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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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AAA.«
    Der Verkäufer musterte die Packung. Dann nahm er noch eine aus dem Karton und verglich die Batterien mit zusammengekniffenen Augen.
    »Ja, du meinst den alten Palmer.« Er warf die Batterien wieder in den Karton zurück, als interessierten sie ihn jetzt plötzlich nicht mehr. »Aber er arbeitet nicht mehr hier. Ich habe ihm den Tankstellenshop vor gut einem Monat abgekauft. Er hat ihn mir so übergeben wie er war, mit dem Neonschild und allem. Ich habe das Gefühl, es wird noch lange der Laden des Amerikaners bleiben.« In seiner Stimme war eine gewisse Verachtung nicht zu überhören. Er war sich wohlbewusst, dass es keinen Sinn hatte, gegen drei Jahrzehnte der Gewohnheit anzukämpfen. »Und ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob ich mein Geld hier gut angelegt habe.«
    Er blickte sich um und seufzte.
    »Vierzig Jahre für das hier … du hast ein schlaues Gesicht. Wenn du fleißig lernst, bringst du’s vielleicht bis zum Präsidenten, wenn du so alt bist wie ich«, bemerkte er.
    »Wohnt der alte Herr hier in der Stadt?«, wollte Leo wissen.
    »Seine Wohnung gibt’s wohl noch, aber ihn nicht mehr. Er ist nicht mehr da.«
    »Es gibt ihn nicht mehr?«, wiederholte Leo. Dann begriff er. »Ach so, er ist nicht mehr da.«
    Während er sprach, wurde seine Stimme immer leiser, bis sie nur noch ein unverständliches Murmeln war.
    »Nein, nein …« Der Verkäufer fuchtelte mit der Hand in der Luft herum. »Du hast wohl gedacht …« Er schnitt sich mit dem Finger die Kehle durch. »Nee, nee. Im Gegenteil!«
    Er warf wieder einen Blick nach draußen zu den Kindern. Sie hatten sich um einen versammelt, der älter zu sein schien als der Rest, einen Jungen mit markanter Nase. Er kniete auf dem Asphalt und hantierte dort an etwas herum.
    »Der Alte dürfte im siebten Himmel sein. Er kam nach Europa, um mit dem Tankstellenshop das große Geld zu machen … und am Ende hat er es sogar geschafft. Nicht so, wie er es sich vorgestellt hat, aber er hat es geschafft. Jeden Tag kam hier ein Blinder vorbei, du weißt schon, so ein Lotterielosverkäufer. Señor Palmer hat ihm jeden Tag eins abgekauft. Und jetzt pass auf.«
    Der Verkäufer griff blind in das Regal unter der Registrierkasse. Als er die Hand wieder herauszog, hielt er in ihr einen Umschlag mit Leuchtsternen. Leo dachte an seine Zimmerdecke.
    »Das sind die falschen«, sagte er und wühlte weiter mit der Hand im Regal herum, bis er gefunden hatte, was er suchte. »Schau dir den Haufen alter Lose an. Er hat sie alle hier aufbewahrt. Offenbar hat er die auch noch gesammelt. Da fehlt kein einziges.« Er fuhr mit dem Daumen über den mit einem Haushaltsgummi zusammengebundenen Block wie über ein Kartenspiel. »Außer dem Gewinnlos natürlich. Das hat er sich schon mitgenommen, der Glückspilz. Dreißig Jahre hinter dem Ladentisch, das rechne mal aus.«
    »Ungefähr siebentausendachthundert Lose«, platzte Leo heraus.
    Der Verkäufer zog die Augenbrauen hoch.
    »Zahlen liegen mir irgendwie.«
    »Es musste ihn ja irgendwann mal treffen. Dreißig Jahre sind eine lange Zeit. Ich weiß nicht, wie viel er gewonnen hat, aber offenbar genug, um nicht mehr arbeiten zu müssen. Er ist sofort in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt.«
    Als Señor Palmer an jenem Abend nach Hause kam, setzte er sich zu seiner Frau aufs Sofa, um gemeinsam mit ihr die letzten Nachrichtenmeldungen zu verfolgen. »What’s with the smile?«, fragte sie ihn. Mit flauem Magen und Herzklopfen wartete Señor Palmer geduldig, bis der Moderator die Gewinnzahlen der jeweiligen Ziehungen verkündete. Dann zog er das gefaltete Los aus der Hemdtasche und legte es seiner Frau vor die Nase. Er versprach ihr, dass sie ganz allein bestimmen dürfe, was sie mit dem Geld machen würden. Señora Palmer zögerte nicht eine Sekunde: » I just wanna go back to Kansas.«
    Der Verkäufer roch an dem Bündel alter, ungültiger Lose und legte sie an ihren Platz unter dem Ladentisch zurück.
    »Du weißt also, was du zu tun hast«, sagte er zu Leo. »Wenn du diesen Blinden auf der Straße siehst, bitte deine Mutter, dir ein Los zu kaufen. Oder am besten kaufst du dir selber eins.«
    Er hielt ihm eine Münze hin.
    Leo schüttelte den Kopf.
    »Na, komm. Mit dem Geld, das du gewinnst, kannst du dir ein paar neue Schuhe kaufen«, sagte er. Dann führte er das Gesicht ganz nah an Leos heran und flüsterte: »Und diese Bengel da draußen werden sehen, wer zuletzt lacht.«
    »Die werden wohl immer was zu lachen

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