8 Science Fiction Stories
glücklicherweise haben wir keine Zensur, aber manchmal könnte man fast wünschen, wir hätten eine.«
»Hat das«, fragte Keilin, »etwas mit mir zu tun? Die Zensur, meine ich.«
Cellioni antwortete nicht direkt. Statt dessen lächelte er wieder.
Er sagte: »Sie, Mr. Keilin, machen eine der am häufigsten gehörten und einflußreichsten Sendungen des Videos. Daher sind Sie von besonderem Interesse für die Regierung.«
»Es ist meine Sendung«, sagte Keilin hartnäckig. »Ich zahle dafür – zahle Steuern für das Einkommen, welches ich dadurch beziehe. Ich richte mich nach allen Gesetzen und sogar nach den Tabus. So verstehe ich nicht ganz, worin dieses Interesse an mir bestehen kann.«
»Oh, Sie mißverstehen mich. Es war meine Schuld; ich hätte mich klarer ausdrücken sollen. Sie haben kein Verbrechen begangen, kein Gesetz gebrochen. Ich habe lediglich eine tiefe Bewunderung für Ihre journalistischen Fähigkeiten. Was mich interessiert, ist Ihre redaktionelle Haltung.«
»In bezug worauf?«
»In bezug auf unsere Politik gegenüber den Äußeren Welten«, sagte Cellioni mit einem harten Zug um seine Lippen.
»Meine redaktionelle Haltung ist das, was ich fühle und denke, Mr. Secretary .«
»Akzeptiert! Sie haben ein Recht auf Ihre Gefühle und Gedanken. Und doch ist es manchmal unbesonnen, sie Nacht für Nacht einer Zuhörerschaft von einer halben Milliarde zu vermitteln.«
»Unbesonnen – vielleicht. Aber legal!«
»Manchmal ist es notwendig, das Wohl des Landes über eine genaue Auslegung des Rechts zu stellen.«
Keilin blickte düster drein.
»Nun gut«, sagte er, »sprechen Sie es doch offen aus. Was wollen Sie?«
Der Sekretär für Information vernschränkte die Arme. »Mit einem Wort – Zusammenarbeit! Wirklich, Mr. Keilin, wir können es nicht dulden, daß Sie den Widerstandswillen des Volkes schwächen. Sind Sie mit der Lage der Erde einverstanden? Sechs Milliarden und ein ständig abnehmender Nahrungsvorrat? Es ist unerträglich! Emigration ist die einzige Lösung. Kein Patriot kann das übersehen, kein vernünftiges menschliches Wesen die Gerechtigkeit mißachten.« Keilin sagte: »Ich gehe mit Ihrer Aussage konform! Das Bevölkerungsproblem ist sehr ernst, doch Emigration ist nicht die einzige Lösung. Um die Wahrheit zu sagen, sie führt nur um so schneller zum Untergang.«
»Wirklich? Und warum?«
»Weil die Äußeren Welten keine Emigration gestatten werden, und man kann sie nur durch Krieg zwingen. Und wir können keinen Krieg gewinnen.«
»Sagen Sie«, meinte Cellioni sanft, »haben Sie jemals versucht auszuwandern? Mir scheint, Sie könnten sich qualifizieren. Sie haben ziemlich helle Haare, sind groß, intelligent …«
Der Video-Mann wurde rot. Er sagte: »Ich habe Heuschnupfen.«
»Nun«, lächelte der Sekretär, »dann haben Sie doch allen Grund, um diese willkürliche Vererbungs- und Rassenpolitik zu mißbilligen!«
Keilin antwortete hitzig: »Ich lasse mich nicht von persönlichen Motiven beeinflussen. Ich würde Ihre Politik mißbilligen, selbst wenn ich mich für die Emigration eignete. Aber meine Kritik wird nichts ändern. Ihre Politik ist Ihre Politik, und Sie können sie durchsetzen. Weiterhin hat Ihre Politik Gründe – auch wenn sie falsch sind. Die Menschheit macht auf den Äußeren Welten einen neuen Beginn, und sie – diejenigen, die zuerst dorthin gekommen sind – möchten gerne einige Unzulänglichkeiten im Körper des Menschen ausschalten, die mit der Zeit Überhand genommen haben. Jemand, der an Heuschnupfen leidet, ist ein schwacher Punkt – in bezug auf Vererbung. Jemand, der für Krebs anfällig ist,
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