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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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gegen die Wand gelehnt nach Atem rang, liefen die Männer in Grün auf den Aufnahmetresen zu.
    Aarón blickte zur Seite, ohne den Kopf zu drehen oder den Druck auf Miguels Nacken zu mindern.
    »Tut mir leid«, murmelte er, den Blick wieder auf ihn gerichtet.
    Dann ließ er ihn los. Die Schritte kamen immer näher. Aarón öffnete den Mund, wie um noch etwas zu sagen, schüttelte jedoch nur den Kopf und floh Richtung Tür.
    Während er sich erneut einen Weg um die Autos auf dem Parkplatz bahnte, um zu seinem zu gelangen, schrie er irgendetwas Unverständliches, um das Bild von David aus dem Kopf zu verbannen, der in diesem selben Krankenhaus im Sterben lag.
    Von der Aufnahme aus hörte Miguel das Quietschen der Reifen auf dem heißen Asphalt. Er stand mit durchgedrückten Armen da, das gesamte Körpergewicht auf die Handflächen gestützt. Einer der Pfleger rannte Aarón auf den Parkplatz hinterher. Der andere lief zum Tresen zu Miguel.
    »Ja, alles in Ordnung. Er hat mir nichts getan.«
    »Oben ist ein Polizist.«
    »Es geht mir gut, ich will nur …« Er blähte die Lungen auf. »… durchatmen.« Und ließ die Luft wieder hinaus.
    Minuten später berichtete er einem Beamten vom lokalen Polizeirevier, der sich außer Dienst befand und seine Mutter im Krankenhaus besuchte, was vorgefallen war. Miguel erzählte ihm alles, woran er sich erinnern konnte, während er sich abwechselnd Arm und Hals rieb. Was dieser Übergeschnappte über einen kleinen Jungen gesagt hatte, der umgebracht werden sollte, behielt er allerdings für sich, vielleicht damit die Sache nicht unnötig aufgebauscht und er nicht womöglich noch mehrmals aufs Revier bestellt werden würde, um auszusagen. Und vielleicht auch, weil er sich nicht eingestehen wollte, in dem blutunterlaufenen Auge dieses Verrückten durchaus einen Schimmer gesunden Menschenverstands ausgemacht zu haben.

20
    LEO
    Freitag, 14. August 2009
    Als Leo, immer noch mit dem offenen Buch auf der Brust, aufwachte, sah er Victoria neben dem Bett stehen.
    »Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du im Bett nicht lesen sollst?«
    Leo hatte sich das Buch letzte Nacht geholt, kurz nachdem der Wecker auf 0 Uhr umgesprungen war. Der Widerschein der vier gleichen Ziffern hatte das Zimmer um Mitternacht, dem Moment, als der 14. August begann, in mildes Grün getaucht. Und Leo hatte unter der Bettdecke angefangen zu zittern. Der Kater am Fuß des Bettes hatte den Kopf gehoben und Leo, gegen seine zufallenden Lider ankämpfend, angesehen. »Pi, versprich mir, das du mich heute nicht ins Open gehen lässt, egal, was passiert«, hatte er zu ihm gesagt.
    »Auf, zieh dich an und komm runter zum Frühstück. Wir verbringen den Tag heute am See«, sagte seine Mutter drängend. Und nach einer kurzen Denkpause fügte sie hinzu: »Mit deinen Schulfreunden.«
    Leo sah auf den Wecker.
    Erneut überkam ihn unter der Bettdecke ein Zittern.
    Als Victoria aus dem Zimmer war – nachdem sie ihm befohlen hatte, innerhalb von fünfzehn Minuten fertig zu sein –, stand Leo auf und lief zum Arbeitszimmer seines Vaters. Dabei hielt er sich mit den Händen den Bauch. Behutsam öffnete er die Tür. Sein Vater saß im Bürosessel. Er hatte die Ellbogen auf den Schreibtisch gestützt und das Gesicht hinter den Händen verborgen wie ein Kind, das sich die Augen zuhält, um die blutige Szene in einem Horrorfilm nicht sehen zu müssen. Auf seinen Ohren hatte er riesige Kopfhörer.
    Leo blieb einfach da stehen und sah seinen Vater an. Er wusste nicht, wie er ihm sagen sollte, dass er vor Angst starb.
    Da tauchte Victoria auf, stellte sich hinter ihren Sohn und legte die Hände auf seine Schultern. Leo holte tief Luft, um tapfer zu wirken.
    »Amador!«, rief Victoria und klopfte mit den Fingerknöcheln an die offen stehende Tür. Gleich darauf rief sie erneut: »Amador!«
    Diesmal zog ihr Mann den Kopf ein und nahm die Hände vom Gesicht. Als er seine Frau und seinen Sohn erblickte, setzte er nervös die Kopfhörer ab. Fast unhörbar erklang eine Ranchera. Amador richtete sich im Sessel auf.
    »Was macht ihr denn da?«, sagte er.
    Er sah sich zu beiden Seiten um, bevor er sie direkt anblickte.
    »Wir gehen jetzt«, sagte Victoria.
    Leo fiel auf, wie sein Vater seine Mutter ansah. Ein vielsagender Blick. Ein diskretes Einverständnis. Dann senkte sein Vater den Blick und sah Leo an. Als er bemerkte, dass sich Leo den Bauch hielt, blickte er noch etwas weiter nach unten. Und dann noch weiter nach unten, zu Boden, um seinem

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