8 Science Fiction Stories
für alles danken, was du mir gegeben hast. Ich möchte dir auch sagen, warum ich gehe. Nicht, weil du alt wirst oder weil ich denke, daß du Schwächen zeigst – glaube mir.
Ich würde nicht aus solch einem Grunde gehen. Aber ich liebe Admiral Hurd. Wenn du dies hörst, werden wir bereits zusammen im Raum sein. Es tut mir leid, Harvey.«
Kellon saß eine lange Zeit vor dem Schirm. Er fühlte sich taub und kalt. Mit heiserer Stimme befahl er der Vermittlerin, es noch einmal ablaufen zu lassen. Selene lächelte wieder, wischte dieselbe einzelne, juwelenglitzernde Träne aus dem Auge und sprach dieselben steinharten Worte.
Sie log. Kellon starrte blicklos auf die zerbombte Mauer – wie die Luxion-Füllung, so war auch sein eigenes Leben verdunkelt und zerbrochen. In hilfloser Wut ballte er die Fäuste. Natürlich log sie.
Vielleicht liebte sie Hurd tatsächlich. Der Verräter war jung und sah gut aus. Es wäre kein Wunder. Aber nicht Liebe war es, die sie zu ihm hinzog. Er kannte Selene zu gut, um dies zu akzeptieren. Sie war mit Hurd gegangen, weil sie erwartete, daß er der nächste Herrscher über die Welt wurde.
»Noch einmal«, verlangte er. »Ohne Ton.« Und er begrüßte das stille Bild mit einem müden, bitteren Grinsen. »Gute Jagd, Selene«, flüsterte er. »Schließlich hatten auch wir unsere Zeit. Gute Jagd – aber du und dein forscher Admiral, ihr gebt besser auf den Prediger acht!«
Die einzelne Träne fiel, und sie verschwand wieder.
Kellon verlangte erneut die Außenstation. Selene war nicht alles. Haute nacht stand die Welt auf dem Spiel. Sein Leben und ihres. Die Union und Sunport. Das Spiel fand weit draußen in den stillen, kalten Regionen des Weltraums statt. Zwischen der Loyalität eines alten Mannes und dem gnadenlosen Ehrgeiz eines jungen. Zwischen der alten Welt, die er erobert hatte, und einer unbekannten. Und er konnte nur warten. Es gab nichts sonst zu tun.
Aber die Außenstation gab keine Antwort.
»Nichts, Eure Genialität«, sagte die Vermittlerin. »Seit General Nordhorn abgeschnitten wurde, kam nichts aus dem Raum.«
Mit müder Rastlosigkeit erhob sieh Kellon. Die Toten waren fortgeschafft worden. Aber er fühlte den sehwachen, Übelkeit erregenden Geruch des Todes noch immer im Raum. Kälte war um ihn, und sein Körper schmerzte vor Anspannung. Verzweifelt kam ihm zum Bewußtsein, daß er allein war.
Dann dachte er an Melkart.
Der alte Philosoph und Historiker war ein Mann, der wissen mußte, was mit Sunport geschah. Schon oft in den vergangenen Jahren war sein Rat nützlich gewesen. Noch bevor es Kellon voll erfaßte, trugen ihn seine Füße bereits durch den Saturn-Saal. Die riesige Halle war seine Bibliothek. Vier Galerien hoch reihte sich Buch an Buch. Darunter enthielten Fächer Mikrofilmkopien aller bekannten literarischen Werke. Kellon ließ seine Wachen außerhalb des Aufenthaltsraums des Historikers zurück.
Die weißbeleuchteten Wände waren kahl, aber ‚ein großes Fenster bot eine grandiose Aussicht auf die schimmernde, in Nacht gehüllte Stadt. Ein großer, hölzerner Tisch füllte fast den halben Raum. Darauf stapelten sich Bücher und Stöße von Manuskripten.
Melkart saß am Tisch und schrieb mit einer altmodischen Feder. Er war so in die Arbeit vertieft, als hätte er keine Ahnung von den Vorgängen. Er war ein kleiner, schmächtiger Mann in einem verknitterten Salonmantel. Eine rote Wollkappe bedeckte seinen kahlen 5chädel. Als Kellon eintrat, blickte er auf und nahm seine Brille ab. Aus seinem müden, gelben Gesicht blickten zwei erstaunlich junge und lebendige Augen.
»Setz dich, Wolfe.« Melkart ließ sich nie zu schmeichlerischer Höflichkeit hinreißen. »Ich habe dich
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