9783944842165
Knie so dick wie ein Elefantenfuß.
»Wir müssen diese Boßler finden. Schließlich sind die Schuld«, hatte Mama gesagt. Aber es waren eben keine Leute von hier. Wie sollte man sie ausfindig machen.
Jana schaute am Nachmittag vorbei. »Richtige Boßler von hier hätten uns nicht angeschossen. Die warten, die nehmen Rücksicht.« Sie zeigte auf Pias Knie. »Und jetzt so etwas!«
»Ich bin Schuld. Weil ich nicht aufgepasst hab. War mit meinen Gedanken woanders.«
»Kann mir schon denken, wo. Vergiss ihn. Er ist ein mieser Typ. Denk daran, auf welche Art und Weise er sich deine Handynummer besorgt hat! Vorher fand ich das ja alles noch witzig, aber jetzt?« Jana schüttelte den Kopf. »Der ist doch cliquengesteuert. Einer der Typen sagt etwas und alle springen. Gruppenzwang. Ich pfeife auf solche Jungs.«
Pia räusperte sich. »Und warum, nicht, dass du jetzt sauer bist, aber warum erzählst du ihm dann Sachen über mich?«
»Ich? Spinnst du? Ich habe ihm nicht einmal gesagt, wie dein Unfall gestern passiert ist. Ich rede nur das Notwendigste mit ihm. Sören Schindler sollte man aus dem Weg gehen.«
Pias Handy summte.
Vermisse dich. Jetzt wären wir unten. In unserem Verlies. Sören
»Ist er das?« Jana machte eine wegwerfende Handbewegung. »Was frage ich das. Natürlich Sören. Der ist klebrig wie Uhu.«
»Du musst es ja wissen«, platzte Pia der Kragen. »Woher kommen deine Erkenntnisse, wenn du doch gar nicht mit ihm redest?«
Jana sprang auf. »Erfahrung, Pia. Es gab ja auch mal andere Zeiten.«
Pia musste schlucken. »Andere Zeiten? Wie jetzt?« Das wollte sie nicht glauben. Und sich auch nicht vorstellen. Dass Sören Jana auch schon geküsst hatte.
Janas Stimme war schrill geworden. »Kennst du die Umkleidekabine am Strand auch schon, ja?«
°°°
Jana war nach dem Gespräch gleich gegangen. »Ich lüge nicht, was Sören angeht. Vielleicht glaubst du mir einfach!«, waren ihre letzte Worte gewesen.
Jana kannte ihr Versteck also auch. Was für ein Spiel spielte Sören mit ihr? Spielte er überhaupt? Es war doch alles so ehrlich gewesen bei ihrem Treffen? Oder doch nicht? Es klopfte.
»Hallo«, sagte ihr Vater und setzte sich auf Pias Bett. Er kratzte sich mit der Hand am Kopf, rieb sich mit dem Zeigefinger die Nase und räusperte sich dann. Es würde ein heikles Thema kommen, Pia kannte das. Jetzt wollte sie gar nicht hören, was er zu sagen hatte. Merkte er denn überhaupt nicht, wie die Luft hier gerade brannte? Pia dachte, dass ihr Vater von der Hitze eigentlich gleich in Flammen aufgehen müsste. Aber nichts dergleichen geschah.
»Ich möchte mit dir reden.« Auch seine Stimme klang ruhig und gesetzt wie immer. »Njala ist nicht das Pony, das ich mir für dich wünsche.« Er blickte zu Pia. »Ferrari hin, Ferrari her. Ich fahre schließlich wirklich keinen.«
Pia hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, jetzt wollte sie gar nicht mehr hören, was jetzt kam.
»Ich habe also beschlossen, mit Herrn Dr. Tackenberg zu sprechen, dass er Njala zurücknimmt.« Papa hob beschwichtigend die Hand, wollte den aufkeimenden Protest gleich ersticken.
»Aber«, fuhr er dann fort, »ich weiß, wie verrückt du nach Pferden bist und ich habe mich deswegen durchgerungen, dass wir uns dafür nach einem anderen Pony umsehen. Einem eigenen.«
Pia zuckte mit den Schultern. Das konnte Paps nicht verstehen.
»Ich will nur Njala«, sagte Pia und in dem Augenblick, als sie es sagte, wusste sie, dass sie sich vermutlich entscheiden musste, wenn sie es mit Njala hinbekommen wollte. Sie oder Sören. Beides ging irgendwie nicht.
°°°
Als Pias Vater das Zimmer verlassen hatte, war es Pia, als wäre alles nur noch leer. Ihre Freundin war stocksauer, Sören war mit anderen, vermutlich auch mit Jana, in ihrem Verlies gewesen und Papa hatte beschlossen, dass Njala wegmusste. Schlimmer hätte der Tag wohl kaum enden können. Wie unter Zwang angelte Pia nach ihrem Handy. Sie musste mit Sören reden. Wenigstens das aus der Welt schaffen. Wer weiß, wer Jana von ihrem Versteck am Strand erzählt hatte. In diesem Dorf blieb ja nichts geheim.
Hast du Jana vom Strand erzählt? Sie weiß davon. Pia
Wie komme ich dazu? Mit Jana rede ich doch gar nicht. Ist unser Geheimnis. Sören
Wer hat es ihr dann gesagt? Pia
Keine Ahnung. Wann sehen wir uns? Sören
Sobald ich auch nur einen Schritt gehen kann. Pia
Na also, das Thema Sören war geklärt. Jana log wie gedruckt, wenn es um Sören ging. Von wegen,
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