Lösung seiner schrecklichen Aufgabe gemacht. Er war in den Garten gegangen, hatte dort den Anzug angelegt und die Maske vorgebunden, dann das Beil ergriffen und sich nach der zu Fritzens Kammer führenden Treppe geschlichen.
    Er stieg sie möglichst leise hinauf; aber eine der hölzernen Stufen knarrte doch.
    „Hört ihr es?“ flüsterte droben einer der Gendarmen. „Es knarrte eine Stufe. Ich glaube, er kommt.“
    Die Beamten lauschten. Sie hörten deutlich, daß jemand leise geschlichen kam. Dann kreischte die Kammertür kaum hörbar.
    „Sepp!“ wurde halblaut gerufen.
    „Ah! Der Kerl geht sicher. Er will sich zuvor überzeugen, daß sie fest schlafen.“
    „Fritz!“ rief er wieder.
    Natürlich kam keine Antwort. Darum trat er ein, die Tür hinter sich weit offen lassend.
    „Kommt!“ kommandierte der Gendarm. „Zwei leuchten und drei werfen sich auf ihn!“
    Der Bastian huschte, das Beil in der Hand, an das Bett. Dort bückte er sich nieder. Er sah die Köpfe, einen scheinbar mit weißen und den andern mit schwarzen Haaren. Der letztere, Fritz war es, den er am meisten haßte.
    „Den nehme ich eher!“ flüsterte er.
    Er erhob das Beil, holte aus und der Hieb sauste nieder. Er hörte und fühlte, daß der Kopf zerschmettert sei. Sofort führte er den zweiten, ebenso kräftigen Hieb gegen den anderen Kopf. Auch dieser war vollständig zerschmettert.
    „Gott sei Dank! Sie sind dahin!“ sagte er laut. „Nun können's uns anzeigen! Das Beil laß ich hier!“
    „Nein, das nimmst du hübsch!“ erklang es hinter ihm.
    Er fuhr herum. Er sah nichts; aber dann wurde es plötzlich Licht um ihn her. Er sah Uniformknöpfe schimmern. Starke Arme erfaßten ihn, und ehe er noch Widerstand zu leisten vermochte, war er mit eisernen Schellen und Ketten gefesselt.
    Jetzt erst kam ihm die Sprache.
    „Was – was – was –“, fragte er lallend, wie einer, den der Schlag getroffen hat, wobei die Sprachwerkzeuge in Mitleidenschaft gezogen sind.
    „Was meinst du, Kerl?“ fuhr ihn einer der Polizisten an.
    „Was – was – was wollt ihr von mir?“
    „Das fragst du auch noch?“
    „Was – was – was –“
    Er brachte nichts anderes hervor und starrte ganz wirr und fassungslos um sich.
    „Schön, schön!“ meinte lachend der Beamte. „Ich verstehe dich! Du bist ein verflucht geistesgegenwärtiger Kerl. Du hast augenblicklich eingesehen, daß es nur eine einzige Rettung für dich gibt, nämlich die, daß du den Blödsinnigen spielst. Versuche es immerhin! Du wirst bald merken, daß man dir in die Karten guckt. Vorwärts mit dir! Diese Kammer wird verschlossen und so gelassen, wie sie ist.“
    Er wurde abgeführt, hinüber in das neue Nebengebäude. Der Flur desselben war erleuchtet, die Treppe ebenso. Oben mit dem Gefangenen angekommen, klopften sie an und traten in die Vorstube.
    Dort standen ihre fünf Kollegen lauschend an der nach der Wohnstube führenden Tür. Der alte Sepp befand sich bei ihnen.
    Der Anführer kam herbei, ließ sich flüsternd einen kurzen Bericht erstatten und winkte dann, den Gefangenen in die Nähe der Tür zu stellen.
    Das Gesicht desselben war ganz dasjenige eines vollständig Blöd- und Stumpfsinnigen. Aber wenn man genauer hingesehen hätte, so wäre zu erkennen gewesen, daß er mit wahrer Herzensangst nach der Tür horchte, hinter welcher man laute

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