8 Science Fiction Stories
es waren auch noch genug Leute vorhanden, um die Zivilisation in Gang zu halten; ein paar Jahrhunderte lang herrschten finstere Zeiten, aber es gab keinen Rückfall in die Barbarei, kein Nochmals-von-vorne-Anfangen. In solchen Zeiten gewöhnt man sich schnell wieder daran, Kerzen als Licht und Holz als Brennstoff zu benutzen; nicht, daß man vergessen hätte, wozu Elektrizität und Kohle gut seien; bloß deshalb, weil man ob all der Wirrnisse und Umwälzungen sein Gleichgewicht verloren hat und so ein Weilchen braucht, um sich zu fangen. Das Wissen ist da, nach wie vor – nur ist es zeitweilig außer Kraft gesetzt, bis wieder Ordnung herrscht.
Ein blow-up-Krieg ist da anders; in ihm werden neun Zehntel der Erdbevölkerung und gar mehr getötet – oder aber neun Zehntel der gesamten Rasse, sollte sie sich auch auf die anderen Planeten ausgebreitet haben. Dann ist es soweit; die Welt versinkt in abgrundtiefe Barbarei, und erst die hundertste Generation entdeckt von neuem Metalle, um ihre Speerspitzen aufzubessern.
Aber ich schweife schon wieder ab.
Nachdem ich im Lazarett aus meiner Bewußtlosigkeit erwachte, wurde ich lange Zeit von Schmerzen heimgesucht; denn damals gab es keine Narkotika mehr. Ich hatte hochgradige Strahlenschäden, unter denen ich die ersten paar Monate unsäglich litt, bis sie dann allmählich heilten. Ich schlief nicht – das war das Komische daran; aber es war auch erschreckend, denn ich verstand nicht, was geschehen war, und das Unbekannte ist immer erschreckend. Die Ärzte kümmerte das wenig – schließlich war ich einer von Millionen Strahlengeschädigten oder anderswie Verwundeten –, und ich glaube, sie nahmen meine Angaben nicht recht ernst. Sie dachten wohl, ich hätte die letzte Zeit wenig geschlafen und würde jetzt entweder übertreiben oder aber einem Irrtum unterliegen. Dabei harte ich tatsächlich nicht mehr geschlafen. Es verging eine ganz schöne lange Zeit, bis ich wieder einmal schlief – selbst nachdem ich geheilt und aus dem Lazarett entlassen worden war; geheilt übrigens auch von meiner Hypophysen-Störung und entlassen im besten Gesundheitszustand.
Ich schlief dreißig Jahre lang nicht. Dann schlief ich, und gleich sechzehn Jahre lang. Am Ende dieser sechsundvierzigjährigen Periode befand ich mich, rein physisch gesehen, im Alter von dreiundzwanzig.
Fängst du jetzt an zu begreifen, was geschehen war, so wie ich damals anfing, es zu begreifen? Die Strahlung – oder Kombination mehrerer Strahlungsarten –, der ich ausgesetzt war, hatte die Funktionen meiner Hypophyse radikal geändert; darin inbegriffen waren auch noch andere Faktoren. Ich studierte einmal Endokrinologie, vor etwa hundertfünfzigtausend Jahren, und ich glaube, ich fand die grundlegenden Zusammenhänge heraus. Wenn meine Überlegungen von damals stimmten, war das, was mir passierte, ein unglaublicher Zufall.
Damit waren die Faktoren der Zersetzung und Altersschwäche natürlich nicht ausgeschaltet, aber ihr Wirkungsgrad wurde ungefähr fünfzehntausendmal verringert. Ich altere in einem Verhältnis von einem Tag zu fünfundvierzig Jahren. Also bin ich nicht unsterblich. In den letzten hundertachtzig Millennien bin ich um elf Jahre gealtert. Mein physisches Alter beträgt jetzt vierunddreißig.
Und fünfundvierzig Jahre sind für mich wie ein Tag; etwa dreißig davon bin ich wach – etwa fünfzehn schlafe ich. Ein Glück, daß ich meine ersten »Tage« nicht in einer Periode vollkommener sozialer Zerrüttung oder Barbarei verbrachte – ich hätte meine ersten paar Schlafenszeiten nicht überlebt. Aber, wie gesagt, das Glück war mir hold, und so überlebte
Weitere Kostenlose Bücher