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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. W. Mommers und A. D. Krauß
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fiel dir plötz­lich ei­ne an­de­re Zahl ein. Des­halb hast du ge­zö­gert. Dann hast du den Ge­dan­ken fal­len­ge­las­sen und ›fünf­zehn‹ ge­sagt.«
    »Nein, ver­dammt noch mal. Ich bin fünf­zehn.«
    »Ich sag­te ja nicht, daß du es nicht wärst.« Sei­ne Stim­me nahm einen ge­dul­di­gen Ton­fall an. »Und an wel­che an­de­re Zahl hast du ge­dacht?«
    Ich wur­de wie­der wü­tend. »Ich ha­be an kei­ne an­de­re Zahl ge­dacht. Warum wol­len Sie un­be­dingt sol­che Grunz­lau­te aus­wer­ten? Da­mit sie in das Bild pas­sen, das Sie sich von mir ge­macht ha­ben?«
    Er schwieg.
    »Ich bin fünf­zehn«, sag­te ich trot­zig. Und dann: »Es paßt mir nicht, daß ich noch so jung bin. Sie wis­sen das. Und ich mag nicht im­mer­fort dar­an er­in­nert wer­den.«
    Er war­te­te ein­fach und sag­te im­mer noch nichts.
    Ich fühl­te mich be­siegt. »Die Zahl war acht.«
    »Du bist al­so acht. Und dein Na­me?«
    »Ger­ry.« Ich stütz­te mich auf einen Ell­bo­gen auf und dreh­te mich so weit her­um, daß ich ihn an­se­hen konn­te. Er hielt sei­ne Pfei­fe von sich weg und un­ter­such­te das Pfei­fen­rohr im Licht der Schreib­tisch­lam­pe. »Ger­ry, oh­ne ›äh‹!«
    »Schon gut«, sag­te er mil­de, und ich kam mir rich­tig dumm vor.
    Ich leg­te mich zu­rück und schloß die Au­gen.
    Acht, dach­te ich, acht.
    »Bei Ih­nen ist es kalt«, be­schwer­te ich mich.
    Acht. Acht, sacht, ge­lacht, Ohn­macht. Ich bin acht und hab’ sacht ge­lacht. Doch das war Ohn­macht. Ich är­ger­te mich über mich selbst und mach­te die Au­gen wie­der auf.
    Die De­cke war im­mer noch grau. Das war gut. Stern saß mit sei­ner Pfei­fe ir­gend­wo hin­ter mir. Er war in Ord­nung. Ich at­me­te zwei­mal tief durch. Drei­mal. Dann schloß ich die Au­gen wie­der. Acht. Acht Jah­re alt. Acht, Ohn­macht. Jahr, Ge­fahr. Alt, kalt. Ver­dammt noch mall Ich warf mich un­ru­hig auf der Couch hin und her und ver­such­te die Käl­te aus­zu­schal­ten. Ich bin acht und hab’ sacht ge­lacht. Doch das war …
     
    Ich stöhn­te und zwang mich mit mei­ner gan­zen Wil­lens­kraft, all die Ach­ten und all die Rei­me und all ih­re Be­deu­tung aus­zu­lö­schen. Ich deck­te ei­ne schwar­ze De­cke dar­über. Ir­gend et­was muß­te ich an Stel­le des Dun­kels set­zen, weil es nicht blei­ben woll­te. So zeich­ne­te ich ei­ne leuch­ten­de, große Acht und ließ sie im Raum hän­gen. Aber sie kipp­te um und be­gann in­ner­halb der Schlei­fen zu schim­mern. Es war wie ei­ne die­ser Auf­nah­men, die man durch ein Ver­grö­ße­rungs­glas sieht. Ich muß­te hin­durch­se­hen, ob ich woll­te oder nicht.
    Plötz­lich gab ich den Kampf auf und ließ die Wel­len über mir zu­sam­menschla­gen. Das Ver­grö­ße­rungs­glas kam nä­her und im­mer nä­her, bis ich mich dar­in se­hen konn­te.
    Acht. Acht Jah­re alt, kalt. Kalt wie die Ra­ben im Gra­ben. Der Gra­ben lief ne­ben den Ei­sen­bahn­schie­nen her. Das Un­kraut vom letz­ten Jahr war krat­zig und hart wie Stroh. Der Bo­den war rot, und wo er nicht glit­schig und schlam­mig aus­sah, bil­de­te er ei­ne hart­ge­fro­re­ne Flä­che, die an einen Blu­men­topf er­in­ner­te. Im Au­gen­blick, war er wie­der so hart, mit Rauh­reif über­zo­gen und kalt wie die Win­ter­son­ne, die sich über die Ber­ge schob. Nachts wa­ren die Lich­ter warm, aber sie ka­men al­le aus Häu­sern, die frem­den Leu­ten ge­hör­ten. Und tags­über schi­en die Son­ne wohl auch für die Frem­den, weil sie mich nicht er­wärm­te.
    Ich lag im Gra­ben, weil ich ster­ben woll­te. Die Nacht zu­vor war es ein Platz wie je­der an­de­re zum Schla­fen ge­we­sen, und heu­te war es ein Platz wie je­der an­de­re zum Ster­ben. Ganz ge­nau­so­gut wie je­der an­de­re. Acht Jah­re alt. Auf dem Gau­men den zu­gleich an­wi­dern­den und sü­ßen Ge­schmack von Schwei­ne­schmalz und Brot, das ich von ei­nem Ab­fall­hau­fen ge­nom­men hat­te. In mir das Ge­fühl der Span­nung und Angst, das man hat, wenn man einen Ab­fall­sack stiehlt und Schrit­te hört.
    Und ich hör­te Schrit­te.
    Ich hat­te seit­lich zu­sam­men­ge­rollt da­ge­le­gen. Jetzt leg­te ich mich auf den Bauch, denn manch­mal tre­ten sie ei­nem in den Bauch. Ich be­deck­te den Kopf mit den Ar­men. Mehr konn­te ich nicht

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