9 SCIENCE FICTION-STORIES
Teleskopansatz. Er drehte sich um und rieb sich die verletzte Stelle.
»Was machst du hier?«
Jelinek grinste verlegen. »Ich poliere meine Navigationskenntnisse auf. Burt ist keine große Hilfe, und wenn …«
»Wenn mir etwas geschehen sollte?« Migliardo nickte. »Keine schlechte Idee. Ich müßte meine Pilotenausbildung einsetzen. Aber ein großer Pilot war ich noch nie. Nun, wir haben noch Shepherd.«
Sie sahen einander ruhig an und wägten nüchtern alle Möglichkeiten ab. Migliardos Gesicht entspannte sich. »Wir kommen doch durch, was, Emil?«
»Du und ich und Shepherd.«
»Du weißt, daß ich nie ein allzu guter Katholik war, aber in letzter Zeit bete ich. Zusammen mit Shepherd. Vielleicht hilft es.«
»Vielleicht. Aber vergiß nicht, daß der Herr denen hilft, die sich selbst helfen. Wie sehen die Triebwerke aus?«
»Nummer zwei ist zerfressen. Aber einen Schub oder zwei hält es noch aus.«
Barr schrie immer noch. Migliardo hörte ihm einen Augenblick zu. »Ich weiß nicht, wie lange ich das noch ertragen kann, Emil«, sagte er. »Tag und Nacht geht das so fort. Man kann ihm nicht entrinnen. Schläft er denn nie?«
»Er nickt hin und wieder ein. Wir merken es nur nicht. Wenn wir nur wie Burt wären. Er nimmt nichts auf.« Jelinek sah Migliardo prüfend an. »Er muß schwächer werden. Seit einer Woche ißt er nichts mehr. Wenn wir versuchen würden, ihn wie Burt intravenös zu ernähren, würde er sich von seinen Fesseln losreißen.«
Migliardo horchte wieder und zuckte zusammen. »Können wir gar nichts tun?«
»Mein Morphium war vor einem Monat zu Ende. Und Reserpin hilft nicht. Außerdem glaubt er, ich wolle ihn vergiften.«
Migliardo leckte sich nervös die Lippen. »Es ist, als müsse man ein kleines Kind versorgen. Waschen, Füttern, Bettschüssel – nur daß ein kleines Kind nicht sprechen kann.«
»Ich würde dich gern ablösen, Migliardo. Du weißt es. Aber das wäre um so schlimmer. Er hat Angst vor mir.«
Migliardo biß sich auf die Unterlippe. »Natürlich. Entschuldige. Aber manchmal wird es mir einfach zuviel.« Er drehte den Kopf herum und horchte. »Da! Er hat aufgehört.« Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. »Das ging schnell. Zu schnell. Ich werde nachsehen.«
Er glitt den Mittelpfahl nach unten. Ein kurzes Schweigen, und dann hörte man Migliardos entsetzte Schreie: »Emil! Um Himmels willen, Emil!«
Das Wohndeck war in einen roten Sprühnebel gehüllt. Rote Tropfen schwebten in der Luft. Aus Barrs Halsschlagader drang immer noch stoßweise das Blut.
Jelinek hielt sich am Kojenrand fest und preßte die Hand gegen den breiten Schnitt in Barrs Kehle. Aber das Blut strömte bereits langsamer. Es hörte ganz auf, als Jelinek nach der Schlagader tastete. Barr war tot.
Seine Augen standen offen. In ihnen war ein Gemisch aus Haß und Angst zu lesen. Die Schranktür über seinem Kopf war offen. Sein rechter Arm war frei. In der Hand hatte er ein rasierklingenscharfes Klappmesser.
Migliardo, der sich neben Jelinek an der Koje festhielt, war leichenblaß.
»Es ist alles vorbei, Mig«, sagte Jelinek ruhig. »Mach lieber sauber.«
Migliardo sagte langsam: »Ich hätte nie gedacht, daß in einem Menschen so viel Blut ist.«
Jelinek schob ihn zur Dusche hinüber. »Los, wasch dich. Und steck deine Shorts in den Abfall.« Als er das Zischen des Wassers in der Kabine hörte, schwebte Jelinek zu seinem Schrank hinüber und holte ein Handtuch heraus. Langsam wischte er sich das Blut von der Hand. »Hast du etwas gesehen, Burt?«
Holloway starrte aus der Luke. »Nein«, sagte er geistesabwesend. »Ich habe nichts gesehen. Nur die Sterne. Die Erde ist zu weit weg. Ich glaube nicht, daß wir sie je erreichen. Die Erde ist nur ein Traum, den ich eines Nachts geträumt habe. Es gibt keine Erde. Oder ich bin ein Traum, den jemand anders
Weitere Kostenlose Bücher