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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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Auseinandersetzungen erspart blieben. »Dann vergeuden Sie hier nur Ihre Zeit und Ihr Geld, denn dann sollten Sie lieber einen Parapsychologen aufsuchen«, hatte der Mann erwidert.
    »Bleib lieber ein paar Minuten da drin und denk darüber nach, warum du dir das Ganze ausgedacht hast«, sagte seine Mutter.
    Der Nagel ihres Zeigefingers schnippte gegen den des Daumens.
    »Victoria, bitte.«
    »Papa, ich will nicht.«
    »Mein Junge.« Amador starrte weiterhin durch die Windschutzscheibe. Er wollte die Hand nicht spüren, mit der Leo seine Schulter umklammerte. »Du musst gehen. Sonst waren doch die ganzen Sitzungen beim Therapeuten umsonst. Nachher, zu Hause, können wir Kekse essen und durchs Teleskop schauen.« Er lächelte bei der Vorstellung. »Schau, es ist nicht mehr so bewölkt wie gestern Nacht. Vielleicht sehen wir ja noch eine Sternschnuppe.«
    Amador hörte die hintere Autotür aufgehen. Und schloss die Augen.
    Als er den Jungen aus dem Auto steigen sah, richtete sich der Mann mit den Krücken vom Fahrersitz seines Wagens am anderen Ende des Parkplatzes auf. Er umklammerte das Lenkrad und sah im Rückspiegel, wie der Junge auf den Tankstellenshop zuging.
    Leo schritt zwischen den Zapfsäulen hindurch. Wie vor zwei Monaten, am letzten Schultag vor den Ferien. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie heiß es unter seinen Fußsohlen gewesen war. Noch immer schmerzte ihm die Kehle vom heftigen Schluchzen, das ihm nun trocken auf Gesicht und Mund lag. Er hatte seinen Vater mit geschlossenen Augen im Auto sitzen sehen. Er hätte sich gern umgedreht und geschrien, dass er sie hasste. Aber er tat es nicht.
    Der Asphalt ging in gelben, blauen oder violetten Kies über, das Licht der Neonlettern reflektierend, die Señor Palmer aus Kansas mitgebracht hatte. Ein Moskito zerplatzte im mörderischen Licht der Leuchtstoffröhre, die daneben hing. Leo hielt den Atem an.
    Im Innern des BMW dachte Amador, dass er es sich nie verzeihen würde, nichts unternommen zu haben, um das Leben seines Sohnes zu retten, und eine Hand näherte sich dem Türgriff.
    »Untersteh dich«, sagte Victoria.
    Die Entschlusskraft Amadors, der drauf und dran gewesen war, seinem Sohn hinterherzulaufen, ihn in den Arm zu nehmen und ihm zu sagen, dass es ihm leidtue, dass er das alles nicht durchstehen müsse, sackte bei Victorias Worten in sich zusammen. Er ließ die Hand fallen, bis sie auf seinem Bein ruhte. Seine Frau wollte er nicht ansehen, es war ihm lieber, sie auszublenden. Das Knipsen ihrer Fingernägel ließ ohnehin keinen Zweifel darüber, dass sie noch da war.
    Leo hörte hinter sich den Kühler ächzen. Er tat einen tiefen Atemzug und roch das Benzin. Ein scheuer Windstoß schlich sich unter seine Badeshorts, zwischen T-Shirt und Körper. Für einen Moment blähte sich das Hemd auf und heftete sich, als der Wind nachließ, der auch das Leuchtschild des Open ins Wanken gebracht hatte, wieder an die Haut. Langsam, aber entschlossen ging er auf den Laden zu, mit fast steifen Armen seitlich des Körpers. Seine Eltern würden das noch bereuen. Anfangs empfand er Entsetzen. Dann begann er die Vorstellung zu genießen. So sehr, dass er für einen Augenblick aufhörte sich zu fürchten. Sie würden die Wahrheit auf die harte Tour erfahren. Dann wüssten sie, dass er keine der Botschaften erfunden oder selbst geschrieben hatte. Aber dann würde es zu spät sein, um ihn um Verzeihung zu bitten.
    Als der Mann mit den Krücken sah, wie nah der Junge dem Laden schon gekommen war, wollte er nicht mehr warten. Er öffnete die Tür seines Wagens und stellte die Krücke, mit der er sich aufrichten wollte, auf dem Asphalt ab. Dann nahm er ein Bein aus dem Wagen, indem er es mit der linken Hand fasste und daran zog. Doch es glitt durch die hektische Bewegung an der Krücke ab und schleuderte diese einige Meter weit weg.
    »Oh nein, oh nein«, sagte er.
    Mit vorgebeugtem Oberkörper und ausgestrecktem Arm versuchte er vergeblich, die Krücke auf dem Boden zu fassen zu bekommen. Dabei schaute er in den Seitenspiegel und erblickte den Jungen vor der Tür. Er stützte den anderen Arm auf das Lenkrad und streckte den Hals aus dem Fahrzeug, um ihm hinterherzuschreien.
    Im selben Moment schlug die unerwartet kalte Luft aus dem Ladeninnern Leo ins Gesicht. Er zitterte am ganzen Körper.
    Dann rannte er los, wie er noch nie in seinem Leben gerannt war.
    Als er den Jungen wegrennen sah, blieb der Schrei in der Kehle des Mannes mit den Krücken stecken. Er

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