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9783944842165

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Titel: 9783944842165 Kostenlos Bücher Online Lesen
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brauchte sie danach sicher nicht zu fragen, ihr Outfit sagte eigentlich alles. Sie versuchte, die noch dünne rosa Narbe am Kopf zu überschminken, aber da das Ergebnis eher zweifelhaft war, wusch sie das Make- up wieder ab. Nur ihre Wimpern tuschte Pia ganz leicht, sie fand, dass ihre Augen dann schön strahlten.
    Heute musste sie sich auch nicht mehr ganz so warm anziehen. Die Sonne gestern und heute hatte ganze Arbeit geleistet und den Schnee rasch schmelzen lassen. Nur an besonders schattigen Plätzen fand man noch winzige Überreste. Das Weiß war allerdings bereits in ein schmutziges Grau übergegangen.
    Pia stand eine Weile recht unschlüssig vor dem Schrank, entschied sich dann aber für einen knallroten Pulli mit V-Ausschnitt und ihre enge Hose. Ein bisschen kam sie sich vor wie Ivonne. Sie fasste mit der Hand an den Stoff. Keinen Millimeter ließ er sich abziehen.
    Es war kurz vor drei, als sie sich auf den Weg machte.
    Sören stand dieses Mal schon am Kassenhäuschen. »Jetzt geht ’ s los!«, summte er und legte seinen Arm um ihre Schulter. Sie huschten rasch über den Weg zum Umkleidehaus. Es war in der Zwischenzeit scheinbar keiner hiergewesen, die Tür war noch immer unverschlossen.
    »Die kontrollieren außerhalb der Saison kaum«, sagte Sören zufrieden. Wieder hatte er alles dabei. Einen Kocher, eine Kerze und zwei kleine Kissen. Doch es klimperte in seiner Tasche, als er die Sachen ausgepackt hatte.
    »Was ist das?« Pia ließ sich schon auf die Kissen fallen.
    »Ein bisschen was zu trinken. Tee, wie sonst auch.«
    Pia runzelte fragend die Stirn.
    Sören holte zwei Becher heraus, die Thermoskanne und goss ein. Es roch nach Alkohol. Ein bisschen so wie das Zeug, das der betrunkene Boßler in seinen Becher gegossen hatte.
    »Das wärmt richtig.«
    Pia schnüffelte daran und zog ihre Nase in Falten. »So was mag ich nicht. Das ist nicht nur Tee. Glaub ich.«
    »Vielleicht damit?« Sören ließ ein Stück Zucker in den Becher fallen. Es spritzte und auf dem Boden kugelten sich zwei braune Teetropfen im Staub.
    Pia schüttelte den Kopf. »Ich habe das noch nie getrunken. Ich weiß nicht.« Sie zögerte.
    Sören nahm selbst einen großen Schluck. »Schmeckt«, stellte er fest. »Ist wohl wirklich was drin.« Er schmatzte, als schmecke er ab. »Wird wohl nicht viel sein.«
    Pia stieß den Becher beiseite, als er ihn ihr erneut hinhielt. »Warum weißt du nicht, was da drin ist, wenn du den Tee selbst gekocht hast?«
    »Ich habe Rooibos-Tee hineingetan. Mit Vanille-Karamell-Geschmack. Warum der nun so nach Alkohol riecht, weiß ich nicht. Aber er schmeckt.« Wieder hielt Sören Pia den Becher hin. »Nun trink schon!«
    »Nein«, entfuhr es Pia. »Ich bin erst dreizehn.«
    Sören zuckte mit den Schultern. Er stellte den Becher ab und setzte sich zu Pia auf die Erde. Seine Hand strich die rote Strähne nach hinten. »Du hast schöne Ohren«, sagte er. Sein Atem kitzelte an ihrem Hals. Pia wandte Sören ihr Gesicht zu. Seine Lippen strichen kurz über ihre. Er schmeckte ein bisschen nach dem Teegetränk, das unablässig den Alkoholgeruch durch den muffigen Umkleideraum ziehen ließ.
    »Willst du nicht doch was?«, raunte Sören nach einer Weile.
    »Aber nur einen winzigen Schluck«, sagte Pia. Sie hatte wirklich Durst. Und Sören schien das Gebräu ja auch ganz gut zu bekommen.
    Es gluckste, als die Flüssigkeit in den Becher lief. »Nicht so viel.«
    Sören schmiss zwei Stücke Würfelzucker hinein und hielt es Pia hin.
    Es schmeckte seltsam. Nicht wirklich gut, aber auch nicht schlecht. Nur irgendwie erwachsen. Jedenfalls kam Pia sich so vor.
    Sie schlürfte nach und nach den ganzen Becher leer. Schließlich fühlte sie sich leicht wie eine Feder und so schwindelig, als sei sie gerade der Achterbahn entsprungen.
    Sören begann sie zu küssen. Wieder glitten seine Lippen zunächst nur ganz leicht über ihre Wange, bis sie schließlich doch auf ihren Lippen landeten. Er hielt Pia fest mit der Hand umfasst. Pia wollte das nicht, es war ihr zu eng. Sie versuchte, sich aus der Umklammerung zu befreien, aber es ging nicht. Sie hatte keine Kraft. Es war, als habe sie ihren ganzen Willen mit der getrunkenen Tasse Tee abgegeben. Pia versuchte, sich wegzudrehen, aber Sören war stärker, schien ihren Widerstand gar nicht zu bemerken. Pia glaubte, die Luft bliebe ihr weg, wenn sie nicht schnellstmöglich ein bisschen auf Abstand ginge.
    Plötzlich polterte es. Die Tür wurde aufgerissen und sie wurden von zwei kurzen

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