8 Science Fiction Stories
die Angelegenheiten des Imperiums für einen Unfug?« forschte Barold, der an die Seite des Polizisten trat.
Das Opfer bedachte ihn mit einem Blick tiefer Abneigung. »Los, versuchen Sie doch, mir etwas anzuhängen. Ob es Ihnen gelingen wird, ist eine andere Sache!«
»Wir werden ja sehen!«
Das Trio bog in eine Seitenstraße ein, stieß an deren anderem Ende auf eine breite Avenue. Sie war ausschließlich für Fußgänger; Autos gab es hier keine. Die 5traße war in sechs Laufbänder unterteilt; drei für jede der beiden Richtungen, das langsamste außen, das schnellste innen. Einzelne Gruppen von Menschen, manche lauthals schwatzend, manche zu Tode gelangweilt, glitten rasch die Straße entlang und verschwanden in der Feme. Unter dem Gummibelag der Avenue tönte ein ständiges Rumpeln und Rumoren.
Die drei Männer sprangen auf das langsamste Außenband, dann auf das gemäßigt schnelle, schließlich auf das Eilband in der Mitte. Die Straße trug sie zehn Häuserblöcke weit, ehe sie abstiegen. Harold sah, daß sie noch lange nicht zu Ende war.
Das Appartement des Polizisten erwies sich als eine hypermoderne Drei-Zimmer-Junggesellenwohnung im zweiten Stock eines hohen, grauen Gebäudes. Dort angelangt, begann der Häftling von neuem zu protestieren. Doch als er auf Harold blickte, fand er seine Ansichten geändert, noch während er sie überhaupt bei sich formte. Er wurde in seinem ganzen Verhalten kooperativ, wenn auch auf eine eher abgestumpfte als willige Art und Weise. Den Inhalt seiner Taschen ausleerend, wechselte er die Kleidung.
Dann, angetan mit einem konventionellen, weniger auffallenden Gewand, sagte Harold zu dem Polizisten: »Ziehen Sie Ihren Rock aus und machen Sie es sich gemütlich. Wir können bei dieser Angelegenheit auf Formalitäten verzichten. Möglich, daß wir uns noch eine geraume Weile hier aufhalten werden. Holen Sie einen Drink, während ich mich um diesen Burschen kümmre.« Er wartete, bis der Polizist im angrenzenden Raum verschwunden war, dann blitzten seine Augen den leicht entrüsteten Häftling an. »Schlafe!« befahl er. »Schlafe!«
Der Mann gab jeden Widerstand auf, schloß die Augen, ließ den Kopf nach vorne hängen. Rasch durchstöberte Harold die paar Habseligkeiten seines Opfers und fand dessen Personalausweis. Obwohl er noch nie zuvor ein solches Dokument gesehen hatte, verschwendete er keine Zeit damit, es näher zu untersuchen; auch behielt er es nicht. Geschickt fischte er die Brieftasche aus dem abgelegten Rock des Polizisten, zog den Ausweis hervor, gab an seine Stelle den anderen hinein, steckte die Brieftasche zurück. Den Polizeiausweis verstaute er in seiner eigenen Tasche. Zu Hause auf seiner Heimatwelt galt es als ein altes Sprichwort, daß Doppelzüge verwirrender sind als einfache.
Er schaffte es gerade noch. Der Polizist kam zurück, in der Hand eine Flasche mit einer rosafarbenen, öligen Flüssigkeit, setzte sich hin, stierte auf den Schlafenden, machte »Huh?« und schwenkte seinen glanzlosen Blick herum zu Harold. Dann blinzelte er mehrmals, jedesmal ein wenig langsamer als zuvor, und es hatte ganz den Anschein, als bemühe er sich intensiv, die Augen offenzuhalten, trotz des unwiderstehlichen Dranges, sie geschlossen zu halten. Er versagte dabei. Seinen Häftling nachahmend, ließ er den Kopf hängen – und begann zu schnarchen.
»Schlafe«, murmelte Harold, »schlafe weiter bis zum Morgengrauen. Dann kannst du aufwachen. Aber nicht früher!«
Er beugte sich nach vorn, hob ein kleines, auf Hochglanz poliertes Instrument aus dem Lederfutteral unter der Achselhöhle des Polizisten: irgendeine Waffe.
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