9 - Die Wiederkehr: Thriller
das alles auf der Grundlage von einem Haufen Schwachsinn …« Sie fuchtelte mit den Händen, um alles noch ein bisschen wirrer erscheinen zu lassen. »… Auf einer Unmenge von Zahlen und merkwürdigen Geschichten über Wiedergeburt. Mein Gott, Aarón, kapierst du eigentlich, was du da sagst?«
»Ich habe nichts von Wiedergeburt gesagt«, stieß er hervor.
»Na, es hört sich aber verdammt danach an. Der eine wird geboren, wenn der andere stirbt .« Es sprudelte einfach so aus ihr heraus, ohne dass sie ihn hatte nachäffen wollen. »Es tut mir leid,« sagte sie, als sie es bemerkte. »Aarón, schau dich an … Dir geht’s nicht gut. Ich will dir nur helfen.«
Sie ging zu ihm und zog ihn am Ohr.
»Gehst du jetzt?«
Sie fuhr ihm durchs Haar.
»Du glaubst das alles nicht.«
Er schüttelte den Kopf, um sich aus Andreas Griff zu lösen.
Sie seufzte tief, wobei sie die Luft durch den Mund ausstieß und dabei die Lippen zu einem großen O formte.
»Nein. Ich glaube dir nicht. Ich habe dich noch nicht einmal verstanden«, sagte sie. Ihr Blick wanderte unwillkürlich zu dem Regal, auf dem in einer Ecke der Stein lag, den sie im See gefunden hatten. »Und ich werde mir alle Mühe geben, dieses Gespräch zu vergessen. Es ist mir nämlich egal. Es ist mir egal, weil Davo im Sterben liegt, während wir hier reden. Er ist es, der unsere Hilfe braucht. Nicht ein … ein Junge aus der Zukunft«, improvisierte sie, »von dem wir noch nicht einmal wissen, ob er existiert.«
»Tja, es ist ganz einfach herauszufinden, ob der Junge aus der Zukunft …« Aarón äffte sie mit voller Absicht nach. »… existiert oder nicht.«
Mehr sagte er nicht. Er schlug die Beine übereinander und umfasste die Knie mit den Händen.
»Aarón, ich warne dich: Tu das nicht.«
»Versuch doch, mich daran zu hindern.«
Aarón schaukelte mit dem rechten Bein, das auf dem linken Knie auflag, vor und zurück. Als er das Bein ausstreckte, knackte es in seinem Knöchel.
Der Laut wirkte abstoßend auf Andrea.
»Geh zum Teufel«, sagte sie.
Sie nahm die Blätter, die sie gerade auf dem Laptop abgelegt hatte, und warf sie ihm ins Gesicht.
Die Ecke eines der Blätter ritzte die Haut unter seinem linken Auge auf. Es blutete, und das Oberlid begann unwillkürlich zu zucken, was ihm einen stechenden Schmerz bereitete. Der einsetzende Tränenfluss trübte ihm die Sicht.
»Geh nicht«, sagte Aarón, ohne dass er Andrea sehen konnte.
Es war schwer zu sagen, ob er weinte oder nicht, als er die Tür ins Schloss fallen hörte.
16
LEO
Samstag, 21. März 2009
Als der Morgen hereinbrach, war Pi längst auf dem Dach eingeschlafen, von dem aus er beobachtet hatte, wie sich eine schemenhafte Gestalt dem Hauseingang der Cruz’ genähert und sich dann eilig wieder entfernt hatte. Die Sonne war mit ihrer ganzen Kraft zurückgekehrt. Der Geruch nach Feuchtigkeit, der von den dunklen Schieferplatten ausging, auf denen der Kater schlief, drang durch die halb offene Balkontür in Leos Zimmer. Seine nackten Füße waren es, die zuerst von der Sonne geweckt wurden und Leo dazu brachten, die Augen zu öffnen und die Beine anzuziehen, um sie vor dem immer kleiner werdenden Schatten auf seinem Bett in Sicherheit zu bringen.
»Deine Eltern frühstücken schon im Garten«, teilte ihm Linda mit, als er den Kopf in die Küche steckte. »Es gibt Toast.«
Mit einem Augenzwinkern ging sie auf Leo zu und streichelte ihm über die Wange. Sie lächelte, und ihm schien, als wollte sie ihm etwas sagen. Doch dann kam Victoria dazu, und Linda verstummte.
»Da bist du ja. Ich wollte dich gerade aus dem Bett werfen«, sagte sie. In der einen Hand hielt sie ein Sektglas, das mit Orangensaft gefüllt war. »Komm, mein Schatz, wir sind draußen im Garten.«
Amador las die Zeitung. Die Rasensprenger der automatischen Gartenbewässerung begrüßten Leo mit einem Pfeifen, als sie unweit vor ihm aus dem Boden schossen, um halbkreisförmig den noch feuchten Rasen zu besprengen.
»Nach dem Regen gestern sollten wir die Dinger vielleicht besser ausschalten«, bemerkte Victoria, als sie wieder am Tisch saß.
Sie setzte sich die Sonnenbrille auf und blickte naserümpfend in den Garten. Ihre Augen folgten unablässig einem Rasensprenger in der Nähe, und die Bewegungen, die sie dabei machte, erinnerten stark an das Kopfwackeln eines von einem Scheibenwischer hypnotisierten Hundes.
»Sie jetzt auszuschalten und nachher wieder neu zu programmieren, erscheint mir nur unnötig kompliziert«,
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