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ja nicht.
»Kannst die Winterschuhe anziehen, für den normalen Gebrauch sind sie ja jetzt ruiniert!«, brummelte Mama. Das war typisch. Die teuren Winterschuhe waren zerkratzt und das musste Pia noch einmal meterdick aufs Brot geschmiert werden.
Pia zog sich dicke Wollsocken an, einen Pullover und die Daunenjacke. Als sie vor die Tür trat, bemerkte sie, dass sie viel zu warm angezogen war. Der Wind hatte sich gelegt und die Sonne kämpfte sich immer mehr durch die Wolken. Dort, wo sie schon hinkam, erwärmte es sich schnell. Pia wandte den Blick über die Wiesen und musste die Augen zusammenkneifen, weil der Schnee so blendete. Als Pia zur Weide kam, wieherte Njala und kam gleich zum Gatter getrabt. »Hey, was ist denn mit dir los? Sollte es dir etwa leidtun?« Pia streichelte Njalas Hals und strich über den Rücken. Seit der Wurmkur hatte Njala wieder richtig zugenommen und wirkte viel proportionierter.
»Wenn du im Frühling dein Fell verloren hast, dann wirst du einfach nur noch wunderschön aussehen!« Pia strich die Haare von den Händen. Njala verlor bereits ihr Fell. »Nanu, sollte es bis zum Frühjahr nicht mehr weit sein und der Schnee ist nur der Rest des Winters? Du wirst es ja wissen, Njala.«
Dann nahm sie die Pferde von der Weide und hoffte, dass es keiner sah. Wodan ließ alles mit einer stoischen Ruhe über sich ergehen. Seit Njala bei ihm stand, war er so ruhig und zufrieden geworden, dass ihn nichts mehr erschüttern konnte.
»Gleich bist du dran, Njala. Und glaube mir, es wird klappen. Ich lass dich nicht im Stich. Niemals!«
Pia striegelte Njala, kratzte ihr die Hufe aus und kraulte sie zwischenzeitlich immer wieder. Njala stand so still, als hätte sie mit ihrem Ausbruch das letzte Stück Misstrauen ausgespuckt.
Als Njala und Wodan geputzt waren, merkte Pia, dass ihr Knie wieder anfing zu schmerzen. Sie würde es gleich hochlegen müssen. Sonst würde es morgen mit dem Treffen nichts werden. Und sie musste Sören sehen. Ganz dringend. Pia hätte nicht gedacht, dass sie wirklich Sehnsucht nach ihm hätte.
Pia streichelte Njala noch einmal und wollte die beiden gerade wieder auf die Weide zurückbringen, als sie Stimmen hörte.
»Das klappt ja wirklich gut, Pia!«, sagte ihre Mutter. »Obwohl wir ja eigentlich was anderes abgemacht hatten, oder?«
Pia blickte auf den Boden. Das war jetzt ernsthaft dumm gelaufen. Papa kam zu ihr hin und klopfte ihr auf die Schulter. »Konntest es nicht lassen, was?«
Pia schüttelte den Kopf. »Wie lange seid ihr schon da?«, fragte sie.
»Lange genug. Das Pferd steht ja still« sagte Papa erstaunt. »Der Zossen ist ja gar nicht wild und bösartig. Wie konnte dann sowas wie mit dem Boßler geschehen?«
»Ich sagte doch, es waren blöde Unfälle! Kann ja beim Fußball oder so auch passieren, oder?«
»Hm, und kannst du sie auch reiten?«
»Ich habe es bislang noch nicht versucht, aber das wäre dann die letzte Übung. Vorher müsen wir noch das Aufsatteln ausprobieren. Ich weiß nicht, wie lange das dann noch dauert. Njala bestimmt das Tempo und hier geht nichts sofort und nichts gleich, weißt du?«, sagte Pia und ihr Vater sah sie erstaunt an. Solche geduldigen Sätze aus dem Mund seiner Tochter?
»Ja, alles braucht seine Zeit, da hast du Recht und wenn man was richtig machen will, muss man sie sich nehmen und nichts überstürzen.«
»Genau, Paps.«
»Dann nimm dir die Zeit für dein Pferd, okay? Aber sei vorsichtig!«
»Oh Papa!« Pia stürmte auf ihn zu und nun drückte sie ihn doch so heftig, dass er fast keine Luft mehr bekam. Sie durfte Njala behalten und ohne Zeitdruck, ohne Stress.
°°°
Kann wieder etwas laufen. War schon bei Njala, Stress vorbei. Wollen wir uns morgen sehen? Pia
An unserem Ort? Um drei? Sören
Ja! Drei Smileys schmückten die SMS.
16.
Das Fädenziehen hatte Pia nicht wehgetan. Ab morgen musste sie auch wieder in die Schule.
Gleich nach dem Arztbesuch war sie zu Njala gegangen. Ihre Mutter hätte bestimmt Einwände gehabt, es war wirklich von Vorteil, dass sie wieder arbeitete und so Pia nicht ununterbrochen im Auge haben konnte. Ihr Vater war wieder einmal unterwegs im Land und drehte den Leuten irgendwelche Produkte an. Das Striegeln ging heute noch besser als gestern, weil Pias Knie viel weniger schmerzte.
Zurück im Haus, duschte Pia zunächst und färbte ihre Strähne mit einer Tagestönung nach. Sie musste hier unbedingt einen Friseur finden, der es genauso gut hinbekam wie in Gelsenkirchen. Jana
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