8 Science Fiction Stories
Ängstlich rief er nach seinen Wachen, aber es kam keine Antwort. Er spähte durch den Staub und sah den Offizier bewegungslos unter einem Trümmerhaufen im Torweg liegen. Die anderen waren geflohen.
Er war allein.
Allein! Diese Erkenntnis war erschreckend. Der Zusammenbruch war nun vollkommen. Er war nicht länger der Boß der Union. Er war nur einer unter Millionen verängstigter und verwirrter Menschen. Die einzige übriggebliebene Ordnung war die Organisation des Feindes.
In seiner verheerenden Einsamkeit wurde es ihm kaum bewußt, als das dritte Geschoß einschlug, als das Licht flackerte und die Luxion-Wände erloschen. Er schrie in der erstickenden Dunkelheit auf. Ein ultimater Faktor erwachte in ihm – der blinde Instinkt zum Überleben.
Ein schwacher Schimmer von draußen führte ihn zur Terrasse. Er sah, daß ein Großteil der Türme noch immer im wechselnden Glanz der Luxion-Fassaden pulsierte. Das Bombardement würde sie bald zum Erlöschen bringen, dachte er – für immer.
Union Square war fast leer. Ein paar Nachzügler des Grauen Mobs flüchteten noch immer über die Straßen. Knapp an der Grundfeste des Turms qualmten Rauch und Staub aus einem riesigen, schwarzen Krater.
So nahe! Kellon zitterte mit einer kalten Erkenntnis. Der Union-Turm war das Ziel. Das Bombardement aus dem Raum war auf ihn gerichtet. Denn nun war er das einzige Symbol der einstigen Macht der Union.
Er rannte durch den Torbogen zurück zum Dachaufzug. Seine Luxion-Wände schimmerten noch. Er drückte auf den Knopf und schoß aufwärts. Er taumelte in den kalten Nachtwind hinaus.
»Hier!« rief er über die Gleiterterrasse. »Schnell, holt die Ruth heraus!«
Dann sah er, daß die Terrasse verlassen war. Der Hangar klaffte schwarz und leer. Die lange, kristallene Blase seines Unitron-Gleiters war verschwunden. Die Mannschaft mußte damit geflohen sein, als das Bombardement begann.
Kellon stand benommen in der kalten Dunkelheit. Er schluchzte, und seine Fäuste ballten sich hilflos. Die Welt war zusammengestürzt, und es gab nichts, was er tun konnte. Die Zivilisation war zu Ende.
Das vierte Projektil kam immer näher. Eine schreckliche Schwingung erfaßte ihn und schleuderte ihn zu Boden. Das Dach bebte wie ein ungeheures, sterbendes Tier. Die Erschütterung betäubte ihn.
Im Aufzug kam er wieder zu sich. Die Luxion-Wände waren schwarz. Er suchte in der Dunkelheit nach den Kontrollen. Aber der Mechanismus war tot. Er sprang auf den Notausgang zu und begann, die dunklen Stufen ’hinabzueilen.
Er wußte, daß die Geschosse in Serien kommen würden, wenn die Abschußrampen erst die genaue Zieleinstellung hatten.
Die schwarze Stiege war endlos, und sein Abstieg wurde zu einem verschwommenen Alptraum. Einschlag folgte auf Einschlag, bis er sie nicht mehr zählte. Die Erschütterungen zerrütteten ihn und rüttelten an seiner Normalität.
Hinab und hinab, durch Staub und Dunkelheit. Einmal stolperte er über etwas, das sich wie ein Körper anfühlte, und fiel abwärts, bis ihn eine Plattform bremste. Seine Muskeln zuckten vor Übermüdung. An seiner aufgeschlagenen Schläfe trocknete geronnenes Blut.
Irgendwo gab es Ebenen, wo die Wände noch immer schwach glühten. Es waren dies Teile der administrativen Büros der Union, denn er sah Stockwerk um Stockwerk mit der gleichen, endlosen Reihe von Gaskammern und Telephor-Anlagen und Geschäftsmaschinen. Der Mob mußte hier gewesen sein, denn Kellon sah tote Goons und Graue.
Noch immer funktionierte sein Gehirn auf eine wunderbare Art und Weise. Denn er dachte daran, daß sein heller Abendanzug eine sichere Garantie für den Tod bedeutete, wenn er damit in die unteren
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