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760 Minuten Angst

760 Minuten Angst

Titel: 760 Minuten Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schmid
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streifen. Obwohl es nicht schmerzte, zog Valentina ihre Hand schnell zurück, da sie zu viel Angst davor hatte, es dadurch noch schlimmer zu machen.
    Als ob das überhaupt möglich wäre.
    Valentina musste über ihren Gedanken lachen, obwohl die Gesamtsituation alles andere als lustig war. Doch was sollte sie sonst tun? Sie konnte nur versuchen, mit ein wenig schwarzem Humor die Sache leichter zu gestalten, auch wenn es im Endeffekt nichts veränderte.
    Obwohl Valentina genau wusste, dass man »C« nicht warten ließ, war ihr dieser Aspekt gerade völlig egal. Sie presste ihren Rücken an die Haustür und zog die Knie fest an ihre Brust, damit sie ihren Kopf darin verkriechen konnte. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Valentina in Tränen ausbrach. Sie hatte sie viel zu lange unterdrückt.
    Oh, Sarah … Sarah … wo bist du nur? Warum bist du nicht bei mir? Ich brauche dich doch … ich kann nicht mehr … Sarah … ich hoffe, es geht dir gut. Bitte … dir darf einfach nichts passiert sein.
    Irgendwie war Valentina selbst überrascht, dass sich ihre Gedanken ausschließlich um ihre beste Freundin drehten, obwohl sie gerade vor dem Haus ihrer Eltern kniete und »C« es war, der sie hergeschickt hatte. Erst jetzt begriff Valentina, was das eigentlich zu bedeuten hatte.
    Oh, nein! Meine Eltern!
    Schlagartig war alles vergessen. Ihre Müdigkeit, ihre pochende Gesichtshälfte, ihre Angst, Sarah. Es blieb nicht einmal der Gedanke um die verschlossene Tür, wodurch sie von Valentina einfach aufgedrückt wurde. Sie war verschlossen gewesen. Doch hieß es dann nicht …
    Die Angst machte sich abermals in ihr breit und als wäre »C« höchstpersönlich hinter ihr her, rannte Valentina durch das Haus, ehe sie aus der Küche Laute vernahm. Sie hielt geradewegs darauf zu und trat ein.
    Doch kaum hatte sie dir Tür geöffnet, erstarrte Valentina und betrachtete das bizarre Bild, welches ihr geboten wurde. Obwohl sich an der Küche selbst nichts geändert hatte, war das Gesamtbild völlig verändert worden. Eigentlich war dieser Raum immer mit viel Liebe erfüllt gewesen, doch jetzt fasste er lediglich Furcht.
    Die Geräusche, die Valentina gehört hatte, waren von ihrer Mutter ausgegangen, die gefesselt und geknebelt an einem Küchenstuhl in der Mitte saß. Sie war klein, rundlich und trug wie fast immer einen langen Rock und ein weites T-Shirt. Die Klamotten hätten locker aus den Achtzigern stammen können. Erst jetzt sah Valentina ihre angstgeweiteten Augen. Ihre Wangen waren übersät von getrockneten Tränen. Sie musste Höllenqualen erlitten haben … genau wie Valentina.
    Erst jetzt konnte sie die Starre durchbrechen und auf ihre Mutter zulaufen. Zuerst öffnete sie den Knoten des weißen Stofftuchs, das als Knebel diente. Dann wollte sie sich an die Fesseln der Hände machen, als ihre Mutter sie davon abhielt.
    »Nicht, Schatz. Tu das bitte nicht.«
    Es schwang eine unglaubliche Furcht in ihrer Stimme mit. Valentina hatte ihre Mutter noch nie so reden gehört. Jetzt bekam auch sie es mit der Angst zu tun.
    »Aber … Mama … warum denn nicht?«, fragte Valentina verständnislos.
    »Weil dieser Mann es so will … Liebes. Komm … komm her zu mir … bitte …«
    Mit neuen Tränen in den Augen, sowohl auf den Wangen von Valentina als auch ihrer Mutter, tat sie wie ihr geheißen und ging vor ihr in die Kniehocke, damit sie auf Augenhöhe waren.
    »Mama, was ist denn nur los?«
    »Ich … ich weiß es nicht, Liebes, aber da war dieser Mann … ich glaube … er nannte sich selbst »C« und er hat …«
    »C!«, brüllte Valentina lautstark. »Dann war tatsächlich »C« hier und hat dir das angetan?! Dann … dann bin ich …«
    »Liebes … nicht … es ist nicht deine Schuld. Du kannst doch nichts dafür, dass ein Irrer in unser Haus eingedrungen ist.«
    Nur war sich Valentina da nicht so sicher. Es musste schließlich einen Grund geben, warum »C« ausgerechnet sie und die anderen Spieler ausgewählt hatte. Aber im Moment war das nichtig. Gerade zählte nur, dass sie ihre Mutter hier rausbrachte.
    »Okay, Mama, aber jetzt lass mich dich erst mal von diesen Fesseln befreien und dann bringen wir dich hier raus.«
    »Nein, Liebes, das darfst du nicht!«
    Wieder diese Furcht in ihrer Stimme. Warum durfte Valentina sie nicht befreien?
    Dann kam die Antwort wie von selbst.
    »Weil »C« es so befohlen hat, nicht wahr?«
    Ihre Mutter nickte.
    »Dann … dann ist das alles bereits Teil der zweiten Prüfung?«, fragte

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