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8 Science Fiction Stories

8 Science Fiction Stories

Titel: 8 Science Fiction Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrsg Martin Greenberg
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er­war­tet.« Wolfe! Das war Kel­lons Par­teiname ge­we­sen. Er er­in­nert sich ge­hei­mer Tref­fen in den Ka­na­li­sa­ti­ons­ebe­nen, wo die kal­ten Wän­de naß wa­ren und die Luft im Rhyth­mus der Pum­pen poch­te. Das war in den al­ten, ge­fähr­li­chen Ta­gen, be­vor sie den Kampf um die ver­bo­te­nen Idea­le der De­mo­kra­tie auf­ge­ge­ben hat­ten.
    Plötz­lich frag­te sich, Kel­lon, ob Mel­kart und Ruth sich tat­säch­lich ge­liebt hat­ten. Er ver­bann­te den Ge­dan­ken. Es war seit lan­ger Zeit gleich­gül­tig. Das Neue Com­mon­we­alth war ein ver­ges­se­ner Traum. Mel­kart hat­te sei­nen Idea­lis­mus zu­sam­men mit sei­ner Ge­sund­heit in den Mi­nen des Mars ge­las­sen. Und die be­ding­te Frei­las­sung hat­te jed­we­de Schuld be­zahlt, die be­stan­den ha­ben moch­te.
    Aber Mel­kart hat­te ihm viel ge­ge­ben – ne­ben Roys Mut­ter. Der Neu­see­län­der hat­te ihn die Wis­sen­schaft der Po­li­tik ge­lehrt. Sei­ne Ti­tel wur­den im Par­tei­haupt­quar­tier ge­fälscht, um ihn zu ei­nem nütz­li­che­ren Agen­ten zu ma­chen. Als die Kör­per­schaft die Un­ter­grund­or­ga­ni­sa­ti­on zer­schlug, ge­lang es Kel­lon, mit dem größ­ten Teil der Par­tei­gel­der zu ent­kom­men.
    Kel­lon hat­te ver­sucht, ihn mit ei­ner ho­hen Po­si­ti­on in der Uni­on zu ent­schä­di­gen. Aber der sar­do­ni­sche Ex­ra­di­ka­le ver­wei­ger­te al­les, was über die Be­dürf­nis­se sei­nes ein­fa­chen Le­bens ging, au­ßer der Be­nüt­zung der großen Bü­che­rei im Sa­turn-Saal.
    »Du hast das Son­nen­sys­tem in ein La­bo­ra­to­ri­um ver­wan­delt, in dem ich mei­ne po­li­ti­ko­tech­ni­schen Theo­ri­en tes­ten konn­te«, sag­te er mit ei­nem dün­nen Lä­cheln. »Al­les, was ich jetzt noch will, ist Zeit, um mei­ne ›Be­stim­mung‹ fer­tig­zu­schrei­ben.«
    Als er in dem en­gen Raum des Ge­lehr­ten stand, war Kel­lon zu auf­ge­wühlt, um in den ein­zi­gen Ses­sel ne­ben dem über­la­de­nen Tisch zu fal­len. Er trat an das große Fens­ter. Die Auf­stän­di­schen bil­de­ten ein un­ru­hi­ges Meer, auf dem ro­te Zun­gen von Feu­er tanz­ten. Ei­ne fer­ne Ex­plo­si­on zer­riß die Luft; ein Ma­schi­nen­ge­wehr rat­ter­te; das Brau­sen der Stim­men schwoll är­ger­lich an.
    Mel­kart nahm sei­ne Fe­der auf und mach­te ei­ni­ge schnel­le No­ti­zen.
    Blaß, ab­ge­spannt und die Fin­ger ver­krampft, wand­te sich Kel­lon vom Fens­ter ab. Mit hei­se­rer, ver­zwei­fel­ter Stim­me frag­te er den al­ten, Mann am Tisch:
    »Charles – weißt du, was mit Sun­port ge­schieht?«
    Der Ge­lehr­te nick­te.
    »Ich weiß es seit drei­ßig Jah­ren«, grins­te er. »Der se­li­ge Gio­van­ni Va­co im acht­zehn­ten Jahr­hun­dert ahn­te es mit sei­nem ›Ge­setz der Kreis­läu­fe‹. Speng­ler und Toyn­bee ka­men der Sa­che na­he. Sprague sah spä­ter noch wei­ter. Aber es blieb mir über­las­sen, die Ge­set­ze von Auf­stieg und Un­ter­gang mensch­li­cher Kul­tu­ren zu je­ner ex­ak­ten Wis­sen­schaft zu ver­schmel­zen, die ich Be­stim­mung nen­ne.« Sei­ne gel­be, klau­en­ar­ti­ge Hand wies auf das di­cke Ma­nu­skript. »Hier in mei­nem letz­ten Buch …«
    »Hör zu!« Kel­lons Faust häm­mer­te auf den Tisch. »Ich ha­be kei­ne Zeit für Bü­cher. Die Graue Klas­se hat sich er­ho­ben. Die Flot­te hat ge­meu­tert. Die Au­ßen­sta­ti­on steht un­ter Be­schuß – wenn sie fällt, wer­den wir vom Raum aus bom­bar­diert wer­den. Meu­chel­mör­der ha­ben mich heu­te nacht be­reits ein­mal über­fal­len.«
    Er gab ein rau­hes, freud­lo­ses La­chen von sich.
    »Bü­cher N Wie kannst du hier sit­zen und ein Buch schrei­ben, wenn die Hor­den des Pre­di­gers die Bü­che­rei­en im Park an­zün­den? Sie mor­den je­den In­ge­nieur, den sie krie­gen kön­nen. Wer wird üb­rig­blei­ben, um dein kost­ba­res Buch zu le­sen?«
    Mel­karts fleisch­lo­ses, gel­bes Ge­sicht zeig­te ein Grin­sen.
    »Ich fürch­te, nie­mand«, sag­te er lang­sam. »Es ist tra­gisch, daß Kul­tu­ren den Punkt des Zu­sam­men­bruchs er­rei­chen müs­sen, be­vor sie Men­schen her­vor­brin­gen kön­nen, die sie auch ver­ste­hen. Aber Ver­ständ­nis­lo­sig­keit än­dert nichts an der Wahr­heit.

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