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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dringende Bitte gewähren.“
    „Welche?“
    „Haben Sie die Güte, mich in den Stand zu setzen, Sie noch heute abend meiner Gemahlin und unseren Gästen vorzustellen. Der Herr Graf von Senftenberg erwähnten bereits die heutige Soiree. Ich weiß nicht, ob Sie ein Musikfreund sind, aber ich denke –“
    „Oh, ein großer Musikfreund sogar!“
    „Nun, dann schmeichle ich mir, daß Sie sich bei mir gut unterhalten würden. Sie hören ganz hervorragende künstlerische Kräfte. Die Vortragenden sind sowohl in Beziehung der Instrumental-, als auch in der Vokalmusik Namen ersten Ranges. Der Herr Graf werden vielleicht die Güte haben, meine an Sie gerichtete Bitte zu unterstützen.“
    Der Genannte hatte an dem Gespräch der beiden nicht mit teilgenommen. Auch er war einigermaßen erstaunt über die Gleichgültigkeit, mit welcher der Hauptmann die außerordentliche Kreditangelegenheit behandelte. Jetzt nun ging er auf die Aufforderung des Bankiers ein, indem er sich an den alten Offizier wendete:
    „Ich kann Ihnen allerdings den Salon des Herrn Barons warm empfehlen. Sie werden sich da nur in guter Gesellschaft befinden.“
    „Davon bin ich fest überzeugt, da auch Sie dort anwesend sein werden“, antwortete der Hauptmann höflich.
    „Sie werden zum Beispiel einen sehr namhaften Sänger hören“, fiel der Baron ein. „Vielleicht haben Sie bereits von ihm gehört. Er heißt Criquolini.“
    „Ach! Criquolini singt bei Ihnen? Den möchte ich freilich einmal hören. Ich kenne ihn sehr genau, genauer als Sie denken.“
    „Wohl gar persönlich?“
    „Ja.“
    „Das ist mir höchst interessant.“
    „Leider muß ich sagen, daß seine Anwesenheit eigentlich für mich keine Veranlassung sein kann, ihrer Einladung Folge zu leisten. Criquolini mag ein guter Sänger sein, ein guter Mensch aber ist er nicht.“
    „Das ist bedauerlich. Aber wir werden es ja nicht mit dem Menschen, sondern mit dem Sänger zu tun haben.“
    „Ganz richtig; aber wenn ich mich ja noch entschließen sollte, teilzunehmen, so bitte ich, ihn mir ja nicht vorzustellen.“
    „Ganz gewiß nicht. Es wird ja dazu gar keine Gelegenheit geben. Er wird sich nicht unter den Gästen, sondern bei den Musici befinden, denen ein apartes Nebenzimmer angewiesen ist.“
    „Das ist mir lieb. Ich habe nicht Lust, mit ihm persönlich in Berührung zu kommen. Er ist ein schlechter Charakter. Ich kenne zufällig seine ganze Vergangenheit und also auch seine Familienverhältnisse. Seine Eltern sind blutarme, brave Leute, welche kaum das trockene Brot zu essen haben, und er gibt ihnen keinen Pfennig, obgleich ich genau weiß, daß er von seiner amerikanischen Tournee ein Vermögen mitgebracht hat. Er ist ein rüder Mensch geworden, den man nicht achten kann. Betrachten wir ihn also als für uns abgetan! Wen werden wir noch hören?“
    „Eine der berühmtesten Sängerinnen, die Ubertinka nämlich.“
    „Also sie hat zugesagt? Sie hat sich doch erbitten lassen?“ fragte der Graf erfreut.
    „Ja, allerdings nur auf ganz besonderes Zureden ihrer Wirtin.“
    „Sie meinen die Hotelwirtin?“
    „Nein. Die Sängerin war im Hotel bereits nicht mehr zu finden. Sie hatte sich bei Frau Salzmann einlogiert, gar nicht weit von hier, in der Mohrenstraße.“
    „Ah! Ist das nicht ganz dieselbe Dame, bei welcher auch Criquolini wohnt?“
    „Ja.“
    „Sonderbar.“
    Er machte ein sehr nachdenkliches Gesicht, kam aber natürlich nicht auf die Vermutung, daß die berühmte Sängerin und seine schöne Älplerin ein und dieselbe Person sei.
    Als der Name derselben genannt worden war, hatte es sich wie heller Sonnenschein auf das Gesicht des alten Hauptmanns gelegt. Er fragte jetzt erstaunt:
    „Die Ubertinka ist hier in Wien? Davon weiß ich ja gar nichts. Das muß ganz plötzlich gekommen sein, sonst hätte sie mich benachrichtigt. Vielleicht hat mich ihr Brief noch nicht treffen können, weil sie nicht vermocht hat, eine genaue Adresse anzugeben.“
    Jetzt war die Reihe, zu erstaunen, an den beiden andern. Der Graf fragte schnell:
    „Wie, Herr Hauptmann? Sie kennen diese berühmte und geheimnisvolle Sängerin? Sie haben sogar das Glück, Briefe von ihr zu erhalten?“
    „Ja“, antwortete der Gefragte. „Ich habe von dem Prachtmädchen sogar noch andere Dinge erhalten als nur allein Briefe. Sie hat mir zum Beispiel so manchen kräftigen Kuß gegeben.“
    Dabei strich er sich, behaglich schmunzelnd, seinen martialischen Schnurrwichs.
    „Sie scherzen!“ rief der

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