9 SCIENCE FICTION-STORIES
erhoben hätte.
Als er wieder zu sich kam, war es zu spät. Denn Ninheimer sprang mit erregtem Gesichtsausdruck auf.
»Verdammt, du hattest den Befehl, zu schweigen, zu schweigen, verstehst du …«
Er verschluckte die restlichen Worte und stöhnte. Easy schwieg ebenfalls.
Der Anklagevertreter war vorgetreten und verlangte den Abbruch der Verhandlung.
Richter Shane klopfte verzweifelt mit dem Hammer auf den Tisch.
»Ruhe! Ruhe! Selbstverständlich besteht Grund zum Abbruch der Verhandlung, aber aus Gerechtigkeitsgründen möchte ich doch, daß Professor Ninheimer seine Worte zu Ende spricht. Ich habe ganz deutlich gehört, daß er sagte, dem Roboter sei befohlen worden, über irgend etwas zu schweigen. Von irgendwelchen Befehlen dieser Art war in Ihrer Aussage nichts enthalten!«
Ninheimer starrte wortlos den Richter an.
Richter Shane fuhr fort:
»Haben Sie Roboter EZ-27 befohlen, über etwas zu schweigen? Und wenn, was war es?«
»Euer Ehren …«, begann Ninheimer heiser.
Die Stimme des Richters wurde scharf.
»Haben Sie tatsächlich den Befehl erteilt, die fraglichen Passagen zu ändern, und dann dem Roboter befohlen, über die Änderungen Stillschweigen zu bewahren?«
»Ach, was soll es denn? Ja! Ja!«
Und er drehte sich um und verließ fluchtartig den Zeugenstand. An der Tür hielt ihn der Gerichtsdiener auf und brachte ihn zurück zur Anklägerbank.
Richter Shane ergriff das Wort.
»Es ist mir klar, daß der Roboter EZ-27 aus einem bestimmten Grund hierhergebracht wurde. Wenn uns der Trick nicht dazu verholfen hätte, ein schwerwiegendes Fehlurteil zu verhindern, müßte ich den Verteidiger moralisch verurteilen. Es steht nun über jeden Zweifel fest, daß der Kläger einen mir völlig unverständlichen Betrug begangen hat, insbesondere, da er durch den Prozeß sein ganzes berufliches Ansehen verloren hat …«
Das Urteil fiel selbstverständlich zugunsten der Beklagten aus.
Dr. Susan Calvin hatte sich bei Dr. Ninheimer, der in einer Junggesellenwohnung des Universitätshauses lebte, angemeldet. Der junge Ingenieur, der sie hergefahren hatte, bot ihr an, mit ihr nach oben zu gehen, aber sie sah ihn verächtlich an.
»Sie glauben doch nicht, daß er mich angreifen wird? Warten Sie hier unten.«
Ninheimer war nicht in der Stimmung, irgend jemanden anzugreifen. Er packte. Offenbar wollte er möglichst schnell von hier fort, noch bevor das Urteil an die Öffentlichkeit drang.
Er sah Dr. Calvin mit einem seltsam trotzigen Ausdruck an und sagte:
»Sind Sie gekommen, um mir zu sagen, daß Sie eine Gegenklage einreichen werden? Es wird Ihnen nichts einbringen. Ich habe kein Geld, keine Arbeit, keine Zukunft. Ich kann nicht einmal die Verhandlungskosten bezahlen.«
»Wenn Sie Mitleid suchen, sind Sie bei mir an der falschen Stelle«, sagte Dr. Calvin kühl. »Sie haben sich die Sache selbst zuzuschreiben. Aber wir werden keine Gegenklage stellen, weder gegen Sie noch gegen die Universität. Wir werden sogar unser Möglichstes tun, damit Sie nicht wegen Meineids ins Gefängnis kommen. Rachsüchtig sind wir nicht.«
»Ah, ich hatte mich schon gefragt, weshalb man mich nicht verhaftete.« Er lächelte bitter. »Aber weshalb sollten Sie auch rachsüchtig sein? Sie haben bekommen, was Sie wollten.«
»Einiges, ja«, sagte Dr. Calvin. »Die Universität will Easy weiterhin zu einer höheren Miete beschäftigen. Dazu kommt eine gewisse Flüsterpropaganda des Falles, die uns dazu ver helfen wird, noch ein paar EZ-Modelle loszuwerden.«
»Und weshalb sind Sie zu mir gekommen?«
»Weil ich noch nicht alles habe, was ich möchte. Ich will wissen, weshalb Sie Roboter derart hassen. Selbst wenn Sie die Verhandlung
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