8 Science Fiction Stories
weit günstiger für die vereinten Kräfte.
Nun, da er frei war und ungebunden, konnte er den Standpunkt des Wächters verstehen, den Standpunkt nämlich, daß es keinen Sinn habe, die Freiheit zu suchen, wenn man nicht wisse, wo man sie dann bewahren solle. Damit jedoch hatte der Wächter einerseits etwas angedeutet, andererseits auch wieder etwas übersehen. Er hatte angedeutet, daß es Plätze gab, an denen man sich die Freiheit erhalten konnte, und er hatte übersehen, daß Flüchtlinge eine Nase dafür haben, unbekannte Zufluchtsstätten aufzuspürend Wäre seine Rasse nur halb so klug und den Bruchteil so geschickt, wie sie sein sollte, dachte Harold, dann dürfte es ihm keine Schwierigkeiten bereiten, eine solche Zufluchtsstätte ausfindig zu machen.
Er zuckte die Achseln, wandte sich zum Gehen, sah sich einem großen, dünnen Kerl gegenüber, der eine schwarze Uniform trug. Das Gesicht des Mannes besaß harte, energische Züge. Es war bronzen, nahm jedoch eine blutigrote Farbe an, als eine nahe Leuchtreklame aufflammte und es in ihren Schein tauchte.
Harold vernahm den raunenden Gedankenstrom des anderen: Komische, fremdartige Kleidung – scheint eben erst hier angekommen, dieser Bursche. Vielleicht ein Spezimen, das türmen will … Zugleich damit öffnete der Mann den Mund. Laut sagte er: »Zeigen Sie mir Ihren Personalausweis!«
»Warum?« fragte Harold, mit der Absicht, Zeit zu schinden. Bei sich dachte er: Verfluchte Kleider! – Er hatte bisher keine Gelegenheit gehabt, etwas dagegen zu unternehmen.
»Das ist Vorschrift«, erwiderte der andere leicht gereizt. »Sie sollten eigentlich wissen, daß es die Pflicht eines jeden Bürgers ist, seinen Ausweis zu zeigen, wenn er von der Polizei dazu aufgefordert wird.« Seine Augen verengten sich, seine Gedanken wisperten leise, aber deutlich: Aha, er zö gert! Sicher hat er keinen Ausweis. Sieht böse aus! Er machte ei nen Schritt nach vorn.
In Harolds Augen trat ein seltsames Glühen. »Sie wollen doch nicht wirklich meinen Ausweis sehen?« fragte er sanft. »Oder …?«
Der Polizist rang einen Moment lang mit sich selbst, ehe er antwortete: »Nein … nein … natürlich nicht!«
»Es war bloß ein Irrtum?«
»Bloß ein Irrtum!« gab der andere langsam zu. Sein Geist war jetzt völlig konfus und in die Enge getrieben. Dann, mitten im Strudel seiner Gedanken: Er ist gefährlich! Wild jagten diese drei Begriffe durch das geistige Labyrinth, gehetzt, übertönt und schließlich erstickt von anderen, sich ihm heftig aufdrängenden Gedanken: Blöder Irrtum! Natürlich hat er einen Ausweis. Ich mische mich zu viel ein.
Ein anderer Gedanke schoß mit schockierender Plötzlichkeit dazwischen, klar und knapp – trotz des telepathischen Lärms der Geisteswelten ringsum: Bei der Blauen Sonne, hast du das mitbekommen, Geata? Ein Bruchstück hypnotischer Projektion! Irgend etwas mit einem Ausweis. Los, wende den Wagen!
Kalter Schweiß bedeckte Harolds Rücken, er schloß seinen Geist wie eine Falltür, ließ den scharfen Blick über die Straße gleiten. Die Flut der Autos und die Unmenge der rasch wechselnden Lichter machten es ihm unmöglich, in der Feme irgendein Fahrzeug zu entdecken, das soeben im Begriff stand zu wenden. Aber er würde den Wagen erkennen, wenn dieser auf ihn zugerast käme. Sein Lenker mochte menschliche Gestalt besitzen, die Mitfahrer jedoch waren Echsen.
Wagen schossen an ihm vorbei, vier, fünf, manchmal sechs auf gleicher Höhe. Die unheimliche gedankliche Stimme, die plötzlich verblaßt war, kehrte zurück, schwoll an, flaute wieder ab.
Sie sagte: Ich kann mich natürlich irren. Aber ich bin sicher, daß die Schwingungsweite genau der einer Hypnose
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