8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge
Teilchen an.« Er stoppte den langsam laufenden Mechanismus, durchstieß mit seiner Ahle eine unvollkommene Lochung und blies darauf. Dann ließ er das Band weiterlaufen.
»Was passiert, wenn das Band verletzt oder zerkratzt wird?« fragte Thornier. »Bricht der Schauspieler auf der Bühne zusammen?«
Rick schüttelte den Kopf. »Ach wo, das kommt immer wieder vor, gerade bei den alten Bändern. Ein Kratzer oder ein Riß kann einen der Darsteller vielleicht stolpern lassen oder seine Stimme undeutlich machen, aber dann merkt der Maestro den Fehler und kompensiert. Der Maestro ist durch Rückkopplung mit der Bühne verbunden und leitet ständig die ganze Schau. Er kann eine Menge kompensieren, wenn es sein muß.«
»Ich dachte, das ganze Stück käme von diesem Band.«
Richard lächelte. »So ist es auch, in einer Weise. Aber das Ganze ist doch mehr als eine aufgenommene, mechanische Puppenschau, Thorny. Der Maestro beobachtet die Bühne – nein, mehr als das, der Maestro ist die Bühne, eine elektronische Analogie, sozusagen.« Er klopfte auf das Metallgehäuse. »Die Persönlichkeit jedes einzelnen Schauspielers ist hier gespeichert. Der Maestro ist mehr als ein Kontrollapparat, wie sich das die meisten Leute vorstellen. Durch Mikrophone im Zuschauerraum kann er sogar die Reaktionen messen und …«
Er hielt inne und starrte dem alten Schauspieler ins Gesicht. Dann schluckte er nervös. »Thorny, mach nicht so ein Gesicht. Hier, nimm eine Zigarette.«
Thornier tat es mit zitternden Fingern. Er blickte in das verwirrende Flechtwerk der Leitungen und Stromkreise, sah das Band langsam durch die Rollen laufen und weiter unten im Bauch des Maestros verschwinden.
»Kunst!« zischte er. »Theater! Was hast du eigentlich gelernt, Richard? Dramaturgie-Ingenieur?«
Ein Schaudern überlief seinen hageren Körper, und er stelzte aus dem Kontrollraum. Rick hörte ihn die Eisentreppe hinuntergehen, die auf die Bühne führte. Er schüttelte bekümmert den Kopf, zuckte die Achseln und beugte sich über seine Arbeit.
Nach zehn Minuten kam Thornier mit Eimer und Mop zurück. Sein Gesicht spiegelte widerwillige Reue. »Tut mir leid, Junge«, grunzte er. »Ich weiß, du versuchst auch nur, dich durchs Leben zu schlagen, und …«
»Hör schon auf.«
»Es ist nur … na ja … dieses besondere Stück, weißt du. Es hat mich wohl ein bißchen irritiert.«
»Dieses Stück? ›Der Anarchist‹, meinst du? Was ist damit, Thorny? Hast du darin einmal mitgespielt?«
Thornier nickte. »Seit den neunziger Jahren war es nicht mehr auf den Brettern, außer – aber das ist egal. Vor zehn Jahren wäre es beinahe wieder herausgekommen. Wir probten wochenlang. Dann fiel die ganze Geschichte ins Wasser, noch vor der Premiere. Kein Geld.«
»Hattest du eine gute Rolle?«
»Ich sollte den Andrejew spielen«, sagte Thornier, müde lächelnd.
Rick pfiff leise. »Die Hauptrolle. Das ist allerdings schlimm.« Er zog seine Füße an, damit Thornier den Boden kehren konnte. »Eine schwere Enttäuschung, stelle ich mir vor.«
»Auch das. Aber nicht allein … Bei diesen Proben stand ich zum letztenmal mit Mela Stone zusammen auf der Bühne …«
Der Techniker hob die Brauen. »Mit Mela Stone?«
Thornier nickte.
Rick griff nach dem geschriebenen Drehbuch, schwenkte es und ließ es fallen. »Sie ist in dieser Version, Thorny! Stell dir das vor! Sie spielt die Marka.«
Thornier lachte kurz und spröde auf. Rick errötete. »Nun ja, du weißt schon. Ich meine, ihr Mannequin spielt die Rolle.«
Thornier beäugte den Maestro angeekelt. »Du meinst, dein mechanischer Regisseur läßt ihre Schaumgummipuppe spielen.«
»Hör schon auf. Thorny. Sei von mir aus auf die ganze Welt böse, aber mach nicht mich für das verantwortlich, was das Publikum will. Ich habe das Autodrama nicht erfunden.«
»Ich mache dich nicht verantwortlich. Mich widert bloß dieses – dieses Ding hier an.« Er stieß den Mop gegen den Sockel des Maestros.
»Du und d’Uccia«, grunzte Rick mißbilligend. »Ihr seid im Grunde ganz gleich. Bloß liebt d’Uccia den Maestro, wenn er gut funktioniert. Er ist nur eine Maschine. Thorny. Warum so ein Ding hassen?«
»Ich brauche keine Gründe, um es zu hassen«, knurrte Thornier. »Ich hasse auch Lufttaxis. Es ist eine Sache des Geschmacks, das ist alles.«
»Meinetwegen. Aber dem Publikum gefällt Autodrama – ob es auf der Bühne ist oder im Fernsehgerät. Und das Publikum bekommt, was es will.«
»Warum?«
Rick
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