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sie kenne ihn gut. Jana war gar nicht Sörens Typ. Nie gewesen.
Mit diesem Wissen ging es Pia nun merklich besser. Sie würde um Njala kämpfen, wollte einfach nicht mehr auf die weichen Nüstern und das Schnauben ihrer Norwegerstute verzichten.
15.
In den nächsten Tagen wusste Pia nicht, wie die Entscheidung ihres Vaters ausgefallen war, ob er gar schon mit Dr. Tackenberg gesprochen hatte. Er sagte nichts dazu. Pia hasste das. Wie konnte er sich bei so einer wichtigen Sache dermaßen in Schweigen hüllen? Lustig war weiß Gott etwas anderes.
Njala war aber noch da. Er würde sie sicher auch nicht einfach so abholen lassen, das traute Pia ihrem Vater nun auch nicht zu.
Jana hielt sie, was Njala anging, auf dem Laufenden. Sie kam trotz des Streites täglich vorbei. »Lassen wir Sören außen vor, dann sind wir gute Freunde«, hatte sie gesagt. Und dass ein Typ wie er auch nicht nur einen Streit wert sei.
Pia war das nur Recht, dann konnte sie sich in ihrer freien Zeit ohne Janas Kontrolle Sören widmen. Ihre Handykarte neigte sich schon dem Ende. Sie hatte ihrer Mutter bereits eine neue Karte in Auftrag gegeben. Sören schrieb ihr oft. Ganz lieb. Er musste ein wahnsinnig großes Smiley-Reportoire haben. So viele Varianten kannte Pia nicht.
Morgen komme ich zu dir. Kann ja so tun, als sei ich in offizieller Mission da.
Sören
Pias Herz klopfte so schnell, dass sie glaubte, es hüpfe ihr gleich oben aus dem Hals heraus. Sören wollte kommen.
Warte lieber noch. Hier ist dicke Luft. Ich weiß noch nicht, ob ich Njala behalten darf. Pia
Ich warte. So lange wie es dauert. Sören
Pia atmete tief ein. Er musste sie wirklich mögen. Er wollte warten, damit sie Zeit für Njala hatte. Es ging zusammen, Pferd und Liebe. Njala und Sören. Bestimmt ging das.
°°°
Am Nachmittag hörte Pia Jana die Treppe hochpoltern. Sie hatte die Mütze noch auf und brachte eine Handvoll Schnee mit ins Zimmer. »Hier, damit du auch was davon hast!«
»Hat es so doll geschneit?« Pia hatte zwar die Flocken vor dem Fenster tanzen gesehen, sich aber nicht wirklich für das Ausmaß des Schneefalls interessiert.
Jana nickte, nahm die Mütze ab und klopfte ihre Jacke aus. Dabei wehte ein richtig kalter Hauch zu Pia und sie hatte das Gefühl, als habe ihre Freundin ein Stück von der Luft da draußen mitgebracht. Auf dem Boden bildete sich ein kleiner See.
»Wie geht es Njala?«
»Gestern noch gut, heute war ich nicht drüben, aber ich habe mit Ommens telefoniert, sie haben nichts gesagt.«
Pia nickte. »Sie ist also noch da.«
»Na, ohne was zu sagen, würde dein Pa sie schon nicht verschwinden lassen, er ist doch kein Monster.«
»Macht er auch nicht, habe trotzdem Angst davor.«
Jana schüttelte etwas unwirsch den Kopf. »Warum fragst du ihn eigentlich nicht selbst?«
»Weil ich nicht mehr mit ihm spreche.«
»Cool«, fand Jana. Pia eigentlich nicht. Sie liebte ihren Vater und wollte ihn nicht strafen. Aber sie konnte jetzt auch nicht mit ihm sprechen und so tun, als sei nichts.
»Nun ist ja erst mal Winter. Das Wetter taugt nicht für Pferdetransporte. Viel zu gefährlich.«
»Dann will ich nur hoffen, dass es so bleibt.«
Jana stellte den Fernseher an. »Mal gucken, ob sie eine Unwetterwarnung rausgeben. Bei dem Wetter. Ist ungewöhnlich hier. Aber wahrscheinlich kann man das besser im PC nachsehen. Ist auch egal. Kann man ohnehin nicht ändern, wenn es so ist.«
Die beiden Mädchen ließen sich vom Fernsehprogramm berieseln, bis Jana irgendwann auf die Uhr sah. »Muss los. Pferde füttern.« Sie zog sich die Jacke wieder an. Ihr Gesichtsausdruck wurde ernst. »Sören hat nach dir gefragt. Natürlich mit seinen Untergebenen um ihn herum. Wenn du meine Meinung wissen willst: Da geht was verdammt Mieses ab.« Jana stülpte sich die nasse Mütze über die Ohren. »Aber wir wollten den Kerl ja außen vor lassen.«
°°°
Als Pia am nächsten Morgen aufstand, war ihr Knie merklich abgeschwollen und es schmerzte kaum noch. Am Montag würden die Fäden am Kopf gezogen werden und dann konnte es hoffentlich weitergehen.
»Ich möchte noch vor dem Essen zu Njala, darf ich?«, fragte Pia.
Papa runzelte die Stirn.
»Ich will nur mit ihr schmusen, ich mache nichts …«
»Ich verlass mich drauf. Nur schmusen!«
Pias Herz machte einen Satz. Das war gut. Nur schmusen. Wenn sie den Weg zu Njala schaffte, könnte sie sich morgen sicher mit Sören treffen. Das würde sie hinbekommen, so weit war der Weg zum Strand
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