80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)
zu viel von mir gezeigt.
Nicht dass sich einer beschwert hätte.
Bevor ich Chey kennengelernt hatte, hatte ich gar nicht gewusst, dass es Bernstein in so vielen Formen und Farben gibt.
Als wir in der Dominikanischen Republik waren, hatte ich ihn gefragt, womit er eigentlich seinen Lebensunterhalt bestreite. Daraufhin war er mit mir in ein schäbiges Geschäftszentrum gefahren, wo ein kleines privates Museum wahre Bernsteinschätze präsentierte. Er hatte mir erklärt, wie diese Schmucksteine aus fossilem Harz entstanden waren und welche Bedeutung Eintrübungen und Farbe für ihren Wert hatten. Ich hatte noch nie zuvor Bernstein getragen oder besessen. Mein erstes Geschenk von Chey war ein großer Bernstein, den ein ortsansässiger Künstler in Edelstahl gefasst hatte. Als Halskette war er zu schwer, weshalb Chey mir vorschlug, ihn als Armband zu tragen. Ich hatte viel Zeit in der Sonne verbracht und dabei entdeckt, dass ich sehr schnell braun wurde, auch wenn ich von Natur aus so hellhäutig war und obwohl ich Schultern und Arme selbstverständlich vorbeugend mit stark schützender Sonnenmilch und Feuchtigkeitscreme eingerieben hatte. Chey war voller Bewunderung, wie fabelhaft der Stein mit meinem Hautton korrespondierte – eine kleine Sinfonie in Braun und Orange, bei der die Grenze zwischen Lebendigem und Totem verschwamm. Dazu trug ich ein weißes Kleid.
Einige Tage später schenkte er mir einen kleineren Bernstein, beinahe milchig in seiner Anmutung. Ich lag gerade im Bett und erwachte aus einem Nachmittagsschlaf. Chey befahl mir, mich auf den Rücken zu legen und Arme und Beine auszubreiten. Eine sanfte Brise wehte durch die Vorhänge vom Balkon, der aufs Meer hinausging. Ganz vorsichtig legte er den Bernstein in die Kuhle meines Bauchnabels.
»Er bringt deinen kleinen Löwinnenpelz gut zur Geltung«, sagte Chey, deutete auf meinen Busch und zog anerkennend einen Finger durch meine feuchtwarme Möse. Ich bemühte mich, nicht rot zu werden. Wie nicht anders zu erwarten, blieb es nicht dabei, und so kamen wir zu spät zum Abendessen. An diesem Abend verlangte er von mir, mich in dem Edelrestaurant ohne Slip an den Tisch zu setzen, den er für uns reserviert hatte. Meine Möse war noch gereizt und pochte nach dem wiederholten Ansturm seiner leidenschaftlichen, kräftigen Stöße.
In New York wurde er nicht müde, meine Sammlung von Bernsteinschmuck ständig zu erweitern. Es waren sämtlich für mich angefertigte Einzelstücke, die zu meinem Naturell und den Kleidern passten, die ich trug, oder zu den Farbtönen, die mein Körper annahm, wenn er mich fickte. Unser Liebesspiel verwandelte sich dadurch beinahe in ein religiöses Zeremoniell.
Jedes Mal, wenn Chey und ich miteinander im Bett waren, hatte ich in den nächsten vierundzwanzig Stunden das Gefühl, dass sämtliche Männer, die meine Tanzdarbietungen verfolgten, genau wussten, was geschehen war; dass sie es an der Art, wie meine Brüste schwangen, wie meine Möse glänzte oder mein Arsch im Scheinwerferlicht erstrahlte, ablesen konnten. Diesen Gedanken fand ich ungeheuer erregend.
Ich war geil, ich war eine Frau. Cheys Frau.
Das Einzige, was mich störte, war, dass er dauernd ohne jede Vorwarnung verschwand, noch dazu ohne ein Wort über sein Ziel und den Grund seiner Reise zu verlieren. Dann wachte ich mitten in der Nacht in dem großen, leeren Bett auf, und meine Seele und mein Körper riefen nach ihm. Diese Nächte, in denen ich ihn von ganzem Herzen vermisste, zogen sich endlos hin. Entzugserscheinungen und das ungestillte Verlangen, ihn zu spüren, quälten mich.
Es war nach so einer langen Nacht, als das Schreckliche geschah.
Zusammen mit Alice und Maya, zwei ebenfalls aus Russland stammenden Tänzerinnen, die durch dieselben Bars tingelten wie ich, hatte ich im Algonquin in der 44th Street rekordverdächtig viel Trinkgeld eingeheimst. Am Ende des Abends stieg jede von uns in ein Taxi, das uns nach Hause bringen sollte. Für mich war das Ziel Cheys meistens einsame Wohnung in der Gansevoort Street. Da sah ich auf der anderen Straßenseite jemanden, der mir bekannt vorkam. Es war Lev, den ich zuletzt vor Monaten gesehen hatte, als er mich Barry vom Tender Heart vorgestellt hatte.
Ich rief seinen Namen, aber er schaute nur kurz herüber. Ihm schien es unangenehm zu sein, mir zu begegnen. Im ersten Moment hatte ich sogar den Eindruck, er würde am liebsten einfach weitergehen; doch dann riss er sich zusammen und wartete auf der anderen
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