8 Science Fiction Stories
die Zeit der Großen Völkerwanderungen. Ein endloses, schier ziel- und sinnloses Wogen der Massen setzte ein zwischen den drei Planeten, begleitet von brutalem Gemetzel.
Das Endprodukt war Stagnation – Zweifel an eben jenen Kräften, welche die Zivilisation begründeten. Die Menschheit rebellierte gegen sich selbst. Kleine Gemeinschaften entstanden rund um einen Führer, der noch Energie und Entschlossenheit aufzuweisen hatte; mehr jedenfalls als irgendeiner seiner Gefährten. Etwaige Nachzügler wurden umgebracht, sofern sie sich nicht in solche Gemeinschaften einordneten – und dort blieben. Die Menschen waren träge geworden. Sie wollten an nichts anderes gebunden sein als an die heimatliche Scholle. Auf die aktive Periode folgte eine passive.
Früher noch hätten Hunger und Not diesem kläglichen Zustand ein Ende bereitet. Inzwischen jedoch war – was die Lebensbedürfnisse anging – jede kleine Gemeinschaft vom Handel unabhängig geworden. Und bezüglich der Dinge, die keinen festen Tauschwert haben – man konnte, enttäuscht wie man war, auch ohne sie auskommen.
Die Eifersüchteleien und Rivalitäten dieser kleinen Gemeinschaften begannen das ganze Leben auszumachen. Fremde wurden verfolgt. Zwischen benachbarten Gemeinschaften herrschte fast ständig Krieg, aber es blieb bei kleinlichen, gehässigen Streitereien, die keinen Anstoß zu ausgedehnter Eroberung und Bildung von Nationen geben konnten; sie entbehrten jedes wirtschaftlichen Beweggrundes, der von Dauer gewesen wäre.
So sieht die Welt aus, in der du aufgewachsen bist, Ayten.«
Der Junge sagte nichts. Seafor fuhr fort: »Einige Menschen erkannten, was mit dieser Entwicklung verlorenging. Sie sahen, wie das gesamte kulturelle Erbe in Vergessenheit geriet – bis auf das bloße Minimum, das für die neue, selbständige Lebensweise erforderlich war. Kein Wunder also, daß man das Lesen und Schreiben zum Beispiel verlernte; Bildstreifen genügten, um das nötige Allgemeinwissen zu vermitteln.
Die Menschen, die daran Anteil nahmen, stellten weiterhin fest, daß sie diese spezielle Art des Gemeinschaftslebens nicht von innen her ändern konnten. Solange sie selbst ein Bestandteil davon waren, mußten sie sich notgedrungen den wilden und unfreundlichen Gesetzen fügen. Also kehrten sie dieser Lebensweise den Rücken. Sie gaben die Atomkraft auf – und zugleich damit alle Güter, die für wertvoll angesehen wurden. Nur dadurch, daß sie diesen Preis bezahlten, waren sie imstande, den Schatten einer Immunität zu erwirken. Hierauf bildeten auch sie kleine Gemeinschaften. Sie widmeten sich der Aufgabe, das kulturelle Erbe zu bewahren und den Gedanken der universalen Bruderschaft sowie den der Ehre und Rechtschaffenheit zu erhalten. Sie wurden die Außenseiter.«
Ayten flüsterte: »Ich möchte auch einer sein.«
Seafor nickte mit einem unmerklichen Stirnrunzeln. »Ich sage dir was«, meinte er schließlich. »Du kannst ein Jahr lang hier bei uns als Novize leben, arbeiten und studieren. Wenn du dann noch immer bei deinem Entschluß bleibst, sprechen wir darüber.« Ayten lächelte.
Als Seafor das Refektorium betrat, ließ er seinen Blick über die Versammelten gleiten. Arnines braun-golden gewirkte Tunika prunkte inmitten der langen Reihen von grauen Gestalten.
Bei Amine angelangt, blieb Seafor stehen. »Na, wie schmeckt es Ihnen nach der Diät aus Synthetics?«
Der Gesetzlose drehte sich um. »Mies natürlich. Aber das ist nicht das erstemal, daß ich im Asyl lebe. Woher habt ihr bloß diesen Abfall?« fragte er.
»Das meiste wird in seichten
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