80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)
Beine und ihren festen Hintern bewundern. Nach einer Weile verkündete die Flugbegleiterin, dass nun das Aussteigen beginne, und unsere kleine Schlange setzte sich in Bewegung.
Wir waren die beiden einzigen Frauen in der ersten Klasse, die anderen Passagiere waren vorwiegend bierbäuchige Langweiler. Sie glubschten uns neugierig an, was ich, so gut es ging, ignorierte. Wenigstens machte niemand Anstalten, mir seine Visitenkarte samt Einladung zu einem Drink aufzudrängen, wie es der Kerl in dem Seersucker-Jackett und dem braunen Schlips getan hatte, neben dem ich zwischen New Orleans und Seattle gesessen hatte.
»Auf Wiedersehen, Miss Volk«, verabschiedete sich die Stewardess von mir, als ich das Flugzeug verließ und dicht hinter der silberhaarigen Mitreisenden meine ersten Schritte auf britischem Boden unternahm.
Der Auftritt morgen Abend würde ein Kinderspiel werden. Ich war zu einer Aufführung mit dem Ballettmeister gebucht, und wenn es nach meiner derzeitigen Stimmung ging, würde sein langer, harter Silikondildo problemlos in mich eindringen. Wie berauscht folgte ich den raschen, festen Schritten der Slipper über den Aufgang zur Passkontrolle. Sie trug keine Socken, und der bloße Anblick ihrer Fesseln reichte aus, dass sich in meiner Muschi ein Pochen meldete.
An jenem Tag reiste ich mit einem deutschen Pass – es war das erste, aber nicht das letzte Mal, dass ich mit gefälschten Papieren unterwegs war. Der Mann, der ihn entgegennahm und durch seinen Scanner schickte, schaute sich das Bild kaum an, stellte teilnahmslos ein paar Fragen und winkte mich durch. Er hatte ein pockennarbiges Gesicht und ein kantiges Kinn, was ihm das Aussehen eines Superhelden gab, der schon bessere Tage gesehen hatte.
Die Silberhaarige erwartete mich am Gepäckkarussell.
»Sind Sie denn auch eine Frau aus dem Volk, Miss Volk?«, fragte sie.
»Volk« war eine Schreibvariante des russischen Worts vovk , das »Wolf« bedeutet, im Deutschen hatte es natürlich eine ganz andere Bedeutung. Ob meine grauhaarige Reisegefährtin Deutsche war?
»Keine mit einem volkstümlichen Geschmack, wenn Sie das meinen. Ich bin nicht für jeden zu haben …«
»Wie alle guten Dinge im Leben. Und offenbar lieben Sie Bücher? Es ist aber nicht gerade die feine Art, anderen Leuten in die Lektüre zu spähen.«
Wollte sie mich nun anmachen oder zurechtweisen? Schon in Kalifornien hatten manchmal Frauen mit mir geflirtet, aber nicht so. Die kalifornischen Mädchen waren mit ihren manikürten Fingern über den Rand eines Champagnerglases gefahren oder hatten ein kehliges Lachen aus ihren Lippenstiftmündern perlen lassen. Niemals hatten sie ausgesprochen, was zwischen uns in der Luft hing: Küss mich, berühr mich, komm mit mir, gib mir einen Drink aus . Hier aber traf ich auf einen freien, ironischen Ton und eine selbstbewusste Haltung. Ich war gespannt, wohin das führen würde.
»Das Buch sah interessant aus«, antwortete ich.
»Wollen Sie mir nach dem Essen daraus vorlesen?«
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Und die Antwort stand mir offenbar ins Gesicht geschrieben. Eine kleine Biegung im Fluss des Lebens, und schon spürte ich, dass mich seine Strömung unwiderstehlich in Richtung ihres Hotelzimmers trieb. Auch wenn wir dann am Ende in meinem landeten.
Wir verabredeten uns zum Essen im Lena, einem italienischen Restaurant in Shoreditch. Nachdem wir unsere Handynummern ausgetauscht hatten, fuhren wir beide erst einmal zu unseren Hotels, um einzuchecken, das Gepäck loszuwerden und zu duschen.
Sie hatte immer noch diese aktenmappenähnliche Tasche dabei, trug nun aber eine enge Lederhose und eine locker fallende, hochgeschlossene Bluse mit kurzen Ärmeln. An ihren Armen zeichneten sich deutlich die Muskeln ab. Ihre Beine steckten in Reitstiefeln aus Antikleder mit Silberspangen an den Fersen.
Sie trug den altmodischen Namen Florence, wollte allerdings Flo genannt werden. Da ich mit dieser Kurzform nichts anfangen konnte, blieb ich bei der langen.
Florence rauchte französische Zigaretten, eine vor der Vorspeise, die zweite nach dem Hauptgericht.
»Frische Luft schnappen«, nannte sie das, bevor sie draußen im Dunkeln verschwand. Durch das Fenster des hell erleuchteten Restaurants war nicht mehr von ihr auszumachen als ein rot glühender Punkt in der Nacht.
Zum Abschluss teilten wir uns ein Zitronen-Ricotta-Törtchen mit einer Kugel Vanilleeis, in deren zartem Beige die dunklen Samen der Vanilleschote zu erkennen waren. Dazu
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