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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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in wenigen Minuten. Die Nachricht wurde mit großem Jubel und Applaus begrüßt. Viele glaubten, die neue Attraktion würde sogar den berühmten Giga Splash übertreffen.
    Victoria erblickte so manches bekannte Gesicht. Zum Beispiel erkannte sie im Gemenge einen Nachbarn, einen kleinen Mann mit akkurat gestutztem Bart, der sich angeregt mit den umstehenden Leuten unterhielt. Leider erinnerte sie sich nicht an seinen Namen. Sie grüßte ihn mit einem überheblichen Nicken des Kinns und leicht hochgezogenen Brauen, eine gezwungene Geste vorstädtischer Höflichkeit.
    Plötzlich hörte Leo, wie jemand seinen Namen rief. Es war die hohe Stimme eines Mädchens. Sie rief ihn mindestens drei Mal.
    »Na, so was! Da möchte dir jemand Hallo sagen«, bemerkte Victoria. »Du hast gar nicht erzählt, dass du eine Freundin hast.«
    Victoria packte Leo am Kinn und drehte seinen Kopf in die Richtung, aus der ihm ein Mädchen mit Pickeln auf der Nase zuwinkte. Das Mädchen grinste Leo an, wobei sie ihre Zunge durch die Lücke drückte, die ein herausgefallener Milchzahn hinterlassen hatte.
    Claudia saß in der Klasse drei Reihen hinter Leo. Er hatte das erste und einzige Mal mit ihr gesprochen, als er ihr vom Boden aufgeholfen hatte, nachdem ein paar Jungs versucht hatten, ihr den Rock hochzuziehen. Sie war dabei auf die Knie gestürzt, und beinahe wäre auch die Brille zu Bruch gegangen, hätte Leo sie nicht in letzter Sekunde aufgefangen. Die Jungs hatten »Streuselkuchen!« und »Brillenschlange!« gebrüllt und kurzerhand die Flucht ergriffen. Das Mädchen war aufgestanden und hatte ihre aufgeschürften Handflächen und Knie betrachtet. Obwohl die Wunden nur oberflächlich waren und kaum bluteten, war sie heulend zur Lehrerin gerannt, um den Vorfall zu petzen.
    »Bist du mit deiner Mutter hier?«, fragte Claudia.
    Der Mann, der Claudia an der Hand hielt, grüßte Victoria höflich.
    »Ja, sie wollte unbedingt herkommen«, sagte Leo.
    »Na ja, er auch«, erklärte Victoria dem Mann, von dem sie annahm, dass er der Vater des Mädchens war, und zeigte mit dem Kinn auf Leo.
    »Es sind noch andere aus der Klasse da. Du weißt schon, wer.« Leo wusste sofort, wen Claudia meinte. »Ich habe Papa schon gesagt, dass ich keine Lust habe, denen Hallo zu sagen.«
    »Und der Papa befolgt jeden Befehl seines Generalmajors«, erklärte Claudias Vater und hob die Hand an die Stirn, eine militärische Geste, die Victoria lächerlich vorkam. Er wirkte noch recht jung, aber sein Haar war komplett weiß. »Ich habe ihr vorgeschlagen, sie soll sich doch ein paar Freundinnen mitnehmen, aber dieses Kind will mich lieber ganz allein für sich haben.«
    »Und wo sind diese anderen?«, wollte Victoria wissen.
    »Geheime Kommandosache«, spielte der Vater weiter den Soldaten. »Ohne die Erlaubnis meines Generalmajors darf ich nicht darüber sprechen. Und ich rate Ihnen, sich nicht mit ihm anzulegen, denn er kann sehr aufbrausend sein.«
    Er sprach mit monotoner, gleichmäßiger Stimme. Wie in einem Zeichentrickfilm. Seine Tochter konnte sich kaum vor Lachen halten. Victoria sah etwas peinlich berührt umher.
    »Sagst du es mir, Klassenkameradin von Leo? Claudia?«
    »Ich weiß nur, dass sie erst nach uns gekommen sind«, antwortete das Mädchen, während sie am Bein ihres Vaters vor und zurück pendelte. »Sie müssen weiter hinten in der Schlange sein.«
    »Wollt ihr euch denn nicht anstellen?«, erkundigte sich der Soldatenvater diesmal mit normaler Stimme. »Wenn ihr wollt, könnt ihr natürlich auch einfach bei uns bleiben.«
    Er zwinkerte Victoria zu.
    »Nein, danke«, lehnte Victoria ab. »Leo wird erst einmal die anderen begrüßen. Sie warten bestimmt schon auf ihn.«
    Das war der Moment, in dem sich Leo von seiner Mutter löste und losrannte.
    Kleine Steinchen prasselten gegen Victorias Knöchel, sodass seine Flucht nicht unbemerkt blieb.
    »Also dann. Ich geh mal nachsehen, was er hat«, sagte Victoria gelassen.
    Da es nicht ihr Plan war, vor allen Leuten einen Aufstand zu machen und hinter ihrem Kind herzurennen, ging sie beherrschten Schritts in Richtung Parkplatz. Leo war durch die Riesenstaubwolke, die er aufgewirbelt hatte, schon nicht mehr zu sehen. Victoria hörte noch, wie der junge Vater mit den weißen Haaren sagte: »Alarmstufe Rot im Hauptquartier, Flucht eines Gefreiten am helllichten …« Den Rest hörte sie nicht mehr, nur noch, wie der Vater geräuschvoll die Nase hochzog, ein Lärm, der in ihren Ohren alles andere

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