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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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Auch wusste er nicht mehr, ob es Tag oder Nacht gewesen war, als er aufgewacht war. Geschweige denn, wie lange er schon nicht mehr mit Andrea gesprochen hatte. Oder mit Héctor. Oder mit seiner Mutter.
    Als Nächstes kam das Jahr 1971. Zur Vervollständigung der Daten dienten ihm die Informationen von Samuel Partida und die Zeitungsausschnitte. Wie automatisch schrieb er »Opfer«, »Junge« und »Mörder« unter drei der Kreise. Dann trug er die entsprechenden Namen ein: Roberto de la Maza, der junge Mann, der die Kugel abgekriegt hatte, Samuel Partida selbst und Antonio Mercado, der »Zigeuner«, der auf ihn geschossen hatte. Von allen dreien wusste er auch das Alter. Der Junge war neun, Roberto gerade mal einundzwanzig und der Mörder vierzig. Die übrigen Kreise beschriftete er wieder mit »Zeuge 1 und 2«, nur dass er diesmal auch die Initialen dazuschrieb, die er der Zeitung entnahm: »L. M.« und »G. C.«
    Auf die gleiche Weise verfuhr er mit dem Blatt, das er dem 12. Mai 2000 zugeordnet hatte. Schlagartig tauchten die Bilder wieder vor ihm auf: Andrea, die aus dem Wagen stieg, David, der ihm anbot, die Medikamente aus der Apotheke zu holen, er selbst, wie er sich das Gesicht waschen wollte und dabei das Badezimmer unter Wasser setzte, Héctor, der sie kopfschüttelnd am Eingang des Krankenhauses empfing … Diesmal konnte er Namen und Alter aller fünf involvierten Personen in die Zeichnung eintragen. Als Andrea David am nächsten Tag im Krankenhaus besuchte, war die Familie Mirabal bereits über die Einzelheiten informiert. Andrea hatte Aarón am Telefon alles erzählt, und sie waren beide überrascht gewesen, dass Palmer erst dreiundfünfzig war. Er wirkte deutlich älter. Er stellte sich vor, wie Andrea ihn damit aufzog: »Du kennst das Alter deiner Kunden nicht? Also, ich würde doch meinen, das ist für die Verabreichung eines Medikaments von wesentlicher Bedeutung.«
    Aarón trug den Namen des jüngsten Mitglieds der Familie Cañizares ein.
    »Neun Jahre, logisch«, sagte er laut, während er das Alter des Jungen darunterschrieb.
    Er spürte, wie ihm flau im Magen wurde.
    Außerdem notierte er den Namen des Täters und den des Mannes, der David zuhilfe gekommen war und die Polizei verständigt hatte. Er hielt einen Augenblick inne, bevor er den Namen »David Mirabal« in den entsprechenden Kreis eintrug. Seine linke Hand schrieb wie von selbst das Wort »Opfer« darunter, doch Aarón strich es mit Nachdruck wieder aus.
    Mit demselben Nachdruck, mit dem auch das Echo der Schuld weiter in seinem Kopf nachhallte.
    Aarón ordnete die vier Blätter so auf dem Tisch an, dass es an ein nicht zu Ende gespieltes »3-Gewinnt-Spiel« erinnerte. Das Kinn auf beide Daumen gestützt, betrachtete er das Ergebnis seiner Arbeit. Die Daumen presste er unterhalb des Kinns in sein Fleisch, bis ihm der Unterkiefer schmerzte. Ein warmer Windstoß wehte durch das offene Fenster herein. Aarón wischte sich den Schweiß von der Stirn und den Schläfen. Wie er so über den Tisch gebeugt dasaß und die grafische Darstellung der Ereignisse studierte, lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter.
    Eine imaginäre Andrea tauchte an seiner Seite auf. Beinahe war ihm, als duftete es nach Kamille. Sie legte eine Hand auf seine Schulter, die er nicht sah, aber spürte, und flüsterte: Was hat das alles mit David zu tun?
    »Ich weiß es nicht, verdammt!« Er spuckte die Worte vor sich auf den Tisch.
    Er schlug die Hände vors Gesicht. Dann spreizte er die Finger, um durch sie hindurch die vier Zeichnungen zu betrachten. Die Unmenge an Kreisen. Die Datumsangaben. Die Namen. Es war absurd. Der Kamillenduft begann sich zu verflüchtigen. Plötzlich war er sich wieder ganz sicher. Ohne lange zu überlegen, versah er die Kreise, die die Opfer markierten, mit einem großen »X«.
    »Ja, Davo, du auch.«
    Er erwartete nicht, ein verstecktes umgekehrtes Pentagramm zu finden, oder irgendeine übernatürliche Erklärung wie in einem Horrorfilm, aber die grafische Darstellung erlaubte ihm eine klarere Sicht auf das, was er bereits wusste. Pro Überfall zählte er fünf Kreise, die die fünf Personen am Tatort repräsentierten. Und insgesamt vier »X«, die für die Opfer standen. Und jedes Mal befand sich ein Junge am Ort des Geschehens. Ein Neunjähriger.
    »Das weiß ich schon seit Tagen, dafür hätte ich mir nicht die Mühe machen müssen …«
    Moment mal, dachte er.
    Und dann wanderten seine Augen, ohne dass er sie daran hätte hindern können,

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