8 Science Fiction Stories
verlassen die Venus bald.«
Jamie hob seine Hände in einer Geste der Verzweiflung. »Die halbe Venus scheint inzwischen Bescheid zu wissen.«
Ghejs spitze Oberlippe verzog sich zu einem Lächeln. »Ich habe meine Güter seit einem Jahr aufgelöst«, sagte er, »und mich auf diesen Tag vorbereitet.« Das Lächeln spielte um die Mundwinkel und wirkte ein bißchen schmerzlich. Mit seiner linken Hand malte er das Hakenzeichen des alten Mars in die Luft. »Erinnern Sie sich?« fragte er. »Es geschah auf dem Mars. Ich weiß von Rom und Amerika und anderen großen Reichen der Erde. Ich sah dies alles schon sehr lange kämmen. So wie Sie es sehen können, Commander.«
Unbewußte Traurigkeit lag in Jamies Lächeln. »Offiziell heißt es: ›Vorläufige Konsolidation‹«, erklärte er dem Marsianer. Ghej hob mißbilligend die Brauen und zog die lange Oberlippe in einer Grimasse nach unten. Er war zu höflich, um auszusprechen, was alle drei Männer in dem Raum dachten.
Dies ist das Ende der solaren Vorherrschaft der Erde. Dies ist das letzte Stück des ganzen Geflechts, das einst die Welten mit unzerbrechlichen Ketten von Männern verband. Die Glieder lösen sich; das Reich fällt auseinander. Die Erde evakuiert den Planeten, den sie dreihundert Jahre lang beherrscht hat. Der Grüne Stern der Erde ist ein nutzloses Emblem geworden. Die Barbarenhorden der Äußeren Welten strömen auf den Planeten des Imperiums nieder, um ihn zu zerstören. Mit Waffen, die zu erzeugen die Erde sie einst gelehrt hatte. Stück um Stück war ihr Griff dann lockerer geworden. Eine nach der anderen gehen die Patrouillen nach Hause, um die Mutterwelt zu verteidigen. Und dies ist nun die letzte.
»Venus wird eine andere Welt sein ohne euch«, sagte Ghej. »Es wird interessant sein zu beobachten, was mit den terrestrialisierten Städten passieren wird – alle die sauberen, breiten Straßen, die Märkte, die Geschäfte – wie lange wird dies bestehen bleiben?«
»Gerade so lange, als Vastari braucht, um sie niederzubrennen«, stellte Morgan bitter fest.
Ghej nickte. »Vastari rechtfertigt sich wahrscheinlich mit seinen Gefühlen. Man sagt, er habe Grund, die Erde zu hassen. Er wird alles zerstören wollen, das auch nur nach Terra riecht.«
»Dreihundert Jahre irdische Herrschaft«, sann Jamie. »Drei Stunden im Leben der Rasse! Manchmal denke ich, ob zwanzig Jahrhunderte genügt hätten, einen Einfluß auf diese Leute auszuüben. Manchmal frage ich mich, ob alles, was wir auf der Venus getan haben, nicht vollkommen vergebliche Mühe für beide Rassen gewesen ist. Sechs Monate nach unserer Abfahrt werden die terrestrialisierten Städte ebenfalls verschwunden sein. Was das Feuer übrigläßt, wird der Dschungel übernehmen. Hütten werden wieder stehen, wo vor dreihundert Jahren Hütten standen, und keine Spur dessen wird mehr übriggeblieben sein, was Erdenmenschen zu tun versuchten. Keine Städte mehr, in denen die Kinder in Sicherheit aufwachsen können. Kein Schutz mehr für die Farmen. Oh, verdammter Vastari!«
»Er kann nicht aus seiner venusischen Haut«, sagte Ghej mild.
Jamie schlug mit den Handflächen auf die Sessellehnen. »Ich weiß. Es ist nur – ach, ich bin schon eine lange Zeit auf der Venus. Ich kämpfte in der zweiten Belagerung von Norristown, als ich zwanzig war. Ich flog mit Cressy, als er den Zwielichtgürtel erforschte. Hier in Darva erlebte ich mit, wie die Stadt zu etwas wurde, worauf man stolz sein konnte. Ich errang selbst die Bewilligung zum Bau der Lagerhäuser, welche drei ganzen Stämmen über die letzte Hungersnot hinweghalfen. Wenn ich daran denke, daß Vastari dies alles in dem Moment auslöscht, wo ich ihm den Rücken
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