9 SCIENCE FICTION-STORIES
mächtigen Winde unsichtbarer Neutrinos, die von den Novae losbrachen und mit beinahe Lichtgeschwindigkeit durch die Galaxien fegten. Die Zeit zog sich zusammen. Ein langes Vierteljahrhundert auf den Planeten vor und hinter ihm bedeutete für Scarlet nur ein paar Wochen.
Sein Rausch über die weitere triumphale Flucht von all der gehaßten Perfektion hatte sich noch nicht gelegt, als das Schiff auf Station Prokyon landete.
In der Raumhafenbar traf er einen Kurier aus der Regulus-Gegend, der dem Korps angehörte. Er lud ihn auf einen Drink ein und fragte ihn nach Neuigkeiten von der Erde.
»Das Licht ist so verdammt langsam«, brummte er, als Tarnung für den unerwarteten Stolz über seine Mission. »Da tritt eine Welt wie die Erde in eine Kontakt-Krise, und schon ist sie außer Kontrolle, noch ehe man hinkommen kann, um etwas dagegen zu unternehmen. Wie steht es mit der Erde?«
Der Kurier blickte verständnislos drein.
»Sol III«, sagte Scarlet.
»Oh, wir waren dort.« Der Kurier grinste hämisch. »Da nehmen Sie sich lieber eine dauerhafte Frau und eine gute Bibliothek mit, wenn Sie darauf warten, daß diese zanksüchtigen Affen zivilisiert werden.«
»Hu?« Scarlet leerte unbehaglich sein Glas. »Stehen Sie denn nicht kurz vor einem Kontakt?«
»Nicht, daß ich wüßte.«
»Vor hundert Jahren bauten sie bereits strategische Raketen«, protestierte er hoffnungsvoll. »Ins Weltall kommen sie bestimmt.«
»Aber nicht mit irgendwelchen friedlichen Absichten. Als wir diese Berichte verfaßten, arbeiteten sie gerade an Wasserstoffbomben. Es dauert nicht mehr lange, und sie jagen ihren miesen kleinen Planeten auseinander.
Selbst wenn sie über unseren Stützpunkt stolpern, heißt das nicht, daß sie sich für eine zivilisierte Gesellschaft eignen …« Der Kurier kippte seinen Drink herunter. »Lust auf noch einen?«
Scarlet blickte auf seinen Zeitring. »Danke, mein Schiff geht gleich ab.« Er eilte zurück an Bord – mit einem finsteren Stirnrunzeln.
Nach einigen sorgenreichen Wochen Schiffszeit schwamm Sirius ins Blickfeld, strahlend wie eine natürliche Nova. Die Neuigkeiten über Sol III waren um zwanzig Jahre jünger, aber immer noch bedrückend:
»Größere Stämme fechten heftigere Kriege mit besseren Waffen aus.« Der Stationskommandant grinste sardonisch. »Wenn sie Kontakt machen, werden sie uns mit Wasserstoffbomben angreifen. Wir sind es, die Schutz brauchen!«
»Sie mögen etwas schwierig sein …« Sich langsam anspannende Muskeln unterstrichen die Häßlichkeit von Scarlets Gesicht, so daß der besser integrierte Mann unbehaglich zur Seite sah. »Aber ich werde sie zivilisieren«, murmelte er. »Wenn sie überhaupt etwas mit Menschen gemein haben!«
Vielleicht hatten sie nichts mit ihnen gemein, sann Scarlet. Vielleicht müßte er schließlich doch das Blinker-Projekt befürworten. Aber ehe er die Entscheidung fällte, daß Sol in eine Supernova verwandelt werden sollte, hätten ihm andere Leute eine Stange Geld zu geben. Seine Sorge galt in erster Linie der Quelle dieser Bezahlung.
Er lauerte auf den Geruch nach Geld, als das Schiff in Station Proxima eintraf. Er ging von Bord, um danach zu schnuppern, aber alles, was er witterte, waren Schwierigkeiten. Die ratlosen Anthropoiden hatten Raketen ins All gejagt, doch waren ihre Bemühungen, den Trabanten zu erreichen, durch die Strahlungszonen gedämpft worden.
Als er unglücklich zurück zum Schiff wanderte, traf er bei der Luke ein Mädchen an. Vor ihr stand ein Deckoffizier, so daß sie den Weg versperrt fand. Sie machte ihrer Ungehaltenheit Luft in einer flüssigen, melodischen Sprache, die er nie zuvor gehört hatte, und er
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