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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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erreicht hatte.
    »Hallo? … Hallo!«
    Sie rief noch einmal in den Hörer, bevor sie wieder auflegte.
    »Jetzt kommst du auf einmal runter, oder was?«, sagte sie zu Leo, als sie seine Gegenwart bemerkte.
    »Mama, ich hab Hunger. Kann ich was zu Abend essen?«
    Etwas in seiner Stimme berührte sie.
    Das erneute Klingeln des Telefons unterbrach die Empfindung.
    »Ja, bitte!«
    Es war jetzt keine Frage mehr, sondern ein Befehl.
    Er blieb ohne Wirkung.
    »Hallo? Wer ist da?«
    Amador rief aus der Küche herüber:
    »Was ist denn los?«
    »Nichts. Wenn ich abhebe, ist keiner dran«, sagte sie, das Telefon noch am Ohr. Dann legte sie auf. »Natürlich, Schatz. Natürlich kannst du zu Abend essen.«
    Victoria ging in die Küche. Sie fragte ihren Mann, der in der Küchentür stand, nach Linda. Leo betrat das Wohnzimmer.
    Wieder klingelte das Telefon.
    »Was soll denn der Scheiß!«, rief Amador. »Na schön.« Er ging zum Telefon und hob ab. »Was soll das werden?«, fragte er. »Hören Sie, ich kann auf dem Display die Nummer sehen, von der aus sie anrufen. Diese dämlichen Telefonscherze sind seit mindestens zehn Jahren nicht mehr lustig. Legen Sie ruhig auf, dann rufe ich Sie an!«
    Amador war verärgert, aber in keiner Weise erschrocken. Und er wähnte sich schlauer als der andere. Er legte auf, dann suchte er in den Anruflisten den letzten angenommenen Anruf. Er drückte auf »Wählen«. Es erfolgte kein Freizeichen. Die Person am anderen Ende der Leitung hatte nicht aufgelegt.
    »Was soll das, verdammte Scheiße?«, rief er in die Stille hinein. Nach ein paar Sekunden steckte er das Telefon wieder in die Basis. »Und du, nimm dir bloß kein Beispiel an deinem Vater! Keine Schimpfwörter, dass das klar ist!«
    Er packte Leo am Kinn.
    »Willst du mir erzählen, was heute nach der Schule los war?«
    Leo ließ den Kopf hängen.
    Während Amador in die Küche zurückkehrte, machte Victoria ihn durch eine Geste darauf aufmerksam, dass sich Leo das Telefon ans Ohr hielt.
    »Hallo?«, sagte er.
    Erst hörte er nichts.
    Dann hörte er doch etwas.
    Ein Schnaufen.
    »Leo?«, vernahm er eine Stimme. »Bist du Leo? Hör zu, Leo, ich weiß, dass man dich schon davor gewarnt hat, was am vierzehnten August passieren könnte. Geh nicht in diesen Laden. Ich werde so gut es geht aufpassen, dass nichts passiert. Aber du darfst nicht hingehen. Ich bin …«
    Leo steckte das Telefon in die Basis zurück, ohne den Mann ausreden zu lassen. Er fing an zu zittern und sonderbar mit den Augen zu blinzeln. Amador und Victoria knieten sich neben ihn. Sie schüttelten ihn in dem verzweifelten Versuch, eine Reaktion von ihm zu bekommen. Als Victoria den angsterfüllten Blick ihres Sohnes bemerkte – genau so hatte er sie angestarrt, als er mit dem Brief in der Hand im Türbogen des Wohnzimmers gestanden hatte, und auf dem Parkplatz im Aquatopia –, stand sie auf und ging in die Küche. Vor dem geöffneten Kühlschrank schenkte sie sich ein Glas Wasser mit Crushed-Ice ein. Sie kaute, bevor sie trank.
    In einer Telefonzelle der Stadt schlug ein Mann zweimal mit dem Kopf gegen die Scheibe, dann stützte er die Stirn auf den Münzschlitz. Einen Augenblick später nahm er seine Krücken und wollte sich zum Gehen wenden.
    Da hob er noch einmal den Hörer ab, zog einen Zettel aus der Tasche und wählte eine Nummer.

19
    AARÓN
    Sonntag, 11. Juni 2000
    Aarón packte das Lenkrad. Dann ließ er wieder los. Dieses Hin und Her vollzog er einige Male, bevor seine Hände endgültig auf dem Lenkrad liegen blieben. Im Wagen roch es nach heißem Plastik. Er ließ das Fenster herunter und beobachtete durch den Seitenspiegel, wie der Begleiter der schwangeren Frau sich hinkniete und sie auf den Bauch küsste. Weiter hinten sah er zwei Handwerker in Blaumännern, die vor der Schule irgendetwas reparierten.
    Das Lenkrad unter seinen Händen war jetzt nicht mehr ganz so heiß. Aarón vergaß völlig, den Gang einzulegen, und fuhr im zweiten los, woraufhin das Auto einen Satz machte. Als die beiden rechten Reifen vom Bürgersteig rollten und er mit dem Kopf gegen das Autodach stieß, musste er lachen. Am Kreisverkehr am Ende der Hauptstraße bog er in die Straße ein, die zur Universitätsklinik von Arenas führte.
    »Der Amerikaner lässt sich immer zweimal bitten«, sagte er.
    Dann beschleunigte er, bis er doppelt so schnell fuhr wie erlaubt.
    Er hätte so gerne den Namen des Jungen gewusst.
    Auf dem Parkplatz standen verstreut ein paar Fahrzeuge, darunter zwei

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