9 SCIENCE FICTION-STORIES
genügt«, unterbrach ihn der Verteidiger abrupt.
Während sich Professor Goodfellow mehr als verwirrt setzte, beugte sich Richter Shane vor und erklärte:
»Da ich selbst noch nie mit Robotern zu tun hatte, würde ich gern genau wissen, wie die drei Gebote für Roboter lauten. Könnte Dr. Lanning sie dem Gericht vortragen?«
Dr. Lanning fuhr auf. Er hatte bis dahin mit der grauhaarigen Frau an seiner Seite getuschelt. Jetzt erhob er sich. Die Frau sah ihn ausdruckslos an.
»Wie Sie wünschen, Euer Ehren«, sagte Dr. Lanning. Er machte eine Pause, als sei er im Begriff, eine bedeutsame Rede zu halten. Dann begann er laut und deutlich zu rezitieren:
»Erstes Gebot: Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen oder tatenlos zusehen, wie ein Mensch Schaden erleidet.
Zweites Gebot: Ein Roboter muß die Befehle ausführen, die ihm ein Mensch gibt, außer diese Befehle verstoßen gegen das erste Gebot.
Drittes Gebot: Ein Roboter muß seine eigene Existenz schützen, solange diese Maßnahme nicht gegen Gebot eins oder zwei verstößt.«
»Schön«, sagte der Richter und machte sich ein paar schnelle Notizen. »Und diese Gesetze sind in jeden Roboter eingeplant?«
»In jeden. Das ist die Pflicht von Roboter-Herstellern.«
»Roboter EZ-27 handelte also auch entsprechend dieser Gebote?«
»Ja, Euer Ehren.«
»Sie werden diese Aussagen wahrscheinlich unter Eid wiederholen müssen.«
»Jederzeit, Euer Ehren.«
Er setzte sich wieder.
Dr. Susan Calvin, Leiterin der roboterpsychologischen Abteilung bei der US-Roboter-GmbH, war die grauhaarige Frau, die neben Lanning saß. Sie sah ihren nominellen Vorgesetzten kühl an, aber das war nicht weiter verwunderlich. Für Menschen konnte sie keine Wärme empfinden. Jetzt fragte sie:
»Alfred, war Goodfellows Aussage richtig?«
»Im wesentlichen«, flüsterte Lanning. »Um den Roboter machte er sich überhaupt keine Sorgen, und er wollte von sich aus mit mir ins Geschäft kommen, als er den Preis hörte. Aber drastische Verzerrungen konnte ich nicht feststel len.«
Dr. Calvin sagte nachdenklich: »Es wäre vielleicht klug gewesen, den Preis höher anzusetzen.«
»Wir mußten Easy unbedingt loswerden.«
»Ich weiß. Und das war vielleicht ein Fehler. Man wird versuchen, uns andere Motive unterzuschieben.«
Lanning war geknickt.
»Ich habe unser Motiv vor dem Senat der Universität genannt.«
»Sie werden es so hindrehen, als sei es nicht das eigentliche gewesen.«
Scott Robertson, der Sohn des Firmengründers und immer noch Besitzer der meisten Aktien, saß auf der anderen Seite von Dr. Calvin. Jetzt beugte er sich zu ihr herunter und flüsterte wütend:
»Weshalb können Sie nicht Easy zu einer Aussage bringen? Er könnte sagen, was eigentlich vorfiel.«
»Sie wissen, daß er nicht darüber sprechen wird, Mister Robertson.«
»Bringen Sie ihn dazu. Sie sind unsere Psychologin, Dr. Calvin. Sie müssen ihn dazu bringen.«
»Wenn ich die Psychologin bin, Mr. Robertson«, sagte Susan Calvin kühl, »dann lassen Sie mich die Entscheidung treffen. Mein Roboter wird nicht dazu gebracht, etwas zu tun, was ihm schadet.«
Francis J. Hart, Leiter der Englischen Abteilung und Dekan für die Abschlußsemester, war in den Zeugenstand getreten. Er war ein schwerfälliger Mann, der in einem konservativ geschnittenen dunklen Anzug steckte. Ein paar Haarsträhnen waren sorgfältig über die rosa Glatze gekämmt. Er lehnte sich zurück und faltete die Hände korrekt auf dem Schoß. Hin und wieder lächelte er.
Er berichtete:
»Zum erstenmal hörte ich von der Angelegenheit des Roboters EZ-27 anläßlich der Sitzung des Universitätssenats. Professor Goodfellow
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