9 SCIENCE FICTION-STORIES
miteinander auskommen müssen.«
Lloyd lächelte. »Kritik? Wir haben sie sorgfältig ausgewählt und in erster Linie darauf gesehen, ein Gleichgewicht unter ihnen herzustellen. Erst in zweiter Linie kamen ihre Fähigkeiten. Sie sollten einander ausgleichen – die Stärke des einen gegen die Schwäche des anderen. Wir versuchten, die Reibungsmöglichkeiten vorauszuberechnen und die schlimmsten Nörgler … Aber das ist so, als wollte man voraussagen, aus welchen Gesteinen Jupiter besteht. Diese Männer leben da draußen unter Bedingungen, die uns unbekannt waren. Das rächt sich jetzt.«
Faust sah Lloyd neugierig an. »Ich dachte, diese Männer seien deine Freunde gewesen.«
Lloyds Gesicht verhärtete sich. »Sie sind meine Freunde. Jeder einzelne von ihnen. Du würdest einen Freund dieser Belastungsprobe nicht aussetzen? Vielleicht nicht. Aber du würdest den besten Kandidaten ernennen und dann seinen Wahlkampf ganz genau beobachten, damit du, falls er versagt, nicht die gleichen Fehler wie er machst. Ich will keine Leute mehr hinausschicken, die ihr Schicksal nicht kennen.«
Faust runzelte die Stirn. »Ich verstehe. Aber nimmt diese Fernsehausrüstung nicht zuviel Platz weg, den man für etwas Besseres ausnützen könnte? Für etwas, das ihnen größere Überlebenschancen gibt? Mehr Essen und Wasser. Genug Steaks für Barr. Radiogeräte.«
Lloyd schüttelte den Kopf. »Wenn es genug Steaks gäbe, würde sich Barr nicht darum kümmern. Sein Trieb ist psychologischer Art – auch die Triebe der anderen. Radioempfänger wären keine Hilfe, sondern stellten eine Bedrohung für ihre Gesundheit dar. Wie würdest du dich fühlen, wenn du wüßtest, daß du unwiderruflich von der restlichen Menschheit abgeschnitten bist – abgeschnitten für mindestens zweieinhalb Jahre –, und du könntest dauernd hören, daß diese anderen Menschen ein sicheres, gesundes, glückliches Leben führen? Daß sie essen, was sie wollen, daß sie Fußballspielen zusehen, daß sie mit Frauen schlafen und auf der grünen Erde Spazierengehen? Es würde dich zum Wahnsinn treiben.
Wir haben das auf der Pinta und Nina versucht. Auf der Pinta war das Radiogerät nach einer Woche zerschmettert. Auf der Nina blieb es zehn Tage ganz. Diese Männer sind abgeschnitten. Sie müssen es wissen, sie müssen wissen, daß sie keine Hilfe erhalten, sondern ganz auf sich selbst gestellt sind. So müssen sie das Gefühl haben, daß das Leben auch für die anderen aufgehört hat, daß sie bei ihrer Rückkehr alles so vorfinden werden, wie sie es verlassen haben, die gleichen Freunde, die gleiche Arbeit, die gleichen Mädchen, die sie lieben. Nein, ein Radiogerät wäre nicht die richtige Antwort.«
»Das klingt, als müßtest du dich selbst davon überzeugen«, meinte Faust.
»Was hast du erwartet? Glaubst du, ich sehe mir die Filme ohne Angst an? Und doch warte ich mit einer Spannung, die mich selbst abstößt, auf die nächste Spule.
Ich weiß, daß diese Männer noch Kraft genug besitzen, um durchzukommen. Wenn Menschen überhaupt durchkommen können. Sie haben mehr als genug zu essen, mehr als genug Treibstoff, mehr als genug Luft. Und darüber hinaus gibt es noch einen Sicherheitsfaktor.«
Fausts Augen blitzten auf. »Ah, der geheimnisvolle Sicherheitsfaktor. Den hatte ich fast vergessen. Worin besteht er?«
Lloyd zögerte. »Es wäre mir lieber, wenn du dir die Sache selbst ansähst. Er hat sich – komisch entwickelt.« Lloyd sah auf seine Armbanduhr. »Wollen wir nicht essen? Arnos wartet auf uns.«
Fausts Stimme wurde weicher. »Arnos sieht mit jedem Jahr schlimmer aus. Wie lange wird er es noch schaffen?«
»Nicht lange genug, um all das zu erledigen, was er sich
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