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80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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meines Liegestuhls setzte, sich vorbeugte und mir die Wange küsste. Ich blickte auf. Er trug nur helle Badeshorts und Sandalen. Seine Haut glänzte bronzefarben, zweifellos hatte er vor meiner Ankunft schon mehrere Tage die karibische Sonne genossen.
    »Lust auf einen Ausflug?«, fragte er.
    Ohne meine Antwort abzuwarten, warf er mir das locker geschnittene Baumwollkleid in den Schoß, das ich über die Rückenlehne gelegt hatte, nahm meine Hand und führte mich vor das Haus, wo ein Motorroller auf dem Rasen stand. Er stieg auf, und ich setzte mich hinter ihn und schlang die Arme um seine muskulöse Taille. Dann bretterten wir die Küste nach La Caleta hinunter, vorbei an etlichen hässlichen Betonkästen, die im merkwürdigen Kontrast zu den strohgedeckten und bunt bemalten Tropic-Bars und Läden standen, wo sich neben Angelausrüstungen und Werbetafeln für allerlei touristische Aktivitäten Bananenstauden stapelten.
    In der Marina mietete Chey ein kleines weißes Motorboot, auf dessen Seite in verblasstem Schwarz Valja stand. Ich sah darin ein Omen, hatte doch so meine Freundin geheißen, der ich meine sexuelle Erweckung verdankte. Allerdings wusste ich nicht, ob es sich als positives oder negatives Omen erweisen sollte, doch ich spürte instinktiv, dass es zu Sex führen würde.
    Was sich auch erfüllte.
    Wir schossen übers Wasser, mein Haar flog im Wind, der Salzgeschmack in der Luft war wie ein Kuss des Meeres.
    »Das ist die Isla Catalina«, sagte er, als wir die Valja an einer Boje festmachten und er mir aus dem Boot half. Der Sand war fast weiß und das Wasser, durch das wir zum Strand wateten, sauber und kristallklar.
    Wir schlenderten über palmenbewachsene Dünen an kleinen Buchten vorbei, wo nur wenige Leute sich auf dem heißen, feinen Sand ausstreckten. Kinder spielten mit Plastikeimern, und Schwimmer ließen sich in den sanften Wellen treiben. Da Chey vor mir ging, hatte ich freien Blick auf seinen Rücken und das Tattoo, das nur zum Teil von dem breiten Trageriemen seiner großen Tasche verdeckt wurde. Es war eine goldfarbene Katze. Ein Leopard, vermutete ich, dessen schlanker Körper sich durch Cheys Muskelspiel bewegte, den Kopf konnte ich wegen des Riemens nicht sehen.
    Doch ich hatte bald Gelegenheit, ihn mir näher anzusehen. Wir kamen zu einem abgeschiedenen Strand, wo Bäume uns vor den Blicken Vorübergehender schützten. Als Chey sich vor mir bückte, um eine Decke aus der Tasche zu ziehen, lag seine Schulter bloß, und ich sah den Kopf des Leoparden. Er hatte schwarze Augen und fauchte mit gefletschten Zähnen.
    »Eigentlich bin ich eine Schmusekatze«, sagte er lächelnd, als er sich umdrehte und meinen nachdenklichen Blick bemerkte.
    Er hockte sich auf die Decke und zauberte eine Flasche Champagner, zwei Gläser, Brot und Käse aus der Tasche.
    Wir aßen und redeten. Wenig über ihn, viel über mich.
    »Was machen Mädchen in russischen Internaten, um sich die Zeit zu vertreiben?«, fragte er mit vielsagendem Lächeln.
    »Du meinst, wenn sie nicht die Jungs bestechen, damit sie ihnen Zigaretten geben?«
    »Ja. Und warum bist du nach Amerika gekommen? Was wollte die kleine Luba einmal werden, wenn sie groß ist?«
    »Eine Primaballerina, wie jedes russische Mädchen. Aber ich war nicht gut genug. Ich war zu faul.«
    »Das glaube ich dir nicht.« Er schenkte mir von dem kühlen Champagner nach. »Tanzt du noch?«
    »Nein, nie. Nicht einmal unter der Dusche, wenn ich singe.«
    »Tanzt du für mich?«
    Vielleicht lag es am Champagner, der mir zusammen mit dem Cocktail, den ich am Pool getrunken hatte, rasch zu Kopf gestiegen war; oder es war die traumhafte Umgebung wie aus einem Hollywood-Film oder das Gefühl, ich wäre ihm für die Einladung hierher etwas schuldig – und ich zahlte meine Schulden immer zurück. Jedenfalls stand ich auf und begann mich auf dem Sand zu bewegen, sanft wiegte ich mich im Rhythmus der Wellen und der Palmen im Wind.
    Mir war bewusst, welche Wirkung ich auf ihn hatte. In dem winzigen Bikini war ich so gut wie nackt, und da es etwas kühler geworden war, zeichneten sich meine Nippel durch den dünnen goldenen Stoff deutlich ab.
    Cheys funkelnde Augen waren fest auf mich gerichtet.
    Als er mich so durchdringend ansah, blieb die Welt kurz stehen, dann schoss mir das Adrenalin durch die Adern wie damals in St. Petersburg an der roten Backsteinmauer hinter dem Wohnheim. Doch statt vor einem russischen Provinzburschen stand ich hier vor einem schönen, großzügigen

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