8 Science Fiction Stories
geboten – ein frisches, gemeinsames Ziel –, das ihrer eigenen, primitiven Stufe gerecht wird. Das bedeutet, daß unsere Welt tot ist, Wolfe.«
Kellon starrte ihn stumm an.
»Du bist verloren, Melkart«, sagte er endlich. »Du wirst hier sitzen, wenn die Fanatiker des Predigers kommen, um dein Buch zu verbrennen und dir den Hals umzudrehen. Ich denke, das ist die beste Kritik an deiner Philosophie.« Er wandte sich angriffslustig zur Tür. »Aber ich bin noch nicht fertig.«
Kellon eilte in den zerbombten Mond-Saal zurück. Vielleicht hatte Melkart recht. Vielleicht war Sunport dem Untergang geweiht. Aber er war noch nicht bereit, zu sterben. Bang saß er vor dem Telephor-Gerät und verlangte die Außenstation.
»Ich werde es versuchen, Eure Genialität.« Das Mädchen war blaß und verängstigt. »Aber ich versuche es schon die ganze Zeit über.« Ihre Stimme war der Hysterie nahe. »Das ganze Telephor-System ist am zusammenbrechen. Sie haben Geräte zertrümmert und die Techniker ermordet.«
»Die Außenstation!«
Seine Stimme war vor Anstrengung gepreßt. Er beobachtete das hektisch arbeitende Mädchen. Rastlosigkeit hielt ihn in dauernder Anspannung, aber es gab nichts, was er tun konnte. Die Minuten schlichen vorbei. Keine Antwort kam aus dem Weltraum – bis ein schreckliches Kreischen vom Himmel niederfuhr.
Der Turm bebte. Der Boden neigte sich. Die Erschütterung ließ Kellon hilflos taumeln. Die hohen Luxion-Mauern flackerten und wurden düster. Das Plastikmosaik einer Mondstadt wurde dunkel und krachte zu Boden. Die Luft war von stickigem Staub erfüllt.
Das Bombardement hatte begonnen. Sinnlos, jetzt noch die Außenstation zu rufen. Dieses erste furchtbare Geschoß aus dem Weltraum war Beweis genug, daß Hurd und der Prediger siegreich waren. Die Außenstation war zerstört oder in ihrer Hand.
Sunport war wehrlos. Sicher, es gab große Batterien in der Militechnischen Anlage neben dem Raumhafen. Aber die irdische Gravitation und die Atmosphäre machten eine wirksame Verteidigung gegen einen Angriff aus dem Raum unmöglich – selbst wenn es den Verschwörern in der Zwischenzeit nicht gelungen sein sollte, sie zu übernehmen.
Kellon wußte nun, daß Melkart recht hatte. Dies war das Ende von Sunport. Die Union war erledigt, das Vorrecht der Ingenieurklasse gebrochen. Vor ihnen lagen nur Zerstörung und Chaos, Ignoranz und rohe Gewalt, Dunkelheit und Verzweiflung.
»Geben Sie mir Marquard!« schrie er die erschreckte Telephonistin an.
Das Goon-Ministerium war nun der letzte, schwache Pfeiler der Zivilisation. Aber Sunport mußte verdunkelt werden. Die Bewohner mußten gewarnt werden und die Stadt verlassen oder in den unteren Ebenen Unterschlupf suchen. Auch wollte er wissen, wo dieses erste Geschoß getroffen hatte.
Der Kopf des Goon-Chefs kam auf den Schirm. Aber er hing müde nach hinten. An seiner Schläfe war ein kleines, dunkles Loch. Die Vermittlerin schrie unterdrückt auf, und das friedliche Gesicht verschwand.
»Er ist tot!« Sie lauschte und erklärte mit gepreßter Stimme. »Das Büro sagt, er erschoß sich selbst, als er erfuhr …«
Das zweite Geschoß schnitt sie ab.
Der Union-Turm bebte wieder – einem riesigen Wal gleich, der von einer tödlichen Harpune getroffen wird. Die Erschütterung warf Kellon aus dem Stuhl, seine Ohren dröhnten, und der Geschmack von Blut war auf. den Lippen.
Er tastete sich zurück zum Tisch. Aber der Vermittlungsschirm blieb leer. Die Skalenbeleuchtung war erloschen. Halb wahnsinnig hämmerte er auf die Ruftaste, aber es regte sich nichts. Das Gerät war tot.
Seine Ohren dröhnten nicht länger. Er fühlte plötzlich, daß der große Saal seltsam still war.
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