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99 Särge: Roman (German Edition)

99 Särge: Roman (German Edition)

Titel: 99 Särge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Xiaolong Qiu
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Konsequenzen zu rechnen hätte, wenn ich nicht kooperierte. Am selben Abend hat Dang angerufen und gesagt, ich müsse aufgeben.«
    »Was aufgeben?«
    »Das weiß ich selbst nicht. Vielleicht sollte ich ihnen alles erzählen oder ihnen etwas geben, von dem sie meinen, dass Zhou es mir anvertraut hat. Wenn ich das nicht täte, würden die Bilder veröffentlicht werden, das haben sie mir zu verstehen gegeben. Daraufhin bin ich weggelaufen.«
    »Können Sie sich denken, wo ich die Bilder gefunden habe?«, fragte Chen direkt. »In Dangs Computer.«
    »Was?!«
    »Er ist hinter etwas her, aber ich kann noch nicht sagen, was es ist.«
    »Zhous Name war bereits in den Schmutz gezogen worden. Ich wollte nicht, dass das noch einmal passiert, nicht wegen mir. Er hatte mir gesagt, dass er die Sache mit der Villa geheimgehalten habe, also bin ich hierhergekommen.«
    »Aber lange können Sie sich nicht hier verkriechen. Und was dann?«
    »Ich weiß es nicht. Zwei bis drei Monate werde ich wohl von meinen Ersparnissen leben können. Vielleicht hat sich der Sturm ja bis dahin verzogen, und ich kann anderswo ein neues Leben beginnen.«
    Dann ging es also weniger darum, dass sie etwas über Zhou preisgab, sondern vielmehr um irgendetwas, das Zhou ihr möglicherweise gegeben hatte.
    Ihre Geschichte war unwahrscheinlich, dennoch glaubte Chen ihr, auch wenn sie vielleicht nicht ganz so unschuldig war, wie sie tat. Hinter was waren Dang und Jiang her? Hier öffnete sich ein ganzes Feld neuer Möglichkeiten.
    »Ein verborgener Schatz?«, murmelte er, wie zu sich selbst.
    Es hieß, Zhou habe unermessliche Reichtümer angesammelt. Was im Internet aufgetaucht war, konnte nur die Spitze des Eisbergs sein. Daher glaubte Dang offenbar, dass Fang mehr wusste, als sie zugab.
    Jiang hingegen musste hinter etwas anderem her sein. Wegen eines großen Geldbetrags würde die Stadtregierung sich nicht so engagieren. Das wäre das Risiko nicht wert. Es würde nur unliebsame Aufmerksamkeit auf derartige Korruptionsfälle lenken, was keineswegs im Interesse der Stadtregierung war.
    »Diese Leute sind zu allem fähig«, murmelte sie, Chens Äußerung ignorierend.
    Chen überlegte, dass Jiangs dauerhafte Präsenz in der Villa Moller jetzt, wo sich auch die Delegation aus Peking dort aufhielt, zum Problem werden konnte. Selbst wenn Fang ihm nicht alles gesagt hatte und sich keine Details entlocken ließ, so war ihre Furcht doch echt. Wenn Zhou wegen etwas ermordet worden war, wovon Chen nicht wusste, was aber irgendwo dort draußen existierte, dann konnte sie leicht das nächste Opfer sein. Das war der eigentliche Grund ihrer Flucht.
    Zhou musste etwas Wichtiges versteckt haben, aber das hieß nicht, dass Fang es besaß. Und dieses mysteriöse Etwas, das für Zhou über Leben und Tod entschied, musste nicht notwendigerweise auch dieselbe Bedeutung für Fang haben. Warum hielt sie also daran fest und machte sich selbst zur Zielscheibe?
    Für Jiang hingegen musste diese Sache eine ernstliche Bedrohung darstellen, die Zhou als Schutzschild hatte nutzen wollen. Doch bei den Ermittlungen war nichts Derartiges entdeckt worden – zumindest soweit Chen wusste.
    Wie konnte der Oberinspektor ihr also helfen? Während andere aus ihm unbekannten Motiven intrigierten – vielleicht sogar gegeneinander –, würde er ihren Aufenthaltsort geheimhalten, damit man ihm Fang nicht vor der Nase wegschnappte.
    Er tauchte ein Stück Stinkenden Tofu in scharfe Soße. Es war bereits kalt, aber immer noch knusprig. Leider war ihm die Soße nicht scharf genug, wie auch Lu Xun das in einer seinen Erzählungen mehrfach beklagt hatte.
    Wenn Fang vorerst hierbliebe, würde das niemandem schaden, überlegte er. Es würde keine Behinderung der Ermittlungen darstellen. »So wie die Dinge liegen, halte ich es für das Beste, wenn Sie noch eine Weile in der Villa bleiben – zu Ihrer eigenen Sicherheit. Sie dürfen keinerlei Kontakt nach außen aufnehmen. Wissen Ihre Eltern, wo Sie sind?«
    »Nein, das sind altmodische Leute. Es wäre ein Schock für sie, wenn sie erführen, dass ich mich in einer Villa aufhalte, die Zhou mir geschenkt hat. Ich habe nie mit ihnen darüber gesprochen.«
    »Das ist gut. Kein Kontakt, auch nicht zu Ihren Eltern, ehe ich Ihnen ein Signal gegeben habe. Es wird nicht mehr lange dauern«, sagte Chen. Dann zog er das kleine rote Prepaid-Handy aus der Tasche und schob es ihr hin. »Nehmen Sie das. Ich werde Sie darauf anrufen, wenn die Sache vorüber ist.« Er aß noch

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