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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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gut leben lässt. Stimmt’s?«
    Es ist deine Schuld, hallte es in Aaróns Kopf nach.
    Den letzten Satz hatte Samuel ohne große Überzeugung dahingesagt. Er hatte ihn auf einem Aufkleber der Selbsthilfegruppe gelesen, die er seit zwei Jahren regelmäßig besuchte. Eine Gruppe, die ihm nicht, wie erhofft, geholfen hatte, die eine fixe Idee aus seinen Gedanken zu verbannen: dass er auf Laura hätte hören sollen, als sie ihn am Ende des Sommers bat, den Pool abzudecken. Dann wäre die andere Laura, die kleine, die die vier Kerzen auf ihrem Geburtstagskuchen nicht mehr hatte ausblasen kön nen, ja, die ihren vierten Geburtstag um drei Tage nicht mehr erlebt hatte, diese kleine Laura wäre dann noch am Leben.
    »In meiner Erinnerung«, fuhr er fort und zwang sich, nicht an die bunte Kindertorte zu denken, die sie noch über ein halbes Jahr lang im Kühlschrank aufbewahrten, »waren der Schmerz am Kinn, der Lärm der umstürzenden Konservendosen und das Öl, das mir übers Gesicht lief …« Er unterbrach sich. »Das alles, auch der Schuss, passierte in meiner Erinnerung zur gleichen Zeit.«
    Samuel bog wieder vom Weg ab und trat auf den Randstein.
    »Komm, ich muss noch zu dem Becken da hinten«, sagte er. Sie überquerten noch eine Rasenfläche und eine Holzbrücke und gelangten zu einem flachen Becken. Samuel redete ohne Pause weiter. »Meine nächste Erinnerung ist, dass mich mein Vater vom Boden aufhob, mir mit zwei Fingern die Wunde zuhielt und mich so schnell er konnte nach draußen brachte. Er legte mich auf den Rücksitz unseres Autos. Dann kamen schon die Krankenwagen. Mein Vater setzte alles daran, der Angelegenheit ihre Bedeutung und ihren Schrecken zu nehmen. Ich glaube, es ist ihm gelungen.« Er machte eine Pause. »Die Leiche des jungen Mannes habe ich zum Glück nicht gesehen. Ich weiß nur, dass er Roberto hieß, und dass seine Familie immer noch hier in Arenas lebt. De la Maza. Die Mutter – Celia, oder Cecilia – kam ein paar Wochen später zu mir nach Hause und forderte mich auf, aus meinem Leben etwas zu machen. Damit es sich gelohnt hätte. Ja, im Ernst. So was erzählte sie einem neunjährigen Jungen.«
    Als er einmal um das Becken herumgegangen war, blieb er unvermittelt stehen. Auf dem Grund des Beckens hatte sich eine große grüne Pfütze gebildet. Er betrachtete sie schweigend.
    »Würde es dir etwas ausmachen, das Blatt da herauszuholen?«, fragte er, ohne den Blick von der Pfütze zu nehmen.
    »Entschuldige …?«
    »Wenn du das Blatt da herausholen könntest … Schau. Das Blatt da.« Er zeigte mit dem Finger auf ein Ahornblatt, das in dem fast leeren Becken trieb. »Da drüben ist ein Netz.«
    Aarón wartete darauf, dass Samuel es ihm zeigte, doch er starrte nur reglos in das Becken. Aarón blickte um sich und sah die Eisenstange mit dem Netz nicht weit entfernt auf dem Boden liegen. Er fing das Blatt ein und schüttelte es anschließend auf den Rasen.
    »So ist es besser«, sagte Samuel.
    Er blieb noch ein paar Sekunden am Beckenrand stehen, wie hypnotisiert von der grünen Pfütze.
    »Gehen wir«, sagte er dann plötzlich. »Das Bad öffnet in weniger als einem Monat, dann muss alles fertig sein.«
    »Ihr wart also zu fünft«, stellte Aarón fest, als er Samuel eingeholt hatte, »dich eingeschlossen.«
    »Der junge Mann, der Angestellte, der Mann vor mir …«, zählte Samuel einen nach dem anderen auf, wobei seine Stimme immer leiser wurde. »Ja, fünf«, sagte er und hielt alle Finger einer Hand ausgestreckt nach oben. »Wie ich später erfuhr, war der Mann vor mir in der Schlange der Bürgermeister von Arenas, der übrigens vor Kurzem verstorben ist. Er war damals schon über fünfzig, stell dir vor! Achtzig, das muss man erst mal werden!«
    Während er das sagte, stellte er sich den schweren Zeiger einer riesigen Uhr vor, der nur langsam und mit großer Mühe vorrückte.
    Als sie fast durch den ganzen Park gelaufen waren, entdeckte Aarón noch einen Mülleimer, diesmal eine Schildkröte, und wollte gerade stehen bleiben. Doch Samuel ging einfach weiter und beachtete weder das Tier noch den Inhalt seines schwarzen Beutels.
    »Schau«, sagte er wie aus heiterem Himmel, »das ist die neue Rutsche. Endlich ist sie fertig. Warst du im Februar auf der Präsentation?«
    Aarón blickte nach rechts und entdeckte eine eher kleine rote Rutsche in Treppenform.
    »Nein, ich komme schon lange nicht mehr her. Früher, als ich noch klein war, ist meine Mutter immer mit mir zur Präsentation

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